Sie betreiben einen der größten Fahrradläden der Stadt und bauen unter der Marke Trenga De neue Modelle – ihre Zukunft: Firmen- und Elektrobikes.

Hamburg. Die Wurzeln ihrer beruflichen Zukunft legten die Brüder in ihren Kindertagen. Schon als kleine Jungs stöberten Stephan und Jens Peter Dirks im Sperrmüll gezielt nach ausrangierten Fahrrädern. Sie montierten die besten Teile ab und bauten sich neue, individuelle Rennräder im Keller ihrer Eltern in Blankenese zusammen. Das ist lange her, doch die Liebe zum Fahrrad, zur Perfektion und Lust am Besonderen ist geblieben.

Heute betreiben die Geschwister in Hamburg nicht nur einen der größten Fahrradläden der Stadt, sondern konstruieren unter der Marke Trenga De als eine der letzten größeren Manufakturen in Deutschland auch eigene Fahrräder - von City-, Mountain- und Trekkingbikes bis hin zu Rennrädern.

Die Initialzündung zum Einstieg in die Radbranche kam Ende der 1980er-Jahre. Nach dem Abitur arbeitete Stephan Dirks, der Jüngere der Brüder, mehrere Jahre als Hobbyschrauber in dem damals noch kleinen Fahrrad Center. Als der heute 45-Jährige genug Geld zusammen hatte, trat er eine Weltreise der besonderen Art an. Er tourte mit seinem Rad durch Nordamerika, Australien, Neuseeland und Asien - 18 Monate lang, insgesamt 35 000 Kilometer. Auch Jens Peter, der Betriebswirtschaft studierte, fuhr mit seinem Velo zwischenzeitlich 3500 Kilometer in vier Wochen nach Spanien. "Als Stephan von seiner Tour zurückkehrte, blickten wir uns in die Augen und in dem Moment war uns beiden klar: Wir stellen etwas in Sachen Fahrrad auf die Beine", erzählt Jens Peter Dirks, 47.

+++ Abendblatt-Test: Wer stoppt den Fahrraddieb? +++

Die beiden bilden seitdem ein eingespieltes Team. "Stephan ist der Techniker, ich bin der Kaufmann." Ihre Motivation ist ihre ungebremste Leidenschaft fürs Radeln. Zunächst starteten sie mit dem Handel, übernahmen das Hamburger Fahrrad Center im Harburger Gewerbegebiet. Doch das genügt ihnen nicht. Die Dirks wollten eigene, bessere Räder bauen und verkaufen.

Seit 1994 entwerfen die Brüder Fahrräder. Das Herzstück der Konstruktion ist der Rahmen. Hier sind ihre persönlichen Erfahrungen als Radler die besten Berater. Oft verwenden sie Aluminium, für besonders leichte Rennräder auch Carbon. "Wir produzieren die Rahmen in Fernost, weil es in Deutschland dafür keine Expertise mehr gibt." In welchem Land ihre Zulieferer arbeiten, verrät Jens Peter Dirks aus Konkurrenzgründen nicht. Aus gleichem Grund spricht er auch nicht gerne über Geschäftszahlen. Nur so viel: "Wir sind zufrieden. Der Umsatz liegt im einstelligen Millionenbereich. Wir verkaufen unter 10 000 Räder im Jahr, davon mehr als die Hälfte von unserer eigenen Marke." Getrübt ist der Verkauf in diesen Tagen jedoch - wie in der gesamten Branche - von dem bislang ausgebliebenen stabilen Sommerwetter, so Dirks: "Der Fahrradhandel ist wie ein Eisladen. Gekauft wird vor allem bei schönem Wetter."

Die eigene Radproduktion dient aber auch der ganzjährigen Sicherung der 35 Arbeitsplätze. "Da Fahrräder vor allem im Frühjahr und Sommer gekauft werden, produzieren wir unsere Räder vor allem zwischen Oktober und März", sagt Jens Peter Dirks. In den großräumigen Werkshallen am Großmoordamm in Harburg werden die Räder in Serie gefertigt. Zuerst erhalten die Rahmen und Gewinde ihren Feinschliff, werden nach eigenen Designentwürfen lackiert und mit Lenkern, Reifen und Schaltungen komplettiert. Für den Lack verwenden die Dirks eine Polyesterbeschichtung. "Der Lack ist so robust, dass ihn noch nicht mal ein Hammerschlag zerstören kann", schwärmt Dirks.

