Nach dem geplatzten Jahrhundertauftrag für die Airbus-Mutter EADS wirft die EU den USA Protektionismus vor und droht mit Sanktionen.

Hamburg. Er galt als Jahrhundertauftrag für die Airbus-Mutter EADS - doch jetzt ist er geplatzt: Nach heftigen Protesten von US-Politikern sollen die 179 Tankflugzeuge für die amerikanische Armee nun vom Airbus-Konkurrenten Boeing gebaut werden. Die Bevorzugung des US-Konzerns bei dem 26-Milliarden-Euro-Geschäft sorgt für eine massive Verschlechterung des Verhältnisses zwischen Europa und den USA. Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) warf den Amerikanern Protektionismus vor, die EU-Kommission drohte der Regierung von Präsident Barack Obama mit Sanktionen.

EADS und ihr US-Partner Northrop Grumman hatten sich wegen "unfairer Wettbewerbsbedingungen" aus dem Bieterverfahren zurückgezogen. Zuvor hatte das Konsortium den Auftrag bereits erhalten, doch musste es sich plötzlich nach den Einsprüchen von Boeing einer neuen Ausschreibung stellen.

Airbus-Chef Thomas Enders beklagte, "dass wir in diesem Umfeld keine Chance haben zu gewinnen, egal wie gut unser Angebot ist". Die Ausschreibung sei "maßgeschneidert auf den kleineren und weniger leistungsfähigen Flieger der Konkurrenz". EADS hatte sich Folgeaufträge zur Erneuerung der gesamten US-Tankerflotte und den Durchbruch auf dem amerikanischen Rüstungsmarkt erhofft.

"Die EU-Kommission wäre extrem besorgt, falls sich herausstellen sollte, dass die Ausschreibungsbedingungen einen offenen Wettbewerb verhindert haben", sagte EU-Handelskommissar Karel De Gucht. "Es ist höchst bedauerlich, wenn ein wichtiger Anbieter sich außerstande fühlt, für einen Vertrag dieser Art zu bieten." Dies könne Folgen für künftige Rüstungsgeschäfte mit den USA haben.

In den USA selbst ist die neue Ausschreibung umstritten. Der Abgeordnete Norm Dicks lobte, dass der Auftrag an "ein amerikanisches Unternehmen mit amerikanischen Arbeitern" gehe. Der Gouverneur von Alabama, Bob Riley, sagte dagegen, die Ausschreibung sei eine Farce. EADS plante eine Fabrik in Alabama.

In Hamburg hätten die Rümpfe gefertigt werden sollen. Laut Airbus-Sprecher Tore Prang haben die Nachrichten aus den USA aber keine Folgen für die Mitarbeiteranzahl bei dem Flugzeugbauer auf Finkenwerder.