Elektronikkonzern setzt nach einer schlechten Halbjahresbillanz auf dem neuen Online-Shop. Er soll das Geschäft wieder in Fahrt bringen.

Düsseldorf/Hamburg. Europas größte Elektronik-Ketten Mediamarkt und Saturn haben dem Düsseldorfer Mutterkonzern Metro die Bilanz des ersten Halbjahres verhagelt und sollen nun zügig wieder auf Kurs gebracht werden. Nach einem deutlichen Ergebnisrückgang solle Media-Saturn ab Oktober mit dem Start ins Online-Geschäft wieder für Wachstum sorgen, kündigte der Metro-Vorstandsvorsitzende Eckhard Cordes am Dienstag in Düsseldorf an. Das Betriebsergebnis (Ebit) vor Sonderfaktoren war bei Media-Saturn in den ersten sechs Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um knapp 82 Prozent auf 22 Millionen Euro eingebrochen. Der Umsatz blieb mit 9,3 Milliarden Euro stabil. Im zweiten Quartal schrieb Media-Saturn sogar rote Zahlen. Grund für den Gewinnrückgang waren laut Cordes vor allem mangelnde Kaufanreize durch fehlende Produktneuheiten, ein flächenbereinigter Umsatzrückgang insbesondere in Deutschland sowie Preissenkungen bei höheren Kosten wegen der Online-Vorbereitungen.

„Wir sind die Herausforderungen zu spät angegangen“, räumte Cordes mit Blick auf den bislang fehlenden Internet-Auftritt ein. Die zügige Umsetzung der Online-Strategie habe jetzt „höchste Priorität“. Im Jahr 2015 soll das Internet-Angebot bereits fünf Milliarden Euro Umsatz in die Konzernkasse spülen. Jüngst hatte Metro schon den Internet-Händler Redcoon mit Sitz in Aschaffenburg gekauft. Scharfe Kritik richtete Cordes dabei auch gegen den Media-Saturn-Minderheitgesellschafter Erich Kellerhals. Dieser habe dem Zukauf von zwei kleineren Internetfirmen nicht zugestimmt, obwohl er bei Redcoon grünes Licht gegeben habe.

Der weiteren juristischen Auseinandersetzung mit Mediamarkt-Gründer Kellerhals, der 25 Prozent an dem Unternehmen hält, sieht Cordes aber „mit großer Gelassenheit“ entgegen. Kellerhals sei „einer gegen den Rest der Welt“. Kellerhals klagt vor Gericht gegen einen von der Metro gegründeten Beirat, der Beschlüsse künftig mit einfacher Mehrheit fassen soll – und Kellerhals damit ausbremsen könnte.

Der Gewinneinbruch bei Media-Saturn belastete auch das Konzernergebnis des Handelsriesen Metro, zu dem außerdem die Großverbrauchermärkte Metro Cash&Carry, die Supermarktkette Real und der Kaufhof gehören. Im ersten Halbjahr sank das Ebit vor Sonderfaktoren um 3,7 Prozent auf 452 Millionen Euro. Der Umsatz blieb mit 31,3 Milliarden Euro nahezu unverändert. Die Aktien des Unternehmens verloren nach der Veröffentlichung des Zwischenberichts bis zum Mittag 5,5 Prozent auf 35,72 Euro.

„Trotz widriger Umstände“ habe sich Metro aber „gut behauptet“, sagte Cordes. Die anhaltende Schuldenkrise in Europa sowie höhere Preise bei Lebensmitteln und Energie hätten jedoch das Konsumklima insgesamt belastet. Die Cash&Carry-Märkte sowie Real hätten darüber hinaus unter dem Umsatzrückgang bei Obst und Gemüse durch die Krise um den EHEC-Darmkeim gelitten. Für das Gesamtjahr bestätigte Cordes die Gewinnprognose des Konzerns, der zufolge das Ebit vor Sonderfaktoren gegenüber 2010 um rund zehn Prozent zulegen soll. Beim aktuellen Umsatzausblick gab sich der Metro-Chef vorsichtiger. Die bislang anvisierten vier Prozent Plus müssten „nicht mehr zwingend“ erreicht werden. (dpa)