Fusion mit der Hamburger Komrowski-Gruppe geplant. Flotte wächst auf 162 Schiffe

Hamburg. Die Weltwirtschaftskrise hinterlässt jetzt immer deutlicher ihre Spuren auch in der Hamburger Schifffahrt. Um schlagkräftiger zu werden, planen der Reeder Erck Rickmers, Inhaber von E.R. Schiffahrt, und die Komrowski-Gruppe von Ernst Peter Komrowski den Zusammenschluss ihres Reedereigeschäfts für das erste Quartal 2012. Gemessen an der Transportkapazität von 9,4 Millionen Tonnen auf 162 Frachtschiffen wäre das neue Unternehmen, das den Namen Blue Star Holding tragen soll, die größte deutsche Reederei. Der Zusammenschluss stehe noch unter dem Vorbehalt des Kartellamts und der Banken der Komrowski-Gruppe, hieß es gestern.

"Mehr Größe bedeutet mehr wirtschaftliches Gewicht und bietet die Chance, effizientere Strukturen zu schaffen", sagte Rickmers gestern dem Abendblatt. Er halte eine Flotte von 200 bis 250 Schiffen für ideal. "Wir werben darum, dass sich noch andere Reedereien dem Verbund anschließen." Für Ernst Peter Komrowski folgt der Zusammenschluss "einer alten hanseatischen Tradition: Verschiedene Unternehmen bündeln ihre Kräfte, um den Herausforderungen eines schwierigen Marktes gemeinsam zu begegnen." Auch andere Hamburger Reedereien erwägen nach Abendblatt-Informationen Kooperationen oder Zusammenschlüsse. Peter Döhle verhandelt demnach über eine Beteiligung an Ernst Russ.

Die Schifffahrt erlebte in diesem Jahr bereits den zweiten Abschwung seit dem Beginn der internationalen Finanzmarktkrise im Jahr 2008. Der Verfall der Transportpreise für Container und der Mietpreise für Schiffe - der sogenannten Charterraten - hatte 2009 eine Reihe von Reedereien, aber auch von Schiffsfinanzierern in Bedrängnis gebracht. Nach Einschätzung von Branchenkennern ist die aktuelle Krise bedrohlicher als die des Jahres 2009. "Derzeit leidet die Branche nicht nur an Überkapazitäten und Preisverfall", sagte Rickmers. "Zugleich hat die Finanzwirtschaft ihre Bedingungen gegenüber den Reedereien deutlich verschärft. Der Druck im Kessel wird größer."

An der neuen Reedereigruppe soll die Dachgesellschaft von Rickmers, das Unternehmen E.R. Capital Holding, die Mehrheit halten und damit auch die unternehmerische Führung übernehmen. Rickmers und Komrowski sind sogenannte Trampreeder. Sie vermieten ihre Schiffe an andere Reedereien. Rickmers setzt dabei auch eigene Besatzungen ein. Vor allem große Containerschiffslinien wie Hapag-Lloyd, MSC oder Maersk bilden einen großen Teil ihrer Flotten aus solchen gecharterten Schiffen. Rickmers betreibt mit Nordcapital obendrein das Geschäft mit Schiffsfinanzierungen. Seit dem Regierungswechsel im Frühjahr 2011 sitzt der Unternehmer zudem für die SPD in der Hamburgischen Bürgerschaft.

E.R. Schiffahrt beschäftigt rund 3000 Mitarbeiter, davon etwa 2850 auf See, die übrigen in der Zentrale in der Hansestadt. Bei Komrowski sind in Hamburg rund 130 Mitarbeiter beschäftigt, etwa die Hälfte davon wäre vom Zusammenschluss mit E.R. Schifffahrt betroffen. Zur Flotte der neuen Reederei Blue Star Holding würden 120 Containerschiffe gehören, 25 Massengutfrachter sowie eine Reihe von Spezialschiffen etwa zur Versorgung von Öl- und Gasförderanlagen auf See.