Bei den Verhandlungen zur Zukunft des von der Schließung bedrohten Reifenwerks von Continental am Stammsitz Hannover stehen Vorstand und Betriebsrat vor einem Kompromiss.

Hannover/Paris - Demnach soll das Werk in der niedersächsischen Landeshauptstadt zunächst nicht wie geplant Ende des Jahres dichtgemacht werden, hieß es aus Verhandlungskreisen. Stattdessen wolle man die Kurzarbeit ausweiten. Im nächsten Jahr soll es dann mit Blick auf die Marktlage erneut Beratungen zur Zukunft des Werks geben. Das Ergebnis der Gespräche soll heute bekannt gegeben werden. Sprecher von Conti und der Gewerkschaft IG BCE wollten keine Stellungnahme zu den Verhandlungen abgeben. Continental hatte Mitte März angekündigt, die Lkw-Reifenproduktion in Hannover-Stöcken mit 780 Beschäftigten zum Jahresende einzustellen.

Unterdessen gingen in Frankreich die Proteste gegen das geplante Aus für das Conti-Reifenwerk in Clairoix mit 1120 Beschäftigten weiter. Vor der Pariser Börse demonstrierten gestern Hunderte Conti-Mitarbeiter gegen die Schließung des Werkes aus "spekulativem Finanzinteresse". Die Demonstranten warfen "Kanonenschläge" und zündeten Reifen an. Starke Polizeikräfte sicherten die Gebäude der Börse und der Börsenaufsicht, nachdem die Conti-Werker bei früheren Protesten Amtsgebäude demoliert hatten.

Die Zukunft des Continental-Konzerns ist derzeit ungewiss. Sowohl Conti als auch Großaktionär Schaeffler sind hoch verschuldet, die Branchenkrise hat die beiden Autozulieferer voll erwischt. Continental stürzte im ersten Quartal 2009 nach einem drastischen Umsatzrückgang in die roten Zahlen.