+++ Fahrraddiebstähle nehmen dramatisch zu +++

Die Räder von Trenga De kosten ab 599 Euro aufwärts, Rennräder gibt es ab 1000 Euro. Das mag manchem Käufer viel erscheinen. Tatsächlich werden Modelle von Trenga De in der einschlägigen Fahrradszene oft für ihre gute Technik und ihr gutes Preisleistungsverhältnis gelobt. Die Brüder wurden von dem japanischen Hersteller Shimano sogar in deren Weltfachbeirat für Komponentenentwicklung berufen - eine Art Thinktank der Zweiradindustrie. "Wir verstehen uns als VW der Fahrradhersteller - als hochwertiger Produzent zu guten Preisen."

Mit ihren Rennrädern haben sich die Dirks längst einen Namen gemacht - auch als Sponsoren. Armin Raible wurde 2009 auf einem ihrer Räder sogar Amateurstraßenweltmeister in der Altersklasse Ü40. "Es ist traurig, dass der Profiradsport durch Doping so heruntergewirtschaftet wurde. Wir lieben den Sport sehr und setzen deshalb auf die Amateure", sagt Dirks. So sind die Brüder Hauptsponsor der Betriebssportmeisterschaften in der City Nord und Kooperationspartner des Cyclassic-Teams des Club Meridian Spa. "Unser eigenes Firmenteam gewann im vergangenen Jahr sogar die Mannschaftswertung bei den Cyclassics über 155 Kilometer", erzählt Dirks stolz.

Ihre Trenga-De-Räder verkaufen die Dirks über ihre beiden Fahrrad Center in Harburg und Buchholz sowie übers Internet. "Die meisten Kunden kommen persönlich in unsere Läden zum Kauf", berichtet Dirks. Die Auswahl in ihren Läden ist riesig - sowohl bei Fahrrädern, Zubehör, Bekleidung, Helmen und Schuhen. Viele gute Marken sind im Angebot, rund 4000 Räder auf Lager und mitnahmefertig. Auf einem Radweg in der Verkaufshalle können alle Modelle getestet werden.

Die meistverkauften Radtypen sind die klassischen Touren-, Trekking- und Reiseräder. Den stärksten Umsatzzuwachs von rund 30 Prozent im Vorjahr erzielte das Fahrrad Center jedoch mit Elektrofahrrädern. In dem Bereich Pedelecs bieten die Dirks aktuell rund 80 verschiedene Modelle an, darunter auch Mountainbikes. "Gute E-Bikes kosten zwischen 1800 und 2000 Euro", so Dirks. Zu den Käufern zählen derzeit vor allem über 50-Jährige, die trotz erster gesundheitlicher Probleme nicht aufs Radfahren verzichten wollen oder jene, die unverschwitzt ins Büro radeln möchte. Die Elektroräder sind auch bundesweit in der Branche der große Verkaufsschlager. In diesem Jahr will die Fahrradindustrie erstmals 400 000 Elektroräder verkaufen und damit 90 000 mehr als noch im Vorjahr, sagt der Sprecher des Zweirad-Industrie-Verbands, Stephan Schreyer.

Jugendliche mögen vor allem Mountainbikes. Bei jungen Eltern werden wiederum Kinderanhänger immer beliebter. Diese Gefährte, in denen bis zu zwei Kinder Platz finden, lassen sich oft zu Kinderwagen umbauen, die auch auf holprigen Waldwegen gut fahren, nennt Dirks die Trends unter seinen Kunden aus Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein.

Trenga De selbst will in Zukunft vor allem mit Firmenfahrrädern stärker wachsen. So kreierte die Manufaktur bereits City- und Crossräder für die Passagiere und Crews auf den Kreuzfahrtschiffen von TUI und Hapag-Lloyd, aber auch Werksräder für Otto, Unilever oder den Channel Hamburg. Die Fahrräder werden nach Wunsch in den Firmenfarben lackiert oder mit Logos versehen - und sind damit zugleich gute Werbeträger für die Unternehmen. "Schon aus Fitnessgründen werden künftig immer mehr Firmen auf Fahrräder setzen. Auch als Dankeschön für Kunden oder Mitarbeiter sind sie ideale Geschenke", so Dirks. Die beiden Brüder jedenfalls fahren möglichst jede Strecke mit dem Rad: "Für uns ist dies gelebte Gesundheitsvorsorge."