Advent übernimmt mehr als 75 Prozent des Thalia-Mutterkonzerns. Die Buchhandelskette wird weiter saniert. Gewinnorientierte Gangart.

Hamburg. Beim Douglas-Konzern dürfte demnächst ein schärferer Wind wehen - und damit auch bei der angeschlagenen Buchhandelstochter Thalia. Waren es bisher noch mit dem Unternehmen verbundene Eigentümerfamilien, die den Kurs des Handelskonzerns bestimmten, übernimmt nun der Finanzinvestor Advent das Ruder.

Advent hatte angekündigt, bis zum gestrigen 4. Dezember um Mitternacht mindestens 75 Prozent der Douglas-Stimmrechte erreichen zu wollen. Diese Schwelle übersprang Advent bei dem Konzern mit Thalia, seiner Schmuckkette Christ, den Modehäusern AppelrathCüpper und der Süßwarenkette Hussel nun vorzeitig: Bereits bis Montagabend seien 76,21 Prozent des Douglas-Grundkapitals dem Übernehmer aus Boston angedient worden. Der Käufer bietet 38 Euro je Douglas-Aktie. Die Kartellbehörden hatten die Übernahmepläne für den Konzern mit mehr als 24.000 Mitarbeitern und knapp 2000 Läden bereits freigegeben.

Vor der Übernahme hatte sich die Gründerfamilie um Douglas-Vorstandschef Henning Kreke bereits mit dem Käufer, der weltweit in mehr 600 Firmen investiert ist, über das Vorgehen verständigt: Der 12,7-Prozent-Anteil der Familie geht nach dem Übernahmeplan für 190,7 Millionen Euro an den Finanzinvestor, 160,6 Millionen davon steckt der Gründerclan dann in die künftige Eigentümerholding, an der er 20 Prozent halten soll. Auch die beiden anderen Großaktionäre, der Drogerieunternehmer Erwin Müller (12,0 Prozent) und der Lebensmittelkonzern Oetker (25,8 Prozent), hatten Advent versprochen, ihre Anteilsscheine für jeweils 38 Euro an Advent abzutreten. Der künftige Mehrheitseigentümer hatte dadurch bereits 50,5 Prozent der Douglas-Anteile sicher. Nun konnte Advent auch ausreichend andere Aktionäre von der Offerte überzeugen.

Der neue Eigentümer wird nach Schätzungen von Analysten eine rationale, stark gewinnorientierte Gangart einführen: "Mit der erreichten Anteilshöhe kann Advent zukünftig bei Bedarf schnelle und konsequente Entscheidungen durchsetzen", sagt Thilo Kleibauer, Analyst bei M.M.Warburg. Zunächst werde es einige negative Meldungen von Douglas geben, ergänzte Haspa-Analyst Christian Hamann. Advent werde vorerst nicht unbedingt auf gute Quartalsergebnisse achten, sondern eine längerfristige Wertsteigerung ins Auge fassen, um sich nach einigen Jahren wieder mit einer ordentlichen Rendite von der Beteiligung zu trennen. Ob Advent bei der Thalia-Restrukturierung eine Änderung der Strategie durchsetzen will, war nicht zu erfahren. Nur so viel: Die Sanierung der Buchkette soll fortgesetzt werden. Bisher ist geplant, bis zu 15 der 300 Filialen zu schließen. Es sei sehr schwer zu prognostizieren, ob die Thalia-Geschäfte wieder auf einen wirtschaftlichen Kurs kommen, sagte Thilo Kleibauer. Der Erfolg hänge in erster Linie davon ab, inwieweit die Käufer ihre Bücher häufiger als bisher im Internet bestellten, und ob sie dabei den Thalia-Konkurrenten Amazon bevorzugten.

Advent will bei seiner neuesten Beteiligung nach eigenen Angaben vor allem die beiden Wachstumsbereiche Parfüm und Schmuck voranbringen. Nicht nur die Douglas-Parfümerien sollen stärker expandieren, auch die Juwelierkette Christ soll künftig im Ausland vertreten sein. Auch Mode und Süßwaren will der Investor in Zukunft weiterentwickeln.