Die Integration von HanseNet in Telefónica O2 ist abgeschlossen. Auch Manager sind betroffen. Kunden sollen nichts davon merken.

Hamburg. Noch darf Alice in der Werbung knallrote Schuhe tragen, rot wie im Logo von HanseNet. Die Trendfarbe der nächsten Saison wird für die attraktive Blondine allerdings eher Blau, blau wie O2. Und blau auch wie die Hoffnung von Telefónica. Der spanische Telekommunikationskonzern hat seine beiden Tochterfirmen O2 und HanseNet jetzt miteinander verschmolzen, dabei geht HanseNet in Telefónica O2 Germany auf. Telefónica erhofft sich allerdings, dass die HanseNet-Werbefigur Vanessa Hessler auch in der neuen Firmengruppe zum Kult bei den Kunden wird. "Alice ist jetzt bei O2 zu Hause", steht auf der "Alice"-Internetseite neben dem Foto der 23 Jahre alten gebürtigen Römerin zu lesen.

Der Grund für den Wechsel in der Marketingstrategie: Für Anfang 2012 hat Telefónica das Ende von Alice als Marke beschlossen, während Hessler als Model bleibt. "Bis dahin soll der Auftritt der Werbefigur an die Farbwelt von O2 angepasst werden", sagte Telefónica-Sprecher Albert Fetsch dem Abendblatt. Die Veränderungen für die von der Telefónica übernommenen HanseNet-Kunden - zwischenzeitlich hatte immerhin jeder zweite Hamburger einen Vertrag mit HanseNet - halten sich neben dem Farbwechsel in Grenzen. Alice-Kunden nutzten auch bisher schon das O2-Netz. Zudem ist Telefónica in Deutschland der offizielle Rechtsnachfolger der HanseNet GmbH, sodass alle Verträge und Konditionen unverändert bleiben, betont das Unternehmen. Auch bei den Kunden- und den Telefonnummern für den Service bleibt für die Verbraucher alles beim Alten.

Telefónica Germany ist nach der Telekom und Vodafone mit dem Kauf von HanseNet zum drittgrößten Telekommunikationsunternehmen in Deutschland aufgestiegen. Europaweit rangiert die spanische Telefónica-Gruppe sogar noch vor der Deutschen Telekom, nachdem diese sich kürzlich durch den Verkauf des US-Geschäfts gesundgeschrumpft hatte.

Die HanseNet-Mitarbeiter in Hamburg haben in den vergangenen Monaten dennoch einen deutlichen Aderlass zu verkraften gehabt. Zusammen mussten Telefónica O2 Germany und HanseNet 1100 Stellen abbauen, die unter anderem wegen Doppelfunktionen in der ehemaligen HanseNet-Zentrale in Hamburg und dem O2-Sitz in München überflüssig geworden waren.

In der Hansestadt mussten etwa 250 von 900 Beschäftigten gehen, allerdings ohne betriebsbedingte Kündigungen. Zudem galten die Bedingungen für die Beschäftigten von HanseNet nach Informationen des Abendblatts als sehr fair. So soll beispielsweise ein 40 Jahre alter Mitarbeiter, der seit acht Jahren im Unternehmen war und bisher rund 80 000 Euro verdient hat, gut 130 000 Euro Abfindung erhalten haben. Der maximale Abfindungsbetrag lag bei 250 000 Euro.

Etliche Mitglieder des Managements bei HanseNet waren von den Veränderungen betroffen, nicht zuletzt der bisherige HanseNet-Chef Lutz Schüler. Der 42-Jährige hatte den Posten erst Anfang des vergangenen Jahres von Paolo Ferrari übernommen. Damals hatten die Kartellbehörden der Übernahme von HanseNet, die zuvor zu Telecom Italia gehörte, durch Telefónica O2 zugestimmt. Inzwischen hat der Manager aber wieder eine neue Aufgabe in der Branche: Schüler ist Geschäftsführer von Unitymedia, einem Kabelnetzbetreiber in Nordrhein-Westfalen und Hessen.

Die Mitarbeiter der neu geschaffenen Telefónica O2 Germany haben mit René Schuster den Geschäftsführer behalten, der auch zuvor schon in München an der Spitze von O2 saß. Für HanseNet ist der rasche Wechsel an der Unternehmensspitze nichts Neues, hier wechselten die Topmanager in den vergangenen Jahren etwa so schnell wie in einem Daumenkino. In Hamburg stellt man sich derweil die Frage, ob die Niederlassung bestehen bleibt.

Noch vor wenigen Wochen kündigte Telefónica einen umfangreichen Stellenabbau an, allerdings nicht in Deutschland. Der Standort Hamburg werde neben München bei Telefónica O2 Germany "eine wichtige Rolle spielen", heißt es von dem Unternehmen. "Allerdings arbeiten wir in einem Markt, der sich sehr schnell verändert. Wir müssen immer bereit sein, auf neue Bedingungen zu reagieren und unsere Struktur entsprechend anzupassen", heißt es in einer internen Mitteilung des Unternehmens, die dem Abendblatt vorliegt. Diese Bedingungen sind in einem Markt mit einem immer noch harten Preiswettbewerb derzeit durchwachsen: Der Umsatz der Telefónica in Deutschland hat in den ersten Monaten des laufenden Jahres gegenüber dem Vorjahr um 14,4 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro zugelegt. Ohne HanseNet wäre der Erlös allerdings nur um 1,9 Prozent gewachsen.