Nach zwei Monaten mit rückläufigen Arbeitslosenzahlen erwartet der Chef der Hamburger Arbeitsagentur, Rolf Steil, für den Juli wieder einen leichten Anstieg. “Die Zahl wird knapp unter oder leicht über 80 000 liegen“, sagte Steil am Freitag dem Abendblatt. Im Juni waren noch 78 067 Arbeitslose gemeldet.

Hamburg. An Kurzarbeiter hat die Agentur im ersten Halbjahr 10,45 Millionen Euro gezahlt und dazu insgesamt 3,9 Millionen Euro an Sozialversicherungsbeiträgen übernommen. Zuletzt waren in Hamburg 23 000 Menschen für die Maßnahmen angemeldet. Betroffen sind 1200 Firmen. "Hochgerechnet auf das Gesamtjahr werden wir wohl 50 Millionen Euro als Kurzarbeitergeld auszahlen müssen", sagte Steil.

Allerdings steigt die Zahl der Kurzarbeiter derzeit langsamer an. Als Hintergrund dafür gilt, dass die meisten Industrie- und Logistikfirmen, für die Kurzarbeit infrage kommt, bereits ihren Bedarf angemeldet haben. Allerdings könnte die Zahl der Kurzarbeiter bis zum Jahresende weiter auf 30 000 steigen, schätzt Steil. Da bei den betroffenen Arbeitnehmern durchschnittlich etwa 30 Prozent der Arbeitszeit ausfallen, dürfte die Kurzarbeit rein rechnerisch gut 7000 Jobs sichern.

Unzufrieden ist die Agentur noch immer mit der Nutzung der Qualifizierungsangebote während der Kurzarbeit. Dafür werden in diesem Jahr rund zwei Millionen Euro fließen. Doch außer bei der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), die 250 von bis zu 2000 Kurzarbeitern weiterbilden wird, hat sich bisher in Hamburg noch kein größeres Unternehmen für dieses Vorgehen entschieden.

Seit Anfang Juli sollen nun die kompletten Sozialbeiträge auch dann erstattet werden, wenn während der Kurzarbeit keine Weiterbildung von Mitarbeitern geplant ist. Das könnte für die Firmen den Anreiz zu solchen Programmen weiter senken.

"In den kommenden Monaten wird sich zeigen, wie hoch das Interesse überhaupt ist", sagt Steil. Dennoch wirbt er weiter für die Maßnahmen. "Wir realisieren unterschiedlichste Angebote. Ob kurze berufliche Weiterbildung oder langfristige Qualifizierung, Unternehmen und Mitarbeiter sollten die Zeit nutzen, um gestärkt aus der Krise zu kommen", sagte Steil. Für die Beratung der Unternehmen steht in den einzelnen Geschäftsstellen der Agentur nun ein eigens eingerichtetes Kompetenzteam bereit.