Werft geht nicht an arabische Schiffbaugruppe. Spekulationen um Einstieg der Chinesen

Hamburg. Schwerer Schlag für die 1900 Beschäftigten der Hamburger Werft Blohm + Voss: Der sicher geglaubte Verkauf eines großen Teils des Traditionsunternehmens an die arabische Schiffbaugruppe Abu Dhabi Mar ist gescheitert. Auch aus der geplanten Kooperation im militärischen Schiffbau wird nichts. Lediglich den zivilen Teil der Kieler Werft HDW Gaarden wollen die Araber noch übernehmen. Der Mutterkonzern ThyssenKrupp will nun einen neuen Käufer für die ungeliebten zivilen Teile von Blohm + Voss suchen und den Marineschiffbau in eigener Regie fortsetzen.

"Das ist ein herber Rückschlag, der für Verunsicherung bei den Mitarbeitern sorgt", sagte der Schiffbauexperte der IG Metall Küste, Heino Bade, der auch Vize-Aufsichtsratsvorsitzender der Schifffahrtssparte TKMS ist, über den geplatzten Verkauf. "Unsere Sorge um den langfristigen Erhalt des Standorts Hamburg ist groß." Der Betriebsrat und die IG Metall verlangten, dass sich das Unternehmen auch künftig an eine bereits geschlossene Vereinbarung hält, die einen Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen und eine Standortgarantie für die Hamburger Werft enthält. "Nur das kann die Jobs bei Blohm + Voss weiter absichern", sagte Manfred Csambal, einer der Betriebsratschefs, dem Abendblatt.

Der Verkauf an Abu Dhabi Mar galt seit Herbst 2009 schon als perfekt. Beide Seiten hatten sich im Grundsatz auf das Geschäft verständigt, mit dem die Araber den Yachtbau, das Reparaturgeschäft und eine Maschinenbausparte von Blohm + Voss mehrheitlich übernehmen sollten. "Innerhalb des langen Verhandlungszeitraums haben sich aber die politischen Rahmenbedingungen im Mittleren Osten geändert", sagte ThyssenKrupp-Vorstandsmitglied Olaf Berlien. Die "kommerziellen Anreize" für die Transaktion hätten sich so abgeschwächt, dass erwartete Geschäftschancen nicht mehr tragfähig erschienen, hieß es weiter.

Abu Dhabi Mar sollte für Blohm + Voss der Türöffner zu den Märkten am Arabischen Golf sein. Die Luxusyachten sollten an reiche Scheichs verkauft werden. Im geplanten militärischen Joint Venture sollten Korvetten und Fregatten unter anderem an Länder in Nordafrika veräußert werden. "Die politischen Umwälzungen in Ländern wie Tunesien, Ägypten oder Libyen haben diese Märkte aber nun offenbar zusammenbrechen lassen", sagte Bade.

"Wir befinden uns bereits in Gesprächen mit einem neuen Interessenten für Blohm + Voss", betonte ThyssenKrupp-Vorstand Berlien. Nach Einschätzung von Experten könnten koreanische oder chinesische Werften ein Interesse an einer Übernahme der zivilen Aktivitäten haben. Blohm + Voss ist auf den Bau von Megayachten spezialisiert, ein Know-how, das sich asiatische Konkurrenten gern einverleiben würden. "In China sind die Kassen für solche Zukäufe gut gefüllt", sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbands für Schiffbau und Meerestechnik, Werner Lundt, dem Abendblatt.

Die Bundesregierung bedauerte den geplatzten Verkauf. Ihr Koordinator für die maritime Wirtschaft, Hans-Joachim Otto, bot ThyssenKrupp Hilfe bei der Suche nach einem Investor an. "Die Bundesregierung steht gern als Türöffner zur Verfügung, denn die Investoren werden mutmaßlich aus dem Ausland kommen." Ein Sprecher der Hamburger Finanzbehörde erklärte, auch die Stadt sei bereit, Möglichkeiten für eine Unterstützung zu prüfen.