Deutschland-Chef Bernhard Mattes fordert mehr staatliche Hilfen für die neuen Fahrzeuge und warnt vor ruinösem Preiskampf.

Hamburg. Ein Gespräch über Markteinteile, Image, Design und die Frage, warum es in Deutschland keine Parkuhren mehr gibt.

Hamburger Abendblatt:

Herr Mattes, welchen Dienstwagen fahren Sie?

Bernhard Mattes:

Einen Mondeo, meine Frau einen Kuga und meine beiden Töchter jeweils einen Fiesta.

Es ist verständlich, dass Sie Ford fahren. Die Autos mögen ja technisch gut sein, aber die Marke gilt nicht gerade als sexy.

Wieso? Kürzlich schrieb ein Motorjournalist den Satz auf: "Es war noch nie so geil, Ford zu fahren". Wir arbeiten ständig an unserem Design und verbessern unser Image. Mein Mondeo ist übrigens individuell gestaltet und hat 220 PS.

Ford war in den 90er-Jahren der erste Anbieter von Elektroautos, die aber auf dem Markt nicht ankamen. Inzwischen ist es diesbezüglich still um Ford geworden.

Einspruch! Wir sind mit den Modellen Transit und Focus an Projekten der Elektromobilität in Köln und London beteiligt.

Wann kommt Ihr erstes marktfähiges Elektrofahrzeug?

2011 werden wir einen Focus mit Batterieantrieb haben, der 2012 auch in Deutschland angeboten wird. Er wird schneller als 100 Stundenkilometer fahren und eine Reichweite von 160 Kilometern haben. Damit präsentieren wir ein Auto für den Stadtverkehr.

Welche Verkaufszahlen peilen Sie an?

Vorerst werden die Fahrzeuge nur einen Nischenmarkt bedienen, weil die Infrastruktur wie etwa Ladestationen fehlt. Schade, dass wir keine Parkuhren mehr haben, die früher an fast allen Parkplätzen standen. An ihnen hätte man die Elektro-Tankstellen problemlos andocken können. Jetzt müssen wir zusammen mit den Energiekonzernen ein neues System aufbauen.

Wie wollen Sie Kunden bei Batteriepreisen von mehreren Tausend Euro überzeugen?

Helfen könnten staatliche Kaufanreize. Deshalb muss der Fördertopf für Elektromobilität aufgestockt werden. Die 500 Millionen Euro, die der Bund dafür bereitgestellt hat, reichen nicht aus, denn erstens müssen wir die Technologie schnell weiterentwickeln und zweitens zusätzliche Kaufanreize für Kunden schaffen.

Die staatlichen Zuschüsse für Neuwagenkäufer in Europa laufen in diesem Jahr in allen Ländern aus. Experten schätzen, dass der europäische Automarkt 2010 um bis zu 24 Prozent einbrechen wird.

Damit rechne ich nicht. Allerdings erwarten wir mit 13,5 bis 14,5 Millionen Neuwagen in Europa einen Rückgang von 1,5 Millionen Autos. Der größte Teil wird auf Deutschland entfallen.

Werden Sie deshalb bei Ford Kurzarbeit fahren müssen?

Nein, bei uns gibt es in Köln 2010 keine Kurzarbeit. Im Werk Köln mussten wir 2009 beim Fiesta wegen der Umweltprämie sogar 13 Sonderschichten fahren. 2009 machten wir in Europa 86 Millionen Dollar Gewinn und waren damit im sechsten Jahr in Folge profitabel. Für die Zukunftsfähigkeit in Deutschland ist es von größter Wichtigkeit, dass es Unternehmen gelingt als notwendig erkannte Veränderungen rechtzeitig umzusetzen. 2010 ist unser Ziel, weiterhin profitabel zu wachsen und den Marktanteil trotz eines schrumpfenden Marktes zu halten.

Haben Sie bereits im Vorfeld Stellen abgebaut?

Ja, vor Jahren, und das sehr geräuschlos ohne Kündigungen. Schon im Jahr 2001 haben wir in Europa damit begonnen, einen hocheffizienten, flexiblen Fertigungsverbund zu schaffen. Dafür haben wir zwischen 2001 und 2008 fast vier Milliarden Euro investiert. Unter anderem wurden die Fertigungskapazitäten in Europa von 2,1 Millionen auf 1,6 Millionen Autos pro Jahr reduziert. Wir haben unsere Kostenbasis verbessert und Fahrzeuge entwickelt, die klar an den Kundenbedürfnissen ausgerichtet sind.

Als Ford-Chef müssen Sie betonen, dass die Bedürfnisse der Kunden erfüllt werden. Aber warum ist dann Ihr Marktanteil in Deutschland mit 7,4 Prozent so niedrig? In den 90er-Jahren war er fast doppelt so hoch.

Damals gab es auch weniger Anbieter. Aber nochmals, wir legen derzeit zu. Im ersten Quartal 2010 war der neue Fiesta mit 140 500 Wagen das meistverkaufte Auto in Europa. Im Werk Saarlouis bereiten wir gerade die Produktion des neuen Focus vor. Er ist ein Beispiel für unsere neue One-Ford-Strategie und wird auf das Basis des weltweiten Ford-Verbundes gebaut. Das heißt 80 Prozent aller Teile sind weltweit gleich. Weitere neun neue Modelle folgen.

Welche Rolle spielt der Preis in ihrer Strategie. Ford ist meist ein wenig günstiger als die Konkurrenzmodelle.

Wir bieten ein gutes Preis-Leistungsverhältnis. Aber im Gegensatz zu manchen Wettbewerbern verramschen wir unsere Autos nicht. Wir verkaufen nicht um jeden Preis, denn das beschädigt eine Marke und deren Image.