2000 neue Ein-Euro-Jobs allein im September lassen Quote in Hamburg stark fallen. Fachkräfte jedoch werden weiter dringend gesucht.

Hamburg. Fast 200 Ein-Euro-Jobber holte der Beschäftigungsanbieter Arbeit und Lernen Anfang September neu an Bord. Allein 40 von ihnen helfen jetzt blinden Menschen, die Touristen durch die Ausstellung "Dialog im Dunkeln" in der Speicherstadt führen. "Sie stehen an den Garderoben, verteilen Informationsmaterial oder sorgen dafür, dass der Rasen auf dem Naturgelände intakt bleibt", sagte Holger Rosenburg, Geschäftsführer der von der Arbeiterwohlfahrt und dem Berufsfortbildungswerks des DGB getragenen Einrichtung. Die 1,42 Euro, die pro Stunde zum Hartz-IV-Satz gezahlt werden, sind dabei nur eine Aufwandsentschädigung. "Unser Ziel ist es, diese Menschen in den zehn Monaten bei uns für Jobs in der Touristik und Gastronomie fit zu machen", sagt Rosenburg.

Arbeit und Lernen ist einer der größeren der rund 50 Träger, die im September knapp 2000 solcher Stellen neu besetzt haben. Insgesamt sank die Zahl der Arbeitslosen in Hamburg im September aber sogar um 4971, weil weitere 700 Langzeitarbeitslose in Maßnahmen für Qualifikation und Weiterbildung wechselten und die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um 2200 zulegte. Betroffen von Arbeitslosigkeit sind in der Stadt so noch 68 495 Menschen. Das entspricht einer Quote von 7,4 Prozent gegenüber noch 7,9 Prozent vor einem Monat. "Die Marke von 70.000 wird damit einen Monat eher durchbrochen, als wir erwartet haben", sagte der Chef der Hamburger Arbeitsagentur, Sönke Fock, gestern in Hamburg. Es ist der geringste Wert für die Arbeitslosigkeit in einem September seit dem Jahr 1993.

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Der Vorstoß der Agentur entspricht trotz des Zuwachses bei den geförderten Stellen den Vorgaben des Senats, der den Nutzen der Ein-Euro-Jobs kritisch sieht. "Wir werden dennoch in diesem Jahr mit 6000 dieser Arbeitsplätze unter den 9000 des vergangenen Jahres liegen", sagte Fock. Immerhin profitierten von den Angeboten nun auch Ältere, Ausländer und Behinderte. Bei allen Gruppen sind die Arbeitslosenzahlen im Vergleich zum August rückläufig. "Wir haben die Menschen und die Angebote, und wir können die Maßnahmen finanzieren", sagte Fock.

Nach zumeist sechs Monaten sollen die Chancen der Betroffenen für einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz deutlich steigen. Allerdings wird es in den kommenden Monaten schon aufgrund der sinkenden Mittel der Agentur nicht noch einmal ein so großes Angebot an geförderten Jobs geben.

Dennoch wird die Zahl der Arbeitslosen im Oktober weiter abnehmen. Davon ist Fock überzeugt. Dafür spricht auch, dass die Zahl der offenen Stellen mit 16 080 ein Jahreshoch erreicht hat. "Es gibt null Anzeichen dafür, dass die Dynamik am Hamburger Arbeitsmarkt zurückgeht", sagte Fock. Am 19. und 20. Oktober werden bei einer von der Agentur veranstalteten Jobbörse 1000 Akademiker für die Metropolregion gesucht. 80 Firmen wollen sich um Fachkräfte für die Luftfahrt- und Autobranche, für Elektrotechnik, Chemie oder Verfahrenstechnik bemühen.

Positiv sieht auch das Hamburger Wirtschaftsforschungsinstitut HWWI die nahe Zukunft des Arbeitsmarkts in der Stadt. "Wir hatten die verbesserte Situation in Hamburg erwartet. Sie wird auch im Oktober anhalten", sagte Michael Bräuninger, Konjunkturchef des HWWI. "Hamburg profitiert vom Welthandel und der robusten Konjunktur in Osteuropa. Das stärkt den Hafen." Selbst wenn sich die Konjunktur 2012 eintrübe, erwartet das HWWI keine scharfen Einschnitte am Arbeitsmarkt. Allerdings macht Bräuninger eine Einschränkung: "Die gesamte Entwicklung hängt davon ab, dass es etwa durch eine Insolvenz Griechenlands nicht zu einer neuen Krise kommt."

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