Auch Ökonomen in Norddeutschland uneins über richtigen Weg aus Schuldenfalle. Staatspleite oder Rettung - alle Hilfen werden für Steuerzahler teuer

Hamburg/Brüssel. Die Zeit wird knapp. Während das krisengeschüttelte Griechenland dringend frisches Geld braucht, spielen die Europäer auf Zeit. Zwischen den Euro-Ländern ist ein Glaubenskrieg über die Konditionen für weitere Hilfsprogramme ausgebrochen. Nach dem Eindruck von Beobachtern wird in Brüssel derzeit geschachert und getrickst wie bei Verhandlungen um Agrargelder.

Dabei braucht der Ägäisstaat schon in Kürze weitere 90 bis 120 Milliarden Euro, die Athen dringend benötigt, um zahlungsfähig zu bleiben. Doch Deutschland, die Niederlande und andere Staaten fordern als Voraussetzung für eine Freigabe weiterer Mittel eine weitreichende Beteiligung von privaten Gläubigern. Es wird über eine Größenordnung von etwa 30 Milliarden Euro geredet. Unter anderem Frankreich sowie die Europäische Zentralbank (EZB), die viele griechische Staatsanleihen besitzen, sind wiederum dagegen.

Beschlüsse zu den neuen Milliardenhilfen für Athen soll es nach Worten von EU-Währungskommissar Olli Rehn nun erst Mitte Juli geben. Allerdings wird sich erst beim nächsten Krisentreffen der vom Chef der Euro-Gruppe, Jean-Claude Juncker, geführten Euro-Kassenhüter am Sonntag zeigen, ob es dazu einen europäischen Konsens gibt.

Unterdessen appellierte der sonst stille Kommissar Rehn an die Finanzminister, ihren Streit um die Beteiligung der Banken endlich zu überwinden und sich zu einigen. Rehn setzt darauf, dass die Euro-Finanzminister die nächste Kredittranche von zwölf Milliarden Euro aus dem bereits laufenden Hilfsprogramm am Sonntag oder Montag freigeben werden - damit wäre Griechenland zunächst bis September aus dem Schneider.

Im Europaparlament wächst unterdessen die Verärgerung über das europäische Krisenmanagement in Sachen Griechenland. "Der EU-Ministerrat und die EU-Kommission sind unfähig, die notwendigen Reformen in Griechenland mit einem Wachstumspaket zu verbinden", kritisiert der hessische SPD-Europaabgeordnete Udo Bullmann. Nötig sei ein Marshallplan für das Krisenland, um es wieder auf die Beine zu bekommen.

Die Meinungen über die Konditionen für weitere Hilfen für Griechenland gehen aber auch bei Wirtschaftswissenschaftlern stark auseinander, wie eine Umfrage des Abendblatts unter renommierten Ökonomen norddeutscher Forschungsinstitute zeigt.