Legt man derzeit 5000 Euro für sechs Monate an, gibt es bei der Haspa nur noch 0,20 Prozent Zinsen. Was Experten jetzt raten.

Hamburg. Es ist erst wenige Jahre her, da gab es bei einigen Banken noch mehr als vier Prozent Zinsen für Sechs-Monats-Festgeld. Inzwischen sind es im Durchschnitt nach Angaben der FMH-Finanzberatung in Frankfurt gerade noch rund 0,8 Prozent. Dieser Wert ergibt sich jedoch nur durch die Spitzenofferten von - zumeist ausländischen - Direktbanken von bis zu 1,80 Prozent. So viel bietet MoneYou, eine Tochter des niederländischen ABN-Amro-Konzerns.

Bei Filialbanken gibt es hingegen sehr viel niedrigere Zinsen. So zahlt die Haspa 0,20 Prozent. Das sind bei 5000 Euro Anlagebetrag gerade einmal fünf Euro Zinsen nach sechs Monaten. Nur: Die Inflationsrate liegt bei zwei Prozent. Man verliert also Geld. So geht es allerdings sehr vielen Deutschen. Nach Angaben der Bundesbank aus dem Januar-Monatsbericht haben die Bürger 1,461 Billionen Euro bei Banken und Sparkassen angelegt und damit nach Berechnungen der FMH-Finanzberatung eine durchschnittliche Verzinsung von mageren 0,83 Prozent erzielt. Den größten Teil des gesamten Anlagebetrages, rund 836 Milliarden Euro, hielten die Sparer als täglich verfügbares Geld - und das zu einem Zins von im Schnitt sogar nur 0,59 Prozent.

Dabei resultiert die höhere Rendite des Termingeldes jedoch nicht zuletzt aus älteren Verträgen, die noch in Zeiten höherer Zinsen abgeschlossen wurden. Gerade Filialbanken aber bieten inzwischen für Tagesgeld bessere Konditionen als für Sechs- oder Zwölf-Monats-Festgeld. Ein Beispiel: Bei der Haspa bekommt man 0,5 Prozent Zinsen auf Tagesgeld. Legt man das Geld dort für ein Jahr fest an, gibt es nur 0,25 Prozent. Zu den Gründen dafür wollte sich die Haspa nicht äußern.

Experten haben Erklärungen für diese Differenz. "Tagesgeld ist ein Ankerprodukt, auf das viele schauen", sagt Max Herbst, Inhaber der FMH-Finanzberatung. "Außerdem kann die Bank hier schnell auf Marktschwankungen reagieren, sollten etwa die Leitzinsen noch weiter gesenkt werden." Nach Einschätzung von Herbst ist es nicht erstaunlich, dass vor allem die größeren Filialbanken nur noch so niedrige Zinsen bieten: "Banken können sich untereinander für weniger als 0,5 Prozent Geld leihen, sie sind dafür nicht auf die Kunden angewiesen." Wenn etwa die Postbank für einen Betrag von 5000 Euro, festgelegt auf sechs Monate, nur 0,05 Prozent Zinsen anbiete, sei das "ein ganz klares Zeichen, dass sie das Geld gar nicht will", so Herbst.

Trotz des zuletzt klar abwärts gerichteten Trends werde es aber keine Nullzinsen oder gar Negativzinsen für Privatkunden geben, sagt Horst Biallo, Geschäftsführer der Finanzberatung Biallo & Team: "Dazu wird es nie kommen, schon weil die Computerprogramme der Banken darauf nicht eingerichtet sind."

Dass große Filialbanken ihre Kunden mit so schlechten Konditionen abspeisen können, hat nach Auffassung von Max Herbst auch nicht selten mit der Trägheit dieser Kunden zu tun: "Die meisten Menschen wechseln nicht den Anbieter, weil sie das für zu aufwendig halten und denken, dass sich das nicht lohnt." Dabei macht selbst eine Zinsdifferenz von einem Prozentpunkt bei einem Anlagebetrag von 10.000 Euro immerhin einen Unterschied von 100 Euro pro Jahr aus. Tatsächlich sei die Eröffnung eines neuen Kontos bei einer anderen Bank aber einfacher, als viele glaubten, sagt Biallo: "Per Internet dauert das keine fünf Minuten." Menschen, die das Konto nicht online führen können oder wollen, sollten darauf achten, dass auch Telefonbanking möglich sei - wie etwa bei der ING-DiBa.

Biallo rät, sich einen Zinssatz wenigstens in der Nähe der aktuellen Inflationsrate zu sichern, um nicht allzu empfindliche reale Vermögensverluste hinnehmen zu müssen. Das geht sowohl mit Tagesgeld als auch mit Festgeld. Angesichts des aktuellen Zinsumfelds spreche nichts eindeutig für die eine oder die andere Variante, sagt Edda Castelló, Finanzexpertin der Verbraucherzentrale Hamburg: "Wie sich die Marktzinsen entwickeln, weiß niemand." Wenn man das anzulegende Vermögen zwischen Tages- und Termingeld splitte, könne man auch auf einen Zinsanstieg reagieren, so Biallo. "Langfristig werden wir wohl wieder aus dem Zinstal herauskommen", meint er. Daher wäre es nach seiner Ansicht ein zu großes Risiko, sich auf vier oder fünf Jahre festzulegen.

Für die nächste Zeit hingegen sei "keine Tendenz erkennbar, dass die Zinsen deutlich nach oben gezogen werden", sagt Herbst. Aus diesem Grund spreche wenig dagegen, auf den Zinsvorteil von 0,5 Prozentpunkten zwischen Ein- und Drei-Jahres-Festgeld zu verzichten.

Von der Herkunft der Direktbanken mit den besten Angeboten solle man sich nicht abschrecken lassen, sagt Edda Castelló: "Diese Banken würden hier kein Geld einsammeln können, wenn sie nicht wenigstens der europäischen Einlagensicherung angehören. Damit sind 100.000 Euro in jedem Fall abgesichert."

Beim Tagesgeld könne es allerdings ratsam sein, auf die Konditionen für Bestandskunden zu achten, wenn man nicht schon einige Monate später wieder den Anbieter wechseln wolle. Denn in manchen Fällen gelte ein besonders günstiger Zinssatz nur für einen begrenzten Zeitraum.

Auch beim Festgeld gebe es Fallen, sagt Max Herbst: "Wenn man nicht rechtzeitig kündigt, wird das Geld bei manchen Banken automatisch noch einmal für den gleichen Zeitraum angelegt - zu einem dann womöglich niedrigeren Zinssatz."