Hamburg. Der Streit um die Einführung des neuen Biosprits E10 gewinnt an Schärfe. Der Kraftstoff enthält zehn Prozent Ethanol. Aus Sicht einiger Kritiker birgt das die Gefahr, dass Treibstoffleitungen und Motoren in Autos angegriffen werden.

Carl-Peter Forster, der frühere Europa-Chef des Opel-Mutterkonzerns General Motors, sagte, die Einführung sei "extrem ungeschickt" gemacht worden, "weil die Leute immer noch Angst haben, dass ihr Auto kaputtgeht". Der Kraftstoff sei tatsächlich noch nicht problemfrei, sagte Forster, mittlerweile Chef des indischen Autokonzerns Tata. Das E10-Gemisch greife Kunststoff-Bauteile im Motor an. Hinzu kämen "moralische Bedenken" der Verbraucher zur Umweltbilanz von E10.

Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) verteidigte sich gegen die zunehmende Kritik. "Die Bundesregierung hat mit Zustimmung der rot-grünen Opposition und aller Bundesländer die Einführung von E10 ermöglicht", sagte er "Bild am Sonntag". Der Biosprit werde nicht zwangsweise eingeführt. "Die Politik verpflichtet die Industrie lediglich zur Einhaltung einer bestimmten Biokraftstoff-Quote, die zwar gestiegen, aber nicht neu ist und bislang immer so gut wie erfüllt wurde."

Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) will morgen in Berlin die Automobilwirtschaft, den ADAC und andere zu einem "Benzingipfel" versammeln, um Wege aus dem Kraftstoff-Wirrwarr zu finden.