Logistik und Dienstleister suchen Personal. 68.800 Menschen in Hamburg waren im Oktober ohne Job, das sind 300 mehr als im Vormonat.

Hamburg. Von Krise keine Spur: Der Hamburger Arbeitsmarkt entwickelt sich sehr stabil. Zwar verzeichnet die Statistik in Hamburg im Oktober 300 Arbeitslose mehr als im Vormonat. "Doch dieser statistische Zuwachs von 0,4 Prozent ist keine Trendwende", sagt Hans Martin Rump, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit in Hamburg. Es gebe keine Anzeichen dafür, dass die positive Dynamik am Hamburger Arbeitsmarkt zurückgehe. Gegenüber dem Vorjahr ist die Arbeitslosigkeit in der Hansestadt sogar um 2,4 Prozent gesunken. Im Oktober waren rund 68 800 Personen ohne Job. Das ist der niedrigste Wert in einem Oktober seit 1993. Die Arbeitslosenquote bleibt wie im September bei 7,4 Prozent. 16 560 Stellen sind unbesetzt.

Rump schöpft seinen Optimismus vor allem aus dem stabilen Beschäftigungsaufbau in Hamburg und einer hohen Zahl an wieder zu besetzenden Stellen. "Die Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist weiter aufwärts gerichtet", sagt Rump. So nahm die feste Beschäftigung im August im Vergleich zum Vorjahr um 2,1 Prozent zu. Neuere Zahlen liegen nicht vor. Insgesamt gehen 847 000 Beschäftigte in Hamburg einer sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit nach. Allein im Gesundheitsbereich wurden innerhalb eines Jahres 3750 neue Stellen geschaffen, es folgen die Branchen Handel mit 3520 Stellen und Finanzen und Versicherung mit 3000 Arbeitsplätzen. "Damit zeigt sich, dass die Dienstleistungen ein wichtiges Standbein für den Arbeitsmarkt sind", sagt Rump.

+++ Zahl der Erwerbslosen in Hamburg bleibt im Oktober stabil +++

+++ Weniger als 70.000 Arbeitslose im September +++

Auch künftig bieten sich in diesen Branchen gute Chancen, eine neue Stelle zu finden. Wirtschaftszweige mit hoher Nachfrage sind Einzelhandel, Logistik, Gastgewerbe, Gesundheits- und Sozialwesen sowie der Großhandel. Allein im Bereich Logistik gibt es 3300 offene Stellen. Um sie schnell wieder zu besetzen, geht die Arbeitsagentur neue Wege. "Wir führen laufend Jobbörsen und Informationsveranstaltungen in Kooperation und gemeinsam mit den Unternehmen durch", sagt Rump. Er erwartet auch für 2012 in Hamburg einen normalen, saisonüblichen Verlauf. "Ich sehe keine Auswirkungen der Finanzkrise auf den Hamburger Arbeitsmarkt."

Denn von der aktuellen Finanzkrise spüren die Unternehmen kaum etwas, auch wenn die Konjunkturaussichten für das nächste Jahr mit einem Wachstum von einem Prozent gedämpft sind. "Noch jedes dritte Unternehmen in Hamburg rechnet mit einer Zunahme des Exportgeschäfts", sagt Günther Klemm, Chefvolkswirt der Handelskammer. Auch wollen mehr Unternehmen ihr Personal aufstocken als reduzieren. "Bei der Personalplanung gibt es bei den Firmen einen grundlegenden Wandel", sagt Klemm. "Auch wenn sich insgesamt ein Abschwung abzeichnet, wollen die Firmen ihr Personal halten, weil sie fürchten, später qualifizierte Mitarbeiter nicht wiederzubekommen." Schon jetzt können 40 Prozent der Hamburger Unternehmen offene Stellen nicht besetzen. "Qualifizierte Arbeitskräfte haben sehr gute Chancen in Hamburg", sagt Rump. "Das zieht auch viele von außerhalb in die Hansestadt."

Im norddeutschen Groß- und Außenhandel hat sich zwar die Zuversicht etwas abgeschwächt. Dennoch wollen die Unternehmen ihr Personal weiter konsequent aufstocken. "Jede dritte Firma will bis zum Frühjahr weitere Mitarbeiter einstellen", sagt Volker Tschirch, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes AGA. In den ersten zehn Monaten wurden bereits mehr als 3600 Stellen geschaffen, davon fast 900 allein in Hamburg.

Bundesweit sank die Zahl der Arbeitslosen um 59 000 Personen im Vergleich zum Vormonat. 2,74 Millionen Männer und Frauen sind ohne Job. Verglichen mit dem Vorjahresmonat gab es 204 000 weniger Arbeitslose. Damit hat sich die Erholung am Arbeitsmarkt zwar etwas abgeschwächt, aber Frank-Jürgen Weise, Chef der Bundesagentur für Arbeit, sieht darin noch keinen Grund zu großer Besorgnis. Die übliche Herbstbelebung habe sich schon im September gezeigt. "Eine Umfrage bei den örtlichen Arbeitsagenturen lässt für die nächsten zwei bis drei Monate nicht erkennen, dass es eine Wende zum Schlechteren gibt", sagt Weise.

Die stabile Arbeitsmarktlage und Einsparungen bei Kursen und Fortbildungen haben auch die Kassenlage der Bundesagentur für Arbeit deutlich verbessert. Ging die Behörde Anfang des Jahres noch von einem Defizit von 5,4 Milliarden Euro aus, so wird jetzt nur noch mit einem Minus von rund 500 Millionen Euro gerechnet.