Der Handelskonzern investiert auf 2000 Quadratmetern in seine Hamburger Vorzeigefiliale. Das Alsterhaus wird modernisiert.

Hamburg. Die Fläche ist abgeriegelt. Weiße Wände versperren den Blick, sodass keiner erkennen kann, was auf den mehr als 2000 Quadratmetern im vierten Stock des Hamburger Alsterhauses geschieht. Doch dann öffnet sich eine Metalltür, ein Handwerker verlässt zufällig die Baustelle. "Boden, Wände, Wasserzähler", antwortet er auf die Frage, was gerade hinter der Absperrwand gearbeitet wird.

Das Alsterhaus wird modernisiert. Obwohl sich der Mutterkonzern Arcandor, zu dem auch Karstadt gehört, in einer vorläufigen Insolvenz befindet und immer noch ums Überleben kämpft, investiert das Essener Unternehmen in sein Hamburger Haus. Ein neuer Gourmetbereich soll in der vierten Etage entstehen. Neben den bisherigen Mietern wie Butter Lindner, Oschätzchen oder Fromage & Bistro sollen weitere Anbieter von Leckereien hinzukommen sowie eine Dependance der Sylter Sansibar. Die Eröffnung der neuen lukullischen Meile ist für diesen Oktober geplant.

Die Modernisierungsmaßnahme war zwar schon seit diesem Frühjahr geplant, doch anfängliche Befürchtungen der Beschäftigten, dass wegen der Arcandor-Krise das Geld für den Umbau gestrichen werde, haben sich nicht bewahrheitet. Der Essener Konzern hat die Investition, deren Höhe nicht bekannt ist, genehmigt. Zuvor hatten unter anderem auch Mitarbeiter des vorläufigen Arcandor-Insolvenzverwalters Klaus Hubert Görg alle 90 Kaufhäuser von Arcandor angesehen, das Umfeld analysiert und die Zukunftschancen abgeschätzt. Das Hamburger Haus kam bei der Beurteilung der Zukunftsperspektiven offenbar gut weg.

Unterdessen wird es für Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick immer schwieriger, den Handels- und Touristikkonzern als Ganzes zu erhalten. Denn die profitable Tourismussparte Thomas Cook ist bereits zu knapp 44 Prozent an verschiedene Gläubigerbanken verpfändet. Diese Institute lassen nun prüfen, ob und wie sie ihre Aktien verkaufen können. Auch bei der Tochter Primondo, zu der auch die Versandhandelssparte Quelle gehört, gibt es Versuche von Einzelverkäufen. So sollen Manager von Primondo-Töchtern selbst schon mögliche Interessenten angesprochen haben. Inzwischen hat der vorläufige Arcandor-Insolvenzverwalter Görg das Bankhaus Metzler beauftragt, eine Liste möglicher Käufer von Primondo oder einzelnen Teilen des Unternehmens aufzustellen. Kauflust signalisiert hat bereits der Hamburger Versandhändler Otto. Das Unternehmen ist vor allem an den Spezialversendern Elegance, Hess Natur und Baby-Walz interessiert, wie ein Sprecher gestern gegenüber dem Abendblatt bekräftigte.

Für die 90 Karstadt-Warenhäuser, zu denen auch das Alsterhaus und das Berliner KaDeWe gehören, gibt es angeblich mehr als zehn Kaufinteressierte aus dem In- und Ausland. Öffentlich geoutet hat sich bislang allerdings nur der Metro-Konzern, der 60 der 90 Karstadt-Häuser übernehmen will. Das Bankhaus Merrill Lynch soll für Görg nun die möglichen Käufer sichten und auflisten.

Der vorläufige Insolvenzverwalter arbeitet derzeit mit Hochdruck an einem Sanierungsplan für den Handelskonzern, den er den Gläubigern in der zweiten August-Hälfte präsentieren will, wie sein Sprecher Thomas Schulz dem Abendblatt sagte. Doch damit wird nun ein Zwischenstand erreicht. An einer Eröffnung des Insolvenzverfahrens am 1. September wird das Unternehmen nicht mehr vorbeikommen. Denn Ende August läuft das Insolvenzgeld für die rund 50 000 Arcandor-Beschäftigten aus. Bis dahin werden die Mitarbeiter von der Arbeitsagentur bezahlt, danach muss der Insolvenzverwalter für die Gehälter sorgen.

Endgültig entschieden wird über die Zukunft des Konzerns im November. Für diesen Monat hat Insolvenzverwalter Görg eine Gläubigerversammlung angesetzt.