Bundesweit fehlen rund 800 Fahrer. Die Bahn will in diesem Jahr 470 Auszubildende einstellen. Metronom ist auf der Suche nach neuen Kräften.

Hamburg. Die Uelzener Bahngesellschaft Metronom erwischte es gleich mehrfach. In der Urlaubszeit meldeten sich in diesen Tagen mehrere Lokführer krank, und das Unternehmen konnte einen Großteil seiner 20 Auszubildenden nicht übernehmen, da sie ihre Prüfung nicht bestanden hatten. Dass beim Metronom danach Züge ausfielen, macht eine neue Entwicklung deutlich. Lokführer sind bundesweit knapp und werden von den Unternehmen gesucht. "Insgesamt fehlen bundesweit 800 ausgebildete Chefs für den Führerstand, 500 bei der Bahn und 300 bei den privaten Gesellschaften", sagte Lutz Schreiber, Bezirksvorsitzender Nord der Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL), dem Abendblatt.

Als Hintergrund für die Lage gelten der über Jahre anhaltende Personalabbau bei der Bahn sowie der nach der Wirtschaftskrise deutlich gestiegene Güterverkehr. Dazu kommt, dass künftig immer mehr Lokführer in den Ruhestand wechseln werden, wie Schreiber sagte. Diese Entwicklung hat auch Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber erkannt. "40 Prozent unserer Mitarbeiter sind älter als 50 Jahre", sagte er der "Frankfurter Rundschau". Dazu zählen natürlich auch Lokführer.

Wie eng die Lage ist, zeigt sich auch am Arbeitsmarkt. Bundesweit standen im Juni 252 ausgeschriebenen Stellen gerade noch 211 Arbeitslose gegenüber. "Dies entspricht einer Vollbeschäftigung", so Knut Böhrnsen, der Sprecher der größten deutschen Arbeitsagentur in Hamburg.

Die Zahl der offenen Stellen wird dabei künftig weiter zunehmen - jedenfalls wenn der Trend zum Ausbau des Schienennahverkehrs im Norden anhält. Immerhin hat Niedersachsen die Zahl der aus Hannover bestellten und zum Großteil über Steuern bezahlten Zugkilometer bereits seit 1997 von 29,6 auf 34,2 Millionen ausgeweitet. "Allein der Metronom fährt im Dreieck zwischen Hamburg, Bremen und Uelzen seit Dezember 2010 rund 500.000 Kilometer mehr als die Bahn zuvor", sagte Rainer Peters, Sprecher der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen. "Wenn aber mehr Züge fahren, braucht man auch mehr Personal."

Bei der Bahn wird bereits gegengesteuert. "Wir werden in diesem Jahr mehr junge Leute zum Lokführer für den Personen-, Güter- und Fernverkehr ausbilden als bisher geplant. Die Zahl soll um über 20 Prozent auf 470 steigen", sagte eine Bahnsprecherin dem Abendblatt. Insgesamt sehe sich das Unternehmen, für das 20.000 der insgesamt 26 000 deutschen Lokführer unterwegs sind, mit diesem Bestand aber "ordentlich aufgestellt".

Beim Metronom setzt man jetzt auf den nächsten Lehrgang mit mehr als 15 Teilnehmern, die noch 2011 ihre Prüfung ablegen und danach die Belegschaft von 120 Lokführern ergänzen sollen. "Wir suchen aber auch kontinuierlich nach Personal, das unsere Strecken kennt und Zulassungen für unsere Lokomotiven hat", so Metronom-Sprecherin Hannah Kohn. "Solche Kräfte würden wir sofort einstellen."