Traditionsbetrieb FahnenFleck will auch den neu gegründeten Südsudan ausstatten. Vertragsverhandlungen vor dem Abschluss

Hamburg. Die ersten Nationalflaggen für den Südsudan laufen bei FahnenFleck schon mal probeweise vom Band. Leise surrt die Druckmaschine in der Pinneberger Produktionshalle des Hamburger Unternehmens und setzt Schicht für Schicht das Symbol des neuen Staates zusammen: Schwarz wie die Hautfarbe der Einwohner, Rot wie das Blut, das während des Befreiungskampfes vergossen wurde, und Grün wie die natürlichen Ressourcen des Landes. Ein gelber Stern soll den rund acht Millionen Südsudanesen den Weg in eine möglichst glückliche Zukunft weisen.

"Der Bedarf an nationalen Symbolen ist groß, seit der Südsudan Ende vergangener Woche seine Unabhängigkeit erlangt hat", sagt der Geschäftsführer von FahnenFleck, Jörgen Vogt. Gern würde der 40-Jährige das junge Land mit den notwendigen Flaggen, Präsidentenfahnen und Medaillen versorgen. "Wir verhandeln bereits seit zwei Jahren mit südsudanesischen Regierungsvertretern. Nun stehen wir kurz vor einem Vertragsabschluss."

FahnenFleck - vielen Hamburgern vor allem durch ein Geschäft mit Karnevalsartikeln in der Innenstadt bekannt - zählt bundesweit zu den größten Herstellern von Nationalflaggen und anderen Staatssymbolen. Daneben statten die Hanseaten auch viele Firmen mit Werbebannern, Wimpeln und Fahnen aus. Vor allem in Afrika und im Nahen Osten hat der Mittelständler mit einem Jahresumsatz von rund sechs Millionen Euro einen guten Ruf. Schon 1956 lieferten die Hanseaten Plaketten für den liberianischen Präsidentschaftswahlkampf. 1975 stattete die Firma den neu gegründeten Staat Angola mit Flaggen aus. Heute wehen Flaggen aus Hamburg unter anderem in Swasiland, in Namibia und Südafrika. Abu Dhabi versorgt FahnenFleck mit aufwendig geprägten Medaillen aus Gold, die pro Stück 15 000 Euro wert sind.

Den Kontakt zu Vertretern des Südsudans stellte Geschäftsführer Vogt schon 2008 her, als sich eine Delegation mit Vertretern der damals noch autonomen Region in Deutschland befand. Darunter war auch der heutige Minister für Finanzen und Wirtschaftsplanung des Landes. Mit ihm steht der FahnenFleck-Chef jetzt im E-Mail-Kontakt. Zudem hilft eine Berliner Sicherheitsfirma, die vor Ort aktiv ist, die Verbindung zur Regierung zu halten.

Allerdings braucht es für Geschäfte auf dem afrikanischen Kontinent schon ein gehöriges Maß an Flexibilität und Improvisationstalent. Kurz vor der Unabhängigkeitsfeier bekam Vogt plötzlich eine Anfrage aus dem Südsudan, ob er innerhalb von fünf Tagen 60 000 Flaggen und 3000 Präsidentenfahnen liefern könne. Auftragsvolumen: 400 000 Euro. Doch dies war so kurzfristig weder für die Hamburger noch für einen anderen Konkurrenten zu schaffen. Deshalb wird nun über das Geschäft neu verhandelt. Der Südsudan ist der jüngste Staat auf dem afrikanischen Kontinent. Nach einem fünf Jahrzehnte andauernden Bürgerkrieg mit dem Norden erklärte sich das Land am 9. Juli für unabhängig.

In der Demokratischen Republik Kongo schnappten Chinesen den Hamburgern ein lukratives Flaggengeschäft vor der Nase weg. "Die Chinesen pflegen gute Kontakte zu vielen afrikanischen Regierungen, weil sie sich die Bodenschätze in den Ländern sichern wollen", sagt Vogt. "Da werden Geschäfte in großen Paketen abgeschlossen, Flaggen und andere Symbole gibt es quasi als Dreingabe."

Doch trotz der Schwierigkeiten kam Vogt mit der Regierung von Präsident Joseph Kabila ins Geschäft, weil dem zuständigen Ministerium für die Verleihung von Staatsorden die Qualität deutscher Abzeichen gefiel. Heute liefert FahnenFleck vor allem zivile Orden in den zentralafrikanischen Staat. Darunter sind ungewöhnliche Auszeichnungen wie die für "gute Eheführung" in Gold, Silber und Bronze, eine Friedensmedaille und ein Orden für "verdiente Mütter".

Für die Zukunft setzt Vogt besonders große Hoffnungen auf Geschäfte in Südafrika und den unmittelbaren Nachbarstaaten. In Kapstadt baut FahnenFleck daher gerade eine eigene Produktion mit bis zu 30 Mitarbeitern auf, die im August an den Start gehen soll. Hier sollen allerdings weniger Staatssymbole hergestellt werden, sondern mehr Fahnen und Werbebanner für Firmen. "Das neue Werk in Südafrika soll uns dabei helfen, den afrikanischen Markt besser zu erschließen", sagt Vogt. "Es ersetzt nicht die Produktion in Pinneberg." Hier beschäftigt der Mittelständler derzeit rund 60 Mitarbeiter.

Bei aller Begeisterung für den afrikanischen Kontinent gibt es für Vogt allerdings auch Grenzen für die Geschäftsbeziehungen. "Mit einem Diktator wie Robert Mugabe in Simbabwe würde ich niemals Geschäfte machen", sagt er. "Tabu ist für uns auch das Zahlen von Schmiergeldern."