Arne Weber, Inhaber der Baufirma HC Hagemann, prägt Hamburgs Süden und hat eine enge Bindung zu Helgoland. Er wird für sein Lebenswerk geehrt

Helgoland. Arne Weber steht vor einer Informationstafel auf dem Helgoländer Oberland. Die wichtigsten Gebäude sind in einem Index auf dem Stadtplan aufgeführt. Weber geht die Liste durch: Wohn- und Geschäftshäuser, öffentliche Bauten, Katholische Kirche, Evangelische Kirche: „Beide Kirchen gebaut von HC Hagemann“, sagt er. Etliche andere Gebäude auch. Wenn man Weber trifft, hört man diesen Satz immer wieder, und jedes Mal hat er seinen Spaß daran: „Es ist leichter aufzuzählen, was HC Hagemann auf Helgoland nicht gebaut hat, als das, was wir gebaut haben.“ Auch aus der Firmengeschichte in dunklen Tagen macht er keinen Hehl: „Der Turm dort drüben war vor dem Zweiten Weltkrieg als Flakstellung errichtet worden, später wurde er zum Leuchtturm umgebaut. Beides ausgeführt von HC Hagemann.“ Dessen Chef und Eigner ist seit 1972 Weber, mit Hauptsitz in Harburg.

Webers enge Beziehung zu Helgoland, Deutschlands einziger Hochseeinsel, Heimat seiner Mutter und einer Großmutter, gibt einen guten Einblick in sein berufliches Lebenswerk, in seine Geschäftstüchtigkeit und Freude am Querdenken. 2008 erregte er Aufsehen mit dem Vorschlag, die Hauptinsel und die Badedüne durch eine Aufspülung miteinander zu verbinden. Der Verkauf des neu entstehenden Baulandes hätte sich schön rentiert, meint Weber. Eine knappe Mehrheit der Helgoländer entschied sich nach langer Debatte dagegen. „Der Beharrungswillen hier ist hoch“, sagt er. Sein eigener allerdings auch: „Vielleicht kommt das Thema ja mal wieder mal auf den Tisch.“

Auch beim Aufbau einer Infrastruktur für die Offshore-Windkraft-Branche auf der Insel mischt Weber kräftig mit. Sein Vier-Sterne-Hotel Atoll mit 49 Zimmern vermietete er im vergangenen Jahr für zehn Jahre an den Windparkbetreiber WindMW. Das Unternehmen lässt in der modernen, komfortabel ausgestatteten Herberge nun seine Servicetechniker wohnen. Von den Einheimischen trug ihm das wie so oft gleichermaßen Kritik wie auch Lob ein. „Wir glauben nicht an Offshore“, sagt der frühere Gastronom Hans-Jürgen Hupfeld. „Ich bewundere Arne Weber für sein unternehmerisches Engagement“, sagt hingegen Helgolands Bürgermeister Jörg Singer.

Die Insel allerdings, sagt Weber, zeige letztlich nur einen kleinen Ausschnitt. Insgesamt fremdelt er damit, schon mit 69 Jahren für sein Lebenswerk ausgezeichnet zu werden. „Als ich davon erfuhr, dachte ich zuerst, Mist, jetzt hast du alles durch, jetzt bist du raus.“ Dann allerdings beruhigte er sich wieder. Denn der Porschefahrer, Schiffseigner, Gourmet und frühere Segler will noch einiges abarbeiten. Als nächstes steht der Bau eines neuen Restaurants am Harburger Binnenhafen auf dem Plan. Dort hatte Weber schon in den 1990er Jahren gemeinsam mit dem Sternekoch Michael Wollenberg Furore gemacht, als sie das Marinas betrieben, das als eine der besten Fischgastronomien in Deutschland galt.

Weit größere Bedeutung für Harburg hat bis heute der so genannte Channel, ein städtebauliches Pionierprojekt. 1989 kaufte Weber das Gebäude einer ausgedienten Seifenfabrik, sanierte und vermietete es weiter. In den Aus- und Umbauten am Harburger Binnenhafen siedelten sich in den folgenden Jahren etliche Technologieunternehmen an, vor allem Zulieferfirmen für den Flugzeughersteller Airbus. Ein umgebauter Kornspeicher und der „Channel Tower“ – beides Bauwerke von HC Hagemann – sind Wahrzeichen für die Neuerfindung des Quartiers.

Weber war treibende Kraft des Vereins, der heute unter dem Namen Channel Hamburg das Standortmarketing am Harburger Binnenhafen betreibt. „Ich kenne Arne Weber als sehr innovativen Bauunternehmer, der sich nie scheut, für eine große Idee ins Risiko zu gehen“, sagt Professor Hans-Jörg Schmidt-Trenz, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Hamburg: „Das visionäre Stadtentwicklungsprojekt Channel Hamburg ist untrennbar mit seinem Namen verbunden.“

Auch außerhalb Hamburgs war Weber präsent. Den Fall des Eisernen Vorhangs begriff er in seiner Dimension sofort. Die ersten Projekte, die HC Hagemann in der 1990 noch real existierenden DDR verwirklichte, wurden in Ostmark bezahlt. Etliche Aufträge folgten, in Rostock, Stralsund, auf Hiddensee.

In Hamburg betreut sein Unternehmen, das mit 250 Mitarbeitern zuletzt 50 Millionen Euro Jahresumsatz machte, viele Prestigeprojekte. Der Umbau des neuen und die Sanierung des alten Elbtunnels zählen dazu. Spezialbau ist sein Metier. Auch auf Helgoland wäre noch viel zu tun, meint Weber vor der Langen Anna. Der Buntsandsteinfelsen, ein Wahrzeichen Deutschlands, wird unterspült und droht abzubrechen. Gemeinsam mit dem Hamburger Mäzen Peter Tamm sammelte Weber zu Beginn der 2000er Jahre Geld, um die Lange Anna mit Betonfüllungen und Stützkonstruktionen zu retten. Die Helgoländer lehnten das Bauprojekt ab: „Die finden, es muss so sein, dass der Felsen irgendwann fällt“, sagt Weber. Ihm gefällt diese Sturheit, auch wenn er sie kritisiert. Weber hat sie, als halber Helgoländer, ja schließlich selbst.