Für die Mitarbeiter der Sietas-Werft war die Nachricht vom Millionenkredit für das Unternehmen am letzten Tag vor den Weihnachtsferien sicher eine große Erleichterung. Nach dem Insolvenzantrag können in jedem Fall noch zwei Schiffe fertiggestellt werden - das bedeutet Arbeit bis zum Sommer. Doch das sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Schicksal der ältesten deutschen Werft an einem seidenen Faden hängt. Sie braucht einen Investor, und solche Investoren sind rar. Schließlich schrumpfen die Belegschaften in Deutschland immer mehr zusammen, weil Koreaner und Chinesen seit Jahren die meisten Aufträge nach Asien holen.

Dennoch ist eine Zukunft von Sietas realistisch. Denn mit der Energiewende wird sich der Bau von Windkraftanlagen auf dem Meer zu einem Milliardengeschäft entwickeln. Und dabei spielt die Konstruktion von Installations- und Serviceschiffen für die Rotoren und Plattformen eine bedeutende Rolle. Genau bei der Entwicklung dieser Schiffe hat Sietas einen technologischen Vorsprung, der international anerkannt wird. Sonst hätte die niederländische Van-Oord-Gruppe wohl kaum in Neuenfelde bestellt und jetzt sogar Geld zur Vorbereitung für ein zweites Schiff nachgelegt. Die Werft hat zudem eine qualifizierte Mannschaft und ein Management, das mit allen Kräften um eine Zukunft für den Betrieb kämpft.

Das sind gute Voraussetzungen für einen Investor, der an den deutschen Schiffbau und die Zukunft der Offshore-Industrie glaubt. Die HSH Nordbank sucht nach ihm. Er muss sich nur noch melden.