Nach Streik folgen neue Einschränkungen: Weil zu viele Lokführer krank oder im Urlaub sind, meldet das Eisenbahnunternehmen Zugausfälle.

Lüneburg. Gerade erst wurde der wochenlange Lokführerstreik beim Metronom beendet, nun müssen Reisenden und Pendler neue Einschränkungen hinnehmen. Die Geschäftsführung des Uelzener Eisenbahngesellschaft hat am Dienstag die Notbremse gezogen und für die kommenden Tage Zugausfälle und Schienenersatzverkehr für die Strecke zwischen Lüneburg und Hamburg angekündigt. Nun sollen Busse Reisende an ihr Ziel bringen.

Die Ferienzeit und ein hoher Krankenstand sind vor anderen Gründen für diese Einschnitte verantwortlich, teilte das Unternehmen mit. Derzeit seien zu wenig Lokführer verfügbar, um die Dienstpläne einzuhalten. "Das hat es bisher bei uns noch nicht gegeben, dass wir Leistungen ausfallen lassen mussten, weil wir nicht ausreichend Personal zur Verfügung haben", sagte Metronom-Sprecherin Hannah Kohn. Insgesamt sind gut 100 Lokführer bei der Eisenbahngesellschaft angestellt, weitere 15 befinden sich derzeit in der Ausbildung. Um den derzeitigen Engpass zu überbrücken, sei versucht worden, qualifizierte Leiharbeiter anzuwerben. Allerdings sei das Vorhaben gescheitert. "Um die Züge zu fahren, braucht es entsprechende Qualifikationen und ausreichend Streckenkenntnis."

Peter Kunz aus Hamburg fährt nicht so oft Bahn. Im Radio hat er gehört, dass seine Verbindung von Verspätungen und Zugausfällen betroffen sein könnte, deshalb ist er zu Hause eher losgegangen. "Am Bahnhof habe ich mich informiert und ich hatte Glück, mein Zug nach Uelzen ist gefahren." Für die Gründe, die das Unternehmen für die Ausfälle anführt, hat der Rentner Verständnis. "So ein Engpass kann mal vorkommen. Wer krank ist, ist krank. Und den Urlaub streichen kann man den Mitarbeitern auch nicht."

Viele Pendler dagegen sind inzwischen genervt. Auf ihren Zug nach Lüneburg hat Sylva Weinhold am Mittwochmorgen umsonst gewartet. Der Metronom, der kurz vor 8 Uhr von Hamburg nach Uelzen fahren sollte, fiel aus. "Kurz vor der Abfahrt im Hauptbahnhof wurde durchgesagt, dass ein Metronom Richtung Lüneburg in Harburg startet. Viele Pendler sind zur S-Bahn gehastet und als wir in Harburg ankamen, war der Zug weg und mehr als 100 Leute standen eine Stunde auf dem Bahnhof."

Die Hamburgerin, die in Lüneburg arbeitet, hat kein Auto, sie ist auf den Metronom angewiesen. Da es für sie keine Alternative zum Metronom gibt, muss sie sich mit den Auswirkungen des Streiks und die Verspätungen durch die Baustelle auf der Strecke abfinden. Besonders ärgerlich findet die Angestellte im Bau-Management, dass in Krisenzeiten wie jetzt die Internetseite des Bahnunternehmens oft überlastet ist und die Zugausfälle nur sehr kurzfristig bekannt gegeben werden. "Von all dem sind vor allem die Pendler betroffen. Und wenn kein Streik ist, ist es die Baustelle, die für Ärger sorgt. Zum Glück gibt eine Gleitzeitregelung bei mir auf der Arbeit, sonst wäre in letzter Zeit häufig zu spät gekommen."

Auch Tabea Hinrichsen ist sauer. Die 20-Jährige Lüneburgerin absolviert derzeit ein Praktikum in Winsen und steigt deshalb zweimal am Tag in einen Metronom. "Erst der Streik und jetzt das. Ich überlege ernsthaft, ob ich nicht doch lieber mit dem Auto fahre." Ihre Geduld ist zu Ende. "In letzter Zeit kam die Bahn häufig gar nicht oder wegen der Baustelle zu spät. Ich weiß nicht, wie lange mein Chef das noch mitmacht."

800 Lokführer fehlen in derzeit in Deutschland, ergab eine Untersuchung der Gewerkschaft der Lokführer (GdL). Einen Grund für den Mangel sieht GdL-Sprecherin Gerda Seibert darin begründet, dass der Job wenig familienfreundlich sei. "Die Schicht- und Wechseldienste sind sehr anstrengend."

Auch andere Bahnunternehmen beklagen den aktuellen Lokführermangel. Ulrich Koch, Geschäftsführer der Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser GmbH (EBV) sagt: "Die Wirtschaftskrise im Güterverkehr ist vorbei. Vor allem für Güterzüge werden Lokführer gebraucht." Die EBV befördert Personen zwischen Buxtehude, Bremerförde und Cuxhaven und transportiert Güter durch ganz Deutschland. Ulrich Koch kennt die Situation in der Branche.

Dass die Personaldecke zu dünn ist, glaubt er nicht. "Dienstpläne werden in der Regel mit genügend ausgebildeten Lokführern und einer eingeplanten Reserve gemacht." Aus seiner Sicht sei die Politik des Metronom, einzelne Züge gezielt ausfallen zu lassen und die Fahrgäste vorab darüber zu informieren besser, als Reisende und Pendler ahnungslos am Gleis stehen zu lassen.

Hannah Kohn geht davon aus, dass sich die Lage zum Wochenende hin beruhigt. "Wir denken zum Wochenbeginn normalisiert sich der Betrieb wieder. Ob es tatsächlich gelingt, so schnell zum Fahrplan zurückzukehren, ist aufgrund des Krankenstandes ungewiss."

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