Allein in Hamburg warteten Hunderte Fans auf das iPhone 5. Doch ein neuer Ladekabel-Anschluss und Darstellungsfehler sorgen für Kritik.

Hamburg. Ein Android vor dem Apple-Store: "Nur zum Spaß" hat der 26-jährige Ille sich für den großen Tag ein grünes Pappkostüm in Form eines Android-Telefons von der Konkurrenz gebastelt. Der Student, der seinen Nachnamen nicht nennen will, steht müde bei zehn Grad Celsius am Freitag früh vor dem Hamburger Apple-Store. Etwa dreizehn Stunden hat er ausgeharrt, um endlich das neue iPhone 5 in den Händen zu halten. Jetzt ist es geschafft, sein Kostüm sieht leicht ramponiert aus, und Ille will nach Hause. "Einmal im Leben reicht", sagt er und lächelt schläfrig, aber zufrieden.

Während Ille auf seine Freunde wartet, die im Geschäft ihr neues Telefon in Empfang nehmen, schieben sich endlose Menschenschlangen in geordneten Reihen auf den Eingang zu. Etwa 600 Fans warten Polizeiangaben zufolge seit Stunden geduldig auf das neue Telefon. Sicherheitskräfte und Apple-Mitarbeiter achten darauf, dass alles seine Ordnung hat. Vereinzelt dürfen müde Menschen an der Spitze der Schlange den Laden betreten. Weiter hinten halten viele Decken und Klappstühle unter den Armen. "Mir ist saukalt", flucht eine junge Frau.

Nicht nur hier in Hamburg harren die Apple-Fanatiker aus. Rund um den Globus bildeten sich lange Schlangen vor den Geschäften des US-Konzerns. Ein Absatzrekord dürfte Apple bereits sicher sein: Dem Unternehmen wird zugetraut, schon nach wenigen Tagen zehn Millionen der neuen Geräte zu verkaufen.

Das Ganze sei ein wenig wie ein Festival, erklärt Ille seine Aufmachung und sein Anstehen. "Ein Apple-Festival." Gemeinsam mit etwa zehn Freunden, alle in Verkleidung, hat er sich auf dem Bürgersteig die Nacht um die Ohren geschlagen. Dass das Gerät, dessen Besitzer er nun ist, ohne Vertragsbindung 679 Euro kostet, findet er in Ordnung. "Smartphones kosten eben viel", erklärt er und zuckt mit den Schultern. Geld scheint hier keine Rolle zu spielen.

Dabei nimmt der 26-Jährige nicht einmal an, dass die Version 5 sich deutlich vom Vorgängermodell unterscheidet. "Ich glaube, jeder hat mehr erwartet", sagt Ille. Eigentlich sei die neue Ausgabe nur leichter und kleiner, der Rest sei doch irgendwie ähnlich wie beim Vorgänger. Für Kritik sorgte bei vielen Apple-Jüngern zudem die Tatsache, dass das neue iPhone einen kleineren Anschluss für das Ladekabel hat. Das alte Zubehör lässt sich somit nur noch über einen Adapter verwenden, den Apple zum Preis von 29 Euro anbietet. Und auch an dem Fakt, dass Apple in der neuen Version seines Betriebssystems die bisherigen Google-Karten durch ein eigenes Angebot ersetzt hat, gab es Kritik. Es ist an vielen Stellen weniger detailliert und zum Teil auch fehlerhaft. So beschwerten sich Nutzer in Internetforen über gewellte 3-D-Ansichten, falsch platzierte Ortschaften, Bahnstationen oder Restaurants sowie Fehler in Städtenamen.

Der Hamburger Student Ille hat es dennoch gekauft. Das Telefon habe einfach das gewisse Etwas. "Das muss man haben", fügt der Student hinzu. Um ihn herum hat sich mittlerweile eine Schar Schaulustiger und Journalisten angesammelt. Sein grünes Android-Kostüm fällt auf. "Hab nur fünf Minuten gebraucht, um das zusammenzubasteln", sagt Ille. Auch Karim Far steht sich seit Stunden vor dem Ladeneingang die Beine in den Bauch. Er ist einer der 14 Sicherheitskräfte, die für Ordnung sorgen sollen. Vor etwa einem Monat habe Apple sie für den Tag X als Sicherheitsfirma gebucht. Seit vier Uhr in der Früh stünden sie hier, und bis etwa 16 Uhr sollen sie bleiben. "Ich kann das hier nicht verstehen", sagt Far müde. Er wolle sich das neue iPhone 5 vielleicht auch kaufen. "Aber erst einmal warte ich, ob es nicht irgendwelche Macken hat." Sich mehrere Stunden nur für das neue Telefon anzustellen, nein, danke. Hinter Far stolpern strahlende Gesichter aus dem Geschäft. Eine junge Frau schwingt unzählige Tüten. "Endlich geschafft", ruft sie erleichtert. 24 iPhones habe sie erstanden, nicht allein für sich, auch für Freunde. Wie viel das gekostet habe, wisse sie schon gar nicht mehr.