Selten zuvor stand die Frage nach der Energie der Zukunft derart im Fokus öffentlicher Debatten wie zurzeit. Die Pannen in Krümmel haben den Atomkraftgegnern Auftrieb gegeben und Ökostromanbietern einen Kundenansturm beschert.

Und das in einer Zeit, in der Deutschland ohnehin den Eindruck erweckt, zu einer "grünen" Nation werden zu wollen. Umfangreiche Förderprogramme sorgen dafür, dass sich Hausdächer in Solarzellenlandschaften verwandeln und Windräder das Bild vieler Küstenorte bestimmen. Doch dieser begrüßenswerte Ehrgeiz für regenerative Energie findet hierzulande seine natürlichen Grenzen in den Klimaverhältnissen.

Deshalb macht es Sinn, groß angelegte Solarprojekte dort anzusiedeln, wo die Sonne länger, intensiver und häufiger scheint als zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen. Mit dem Startschuss für das Wüstenstrom-Projekt Desertec zielt Europa in die richtige Richtung. Es klingt wie ein Märchen - doch tatsächlich könnten die Solarkraftwerke in Nordafrika und Arabien schon 2050 jede siebte Kilowattstunde Strom liefern, die Europa benötigt.

Wie wichtig ausländische Energielieferanten für Deutschland und seine Nachbarn sind, zeigt auch die gestern auf den Weg gebrachte Nabucco-Pipeline vom Kaspischen Meer quer durch die Türkei. Sie soll nicht nur langfristig die Versorgung Westeuropas mit Gas sicherstellen, sondern auch die Abhängigkeit von Russland reduzieren. Ein sinnvoller Weg. Denn genau hier liegt die Gefahr der Energieimporte, auf die gerade Deutschland wegen seiner Rohstoffknappheit nicht verzichten kann.

Eine pauschale Antwort auf die Frage nach der Energie der Zukunft gibt es nicht. Der Mix macht's. Desertec und Nabucco sind zwei Bausteine für das Energiehaus von morgen.