Mehr als 40 Aussteller aus Hamburg sind dabei. Die deutsche Industrie ist trotz der Krise in Europa überwiegend zuversichtlich für 2013

Hamburg. Die derzeitige Schwäche der Wirtschaft in der Euro-Zone kann der Hannover Messe nichts anhaben: Die Veranstalter erwarten abermals eine Rekordbeteiligung auf der weltgrößten Investitionsgütermesse, die an diesem Montag beginnt. "Etwa 6500 Aussteller haben sich angemeldet, bei der vergleichbaren Veranstaltung im Jahr 2011 waren es gut 6300", sagt Doris Petersen, Bevollmächtigte der Deutschen Messe für Hamburg und die anderen norddeutschen Bundesländer. "Das Freigelände und alle 25 Hallen sind voll ausgebucht."

Dabei hat selbst die Zahl der Aussteller aus den krisengeplagten Ländern Spanien und Italien nicht abgenommen. "Für Unternehmen aus diesen Staaten ist der Export noch wichtiger geworden, weil der dortige Binnenmarkt weitgehend weggebrochen ist", sagt Petersen.

Eines der Leitthemen der diesjährigen Messe ist die Fabrik der Zukunft. Was dies bedeutet, zeigt eine Demonstrationsanlage des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz: In der sogenannten "Industrie 4.0" sind Maschinen, Lagersysteme und Betriebsmittel miteinander vernetzt. "Für die Unternehmen wird es immer wichtiger, noch kosten- und ressourceneffizienter zu produzieren, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können", sagt Petersen.

Moderne Anlagen seien zudem in der Lage, Güter immer individueller nach den Wünschen der Kunden herzustellen, etwa indem die Produkte ihren Fabrikationsprozess durch Funkchips selber steuern.

Zwar dominieren deutsche Maschinenbauer und Technologiefirmen in Hannover rein zahlenmäßig noch immer, aber schon 730 Aussteller kommen aus China und mehr als 160 aus dem diesjährigen Partnerland Russland.

Hamburg ist keine Hochburg des Maschinenbaus wie etwa Baden-Württemberg, aber immerhin gut 40 Aussteller aus der Hansestadt sind auf der Messe vertreten. Einer von ihnen ist die Firma Technische Antriebselemente, ein mittelständisches Familienunternehmen aus Hummelsbüttel. Das Unternehmen produziert unter anderem Zahnräder, Getriebe und Gelenkwellen, die in Maschinen eingebaut werden und die auch für die "Fabrik der Zukunft" wichtig sind. "Unsere hochpräzisen Führungen bewegen Werkstücke mit einer Genauigkeit von Tausendstel Millimetern", sagt Barbara Preuß, Vertriebsleiterin der Firma mit 15 Beschäftigten in Hamburg und Schwestergesellschaften auch in den USA und China.

"Das Produktspektrum reicht bis zu Schienen und Rollen für Brückenkrane, die in Werkhallen schwere Lasten tragen", erklärt Preuß. Eine Neuheit, die das Unternehmen auf der Messe zeigt, ist ein Elektrohubzylinder, der zum Beispiel für das Aufkleben von Etiketten eingesetzt werden kann. Bisher habe man dafür in der Regel Druckluftantriebe verwendet: "Es gibt aber einen Trend weg von der Pneumatik und Hydraulik hin zur Elektromechanik, auch aus Umweltgründen."

Abermals ist Hamburg nicht mit einem Gemeinschaftsstand auf der Messe präsent, während sich nach Angaben von Doris Petersen fast alle anderen deutschen Regionen als Wissenschaftsstandort dort präsentieren. Erstmals sei aber die Hamburgische Gesellschaft für Wirtschaftsförderung (HWF) als Aussteller vertreten, um bei potenziellen Investoren für den Standort Hamburg zu werben. Auch auf der Teilmesse Metropolitan Solutions, die technologische Lösungen für Metropolen und Megastädte vorstellen will, zeigt Hamburg Flagge: Die HafenCity und die Internationale Bauausstellung (IBA), zwei europaweit beachtete Projekte, werden als Modelle für nachhaltige Stadtentwicklung vorgestellt. In diesem Rahmen wird es auch einen Tagesausflug mit ausländischen Interessenten von Hannover zur IBA geben.

Wie in den Vorjahren will die Hannover Messe darüber hinaus mit speziellen Veranstaltungen wieder einen Beitrag dazu leisten, junge Menschen für Wissenschaft und Technik zu begeistern. Allerdings sind die Beschäftigungsperspektiven in den vier großen Industriebranchen Deutschlands in diesem Jahr nicht so hervorragend wie im Vorjahr, wie eine Abendblatt-Umfrage ergab: Während 2012 die Zahl der Beschäftigten in diesen vier Wirtschaftszweigen insgesamt um 43.000 Personen zunahm, wird für 2013 Stagnation erwartet. "Noch immer sind aber Ingenieure und Facharbeiter knapp", sagt Olaf Wortmann, Konjunkturexperte beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). "Mit ihnen könnte die Produktion weiter gesteigert werden." Auch Andreas Gontermann, Chefvolkswirt des Zentralverbands Elektronik- und Elektroindustrie (ZVEI), nennt den Fachkräftemangel als eine der Herausforderungen. Die Branche sei angesichts von Megatrends wie dem effizienten Einsatz von Energie jedoch gut aufgestellt und rechne für 2013 mit einem leichten Produktionsanstieg.

Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) erwartet einen Anstieg des Branchenumsatzes um zwei Prozent. Zwar bleibe die Lage in Europa schwierig, sagt Matthias Wissmann, Präsident des Verbands der Deutschen Automobilindustrie (VDA). Wegen der Stärke auf anderen Weltmärkten, etwa in den USA, könne die deutsche Automobilindustrie die Rückgänge in Westeuropa aber weitgehend ausgleichen.