Ganz gleich, wie der Fall Karstadt ausgeht - Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg verlässt das Unternehmen als reicher Mann.

Hamburg. Es sind bange Wochen für die 25 000 Beschäftigten von Karstadt . Obwohl schon ein Kaufvertrag für die insolvente Warenhauskette vorliegt, ist noch immer nicht klar, ob das angeschlagene Unternehmen wirklich vor der endgültigen Zerschlagung gerettet werden kann. Erbittert kämpfen Investor und Vermieter um die letzten Vertragsdetails.

Doch ganz egal, wie der Fall Karstadt auch ausgeht: Einen Gewinner gibt es bereits. Der heißt Klaus Hubert Görg und ist seit gut einem Jahr der Insolvenzverwalter des Unternehmens. Nach Informationen aus Verhandlungskreisen hat der 69-Jährige schon mal eine vorläufige Rechnung für seine Arbeit in dem Warenhauskonzern vorgelegt. Sie soll sich auf rund 50 Millionen Euro belaufen, wie ein Insider dem Abendblatt bestätigte.

Ein Sprecher des Amtsgerichts Essen, das nach dem Gläubigerausschuss über die Höhe des Honorars entscheidet, betonte gestern, die Vergütung sei noch nicht festgelegt worden. Ein Sprecher des Insolvenzverwalters wollte die Summe weder bestätigen noch dementieren. Stimmt die Größenordnung tatsächlich, dann wäre dies nach Einschätzung des Verbands der Insolvenzverwalter Deutschlands (VID) die höchste Summe, die in der Bundesrepublik je an einen Verwalter gezahlt wurde.

Von dem Geld müsste Görg allerdings nicht nur sich selbst, sondern auch sein rund 20-köpfiges Team bezahlen, zu dem unter anderem der Sanierungsprofi Thomas Fox zählt. Seit gut einem Jahr mühen sich die Experten, zumindest Teile des einstigen Karstadt-Mutterkonzerns Arcandor zu erhalten. Dessen Ex-Chef Thomas Middelhoff hatte nach seinem Weggang Anfang 2009 nur einen Scherbenhaufen hinterlassen. Den Versandhändler Quelle musste Görg bereits abwickeln, für Karstadt besteht durch den Einstieg des Milliardärs Nicolas Berggruen zumindest die Hoffnung auf den Erhalt der noch verbliebenen 120 deutschen Warenhäuser.

Millionenhonorare sind bei Großpleiten keine Seltenheit

Generell hat sich die Rettung oder Abwicklung insolventer Unternehmen zu einem lukrativen Geschäftszweig in Deutschland entwickelt. So kassierte etwa der Verwalter der pleitegegangenen Großmolkerei Südmilch, Volker Grub, einst ein Honorar von rund sechs Millionen Mark, wie er der "Süddeutschen Zeitung" verriet. Die Insolvenz des Wäscheherstellers Schiesser, um die sich der 72-Jährige derzeit kümmert, dürfte sich für Grub ebenfalls lohnen. Zu den Großverdienern unter den deutschen Konkursverwaltern zählt auch der Rechtsanwalt Jobst Wellensiek, der für das Verfahren um den Stahlkonzern Klöckner eine mittlere einstellige Millionensumme einstrich.

Kein Wunder also, dass der VID schon seit 2002 - dem Jahr der spektakulären Großpleiten von Holzmann und Babcock Borsig - einen regelrechten Ansturm von Anwälten auf die Tätigkeit des Insolvenzverwalters registriert. Waren es damals noch 1400 Anwälte, die sich auf Insolvenzen spezialisiert hatten, so sind es mittlerweile mehr als 2000.

Grundsätzlich bemisst sich das Honorar von Insolvenzverwaltern nach der sogenannten Insolvenzrechtlichen Vergütungsverordnung (InsVV). Diese sieht eine Staffelung vor. Von den ersten 25 000 Euro der Insolvenzmasse erhält der Verwalter 40 Prozent. Vom Mehrbetrag bis 50 000 Euro sind es 25 Prozent, bis 250 000 Euro sieben Prozent und so weiter. Beträgt die Insolvenzmasse mehr als 50 Millionen Euro - wie im Fall Karstadt - dann stehen dem Verwalter noch 0,5 Prozent dieses Betrags zu. Daneben sieht die Verordnung aber auch noch Zu- oder Abschläge vor. "Zuschläge gewähren die Gerichte unter anderem, wenn besonders viele Arbeitsplätze von einer Insolvenz betroffen sind oder wenn der Fall als besonders komplex eingeschätzt wird", sagt die Anwältin Angela Amend, Vorstandsmitglied im VID, dem Abendblatt.

Insolvenzverwalter kommen fast immer auf ihre Kosten

Das Verfahren, die Vergütung nach der Insolvenzmasse zu staffeln, hält die Anwältin für sinnvoll. "Dadurch entsteht ein ökonomischer Anreiz für den Insolvenzverwalter, eine möglichst hohe Summe für die Gläubiger zu erwirtschaften." Kritiker bemängeln allerdings, dass die Verwalter - im Gegensatz zu den Gläubigern - fast immer auf ihre Kosten kommen. Als Erstes werden aus der Insolvenzmasse nämlich die Gerichtskosten beglichen, dann folgen der Insolvenzverwalter samt Team und dann erst die Gläubiger.

Aus Sicht des Dachverbands sind die Vergütungen im internationalen Vergleich dennoch bescheiden. "In den USA werden deutlich höhere Honorare gezahlt, da es dort keine gesetzliche Verordnung gibt und stattdessen nach Stundensätzen abgerechnet wird", sagt Amend. So soll der Konkursverwalter der Pleitebank Lehman Brothers jüngst eine Zwischenrechnung über 262 Millionen Dollar vorgelegt haben. Und die Verwalter des verstaatlichten Autoriesen General Motors forderten 230 Millionen Dollar ein.