Es ist noch gar nicht so lange her, da galt die Industrie als "out". Stellte ein Unternehmen Produkte her, die schwerer sind als ein Computer, wurde es als Teil der überkommenen Old Economy eingestuft. Gefeiert hingegen wurde die Idee der postindustriellen Gesellschaft. Mit steigendem Wohlstand verliere die Erzeugung und Verarbeitung von Rohstoffen an Bedeutung, diese Wirtschaftszweige würden weitestgehend verdrängt vom Dienstleistungssektor - so die Theorie.

Inzwischen sieht man dies jedoch in etwas anderem Licht. Denn Deutschland ist sehr viel besser durch die jüngsten Krisen gekommen als viele andere europäische Staaten. Mit 26 Prozent verfügt die Bundesrepublik aber auch über einen sehr viel höheren Industrieanteil an der Wirtschaftsleistung als zum Beispiel Großbritannien, wo dieser Anteil seit Mitte der 1990er-Jahre von 21 Prozent auf 13 Prozent gesunken ist. Ähnliches gilt für Frankreich, dort ist der Anteil der materiellen Produktion von 18 Prozent auf rund zwölf Prozent gefallen. Gemessen daran steht selbst die Dienstleistungsmetropole Hamburg mit einer Industriequote von 16 Prozent nicht schlecht da.

Längst hat man sich in den USA ein ehrgeiziges Programm der Reindustrialisierung auf die Fahne geschrieben. Auch Hamburg tut gut daran, sich auf den Wert des verarbeitenden Gewerbes als Anker der Wirtschaft zurückzubesinnen. Dazu gehört aber, den Nachwuchs auf dem naturwissenschaftlich-technischen Feld zu fördern. Die an der Universität Hamburg angeblich geplanten Einschnitte in den Fakultäten Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften passen dazu nicht.