Nach einer Stagnationsphase wurden von Januar bis Mai 2,5 Prozent mehr Seegüter umgeschlagen

Hamburg. Kaum eine Branche ist so veränderlich wie die Handelsschifffahrt. So wie das Wetter auf See von jetzt auf gleich umschlägt, können auch Warenströme plötzlich versiegen oder neu entstehen. War der Seegüterumschlag im Hamburger Hafen im vergangenen Jahr vor allem von Stagnation geprägt und ging das Containeraufkommen Anfang dieses Jahres sogar zurück, hat nun eine Erholung eingesetzt. Das geht aus neuesten Umschlagzahlen hervor, die dem Abendblatt vorliegen. Um 2,5 Prozent legte der Seegüterumschlag in den ersten fünf Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu.

Vor allem April und Mai haben sich als starke Monate erwiesen. Je nach Ladungsart verliefen sie aber unterschiedlich: Während das Massengutaufkommen im Mai gegenüber dem Vormonat um 23 Prozent sank, setzte sich der Aufwärtstrend beim wichtigsten Indikator für den Zustand des Hafens, dem Containeraufkommen, fort. Allein im Mai, der kein besonders herausragender Monat im Hafenumschlag ist, wurden gegenüber dem April 4,9 Prozent mehr Container verladen. Gegenüber dem Mai 2012 betrug die Steigerung 3,4 Prozent. Dem Vernehmen nach hat vor allem der Terminalbetreiber Eurogate, der in den vergangenen Monaten starke Einbrüche beim Ladungsaufkommen hatte, wieder aufgeholt. Das Unternehmen konnte mit der israelischen Schifffahrtslinie ZIM und mit Unifeeder zwei neue Kunden für Hamburg akquirieren.

Das alles weist daraufhin, dass der Hamburger Hafen nach einem Einbruch in den Wintermonaten offenbar wieder Wachstumskurs aufnimmt. Allerdings lassen die Zahlen noch keine Rückschlüsse auf die Marktsituation zu. Diese wird sich erst herauskristallisieren, wenn die Daten der Wettbewerbshäfen an der Nordsee vorliegen. Insbesondere die Umschlagzahlen von Rotterdam werden mit Spannung erwartet. Hamburgs Hauptkonkurrent hatte nämlich gerade im ersten Quartal 2013 um 4,2 Prozent zulegen können, während Hamburg Ladung verlor.

Wie das Abendblatt erfuhr, nimmt der Containerhandel mit Asien, dem größten Partner des Hafens, weiter ab. Im Vergleich zum Vorjahrszeitraum gab es in den ersten fünf Monaten ein Minus von 0,9 Prozent. Offenbar schlägt hier weiter die Konjunkturabkühlung in China durch. Hingegen boomt geradezu der Containerverkehr über die Ostsee nach Osteuropa. Hier lag die Steigerung bei 9,2 Prozent. Auch der Handel mit Skandinavien hat zugelegt, immerhin um 6,3 Prozent.

Die Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) wollte die Entwicklung nicht kommentieren. „Die Halbjahreszahlen werden erst in einigen Wochen vorliegen“, erklärte HPA-Sprecher Alexander Schwerdtner. „Vorher sagen wir nichts.“ Er fügte hinzu: „Wir sehen aber, dass insbesondere die Zahl der Großschiffe im Hamburger Hafen ab 10.000 TEU in den vergangenen Monaten wieder stark zugenommen haben. Deshalb sind wir optimistisch.“ Schöner wäre es allerdings, wenn die Großschiffe auch mehr Ladung transportieren könnten, sagte Schwerdtner. Deshalb sei die Elbvertiefung weiterhin unverzichtbar.

Unterdessen wollen die Eigentümer und Betreiber mit einem neuen Vermarktungskonzept den JadeWeserPort in Wilhelmshaven stärken. Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies stellte dazu am Montag eine landeseigene Marketingagentur vor. Diese soll auf Reeder und Logistiker zugehen, damit diese mehr Schiffe nach Wilhelmshaven schicken. Deutschlands einziger Tiefwasserhafen, den auch die größten Containerschiffe voll beladen zu jeder Zeit erreichen können, hat die Erwartungen bisher nicht erfüllt.