Bis zu fünf Prozent bieten die Banken für das Geld auf Kinderkonten. Das Ziel: Die Kunden sollen früh langfristig ans Institut gebunden werden.

Hamburg. Die jüngsten Kunden lassen sich die Banken einiges kosten. Bei der HypoVereinsbank packen die Banker ein Lego-Spielzeug auf den Tresen, wenn die Eltern für ihren Nachwuchs ein Konto eröffnen. Das dürfte bei den Kindern auch besser ankommen als der Zinssatz, für den sich eher die Eltern interessieren. Fünf Prozent Zinsen gibt es für die ersten 500 Euro. In Zeiten mit Zinsen von 0,5 Prozent für das Sparbuch rücken solche Angebote in den Fokus der Verbraucher.

Immer mehr Geldinstitute entdecken, dass mit der Kundenbindung nicht früh genug begonnen werden kann. Der Wettbewerb ist hart, weil die Kontoverbindung als Schlüssel für viele andere Finanzgeschäfte gilt - von der Baufinanzierung bis zur Altersvorsorge. Die Manager wissen, viele Bankverbindungen halten länger als eine Ehe.

Nachdem die Hamburger Sparkasse schon seit einigen Jahren ein Mäuse-Konto für die bis zu 14-Jährigen anbietet, das mit vier Prozent verzinst wird, legt jetzt die Hamburger Volksbank nach. Den Zins von vier Prozent kassieren auch noch Schüler und Studenten im Alter bis zu 27 Jahren. "Wir wollen ein Konto anbieten, das mit den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen mitwächst und so langfristige Kundenbeziehungen aufbauen", sagt Ralf Rogge von der Hamburger Volksbank. So wird dann aus einem Sparkonto später ein Girokonto mit einer lebenslangen Kontonummer. Bei der PSD Bank Nord gibt es fünf Prozent - aber erst ab 14 Jahren. Doch der Betrag, für den der Zins gezahlt wird, ist dreimal so hoch wie bei den Hamburger Konkurrenten.

Die Sparschweine der Kinder bieten den Banken ein riesiges Potenzial. Auf rund 3,6 Milliarden Euro belaufen sich laut Kids-Verbraucheranalyse allein die Sparguthaben der sechs- bis 13-Jährigen. Das sind 626 Euro pro Kind. Taschengeld und Geldgeschenke sind dabei noch nicht eingerechnet. 62 Prozent der Kinder sparen davon mindestens die Hälfte.

Damit das Geld nicht nur im Sparschwein landet, ist die Einrichtung eines Kontos durchaus sinnvoll, finden auch Verbraucherschützer. "Denn auf diese Weise können die Kinder an Geldgeschäfte und die Modalitäten rund um ein Konto herangeführt werden", sagt Arno Gottschalk von der Verbraucherzentrale Bremen.

Ab sieben Jahren sind Kinder beschränkt geschäftsfähig und können selbst über ihr Taschengeld verfügen. Eine Bankkarte mit PIN-Nummer ermöglicht es ihnen dann schon, einen Kontoauszug auszudrucken oder Geld vom Konto am Automaten abzuheben, wenn die Eltern dem zustimmen. Damit das Ersparte nicht schnell für Spielzeug und Süßigkeiten ausgegeben wird, ist es sinnvoll, den Zugriff zu begrenzen. "Die Eltern können festlegen, wie viel Geld pro Woche oder Monat abgehoben werden kann", sagt Andre Grunert von der Hamburger Sparkasse, "denn wir wollen auch einen Beitrag zur Finanzerziehung leisten." Auch bei der HypoVereinsbank gibt es eine solche Regelung und die Jugendlichen können ab 14 Jahren am Onlinebanking teilnehmen. "Die Eltern müssen festlegen, ab welchem Alter solche erweiterten Funktionen sinnvoll sind", sagt Gottschalk. "Sie können einen Spielraum geben, müssen aber letztlich die Kontrolle behalten." Da alle Konten nur auf Guthabenbasis geführt werden, sind die Risiken begrenzt. Mehr als auf dem Konto ist, kann nicht ausgegeben werden.

Spätestens mit Beginn der Ausbildung wird ein Girokonto benötigt, das es bei den meisten Banken kostenlos gibt. "Es ist gut, wenn nicht erst dann das Thema in der Familie besprochen wird", sagt Gottschalk. Auch bei der Auswahl der Bank sollten die Eltern ihren Einfluss geltend machen.

Denn Unterschiede gibt es nicht nur bei der Höhe der Zinsen, sondern auch bei manchen Einschränkungen im Kleingedruckten. Ist der Höchstbetrag für die hohen Zinsen ausgeschöpft, sinkt die Rendite schnell. Bei der Haspa gibt es dann nur noch ein Prozent, bei der Hamburger Volksbank 1,5 Prozent Zinsen für den darüber hinausgehenden Betrag. Aufpassen müssen die Jugendlichen bei der Sparda Bank Hamburg. Spareifer zahlt sich nicht aus. Denn sobald 1500 Euro überschritten sind, gibt es für das gesamte Guthaben nur noch 0,5 Prozent Zinsen. Das Führerscheinsparen der Sparkasse Harburg-Buxtehude und der Volksbank Stormarn ist streng an die Fahrerlaubnis gebunden. "Die Rechnung der Fahrschule muss vorgelegt werden", sagt Andreas Sommer von der Sparkasse Harburg-Buxtehude.

Wer ein Konto für sein Kind sucht, wird bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken eher fündig als bei den überregionalen Instituten. "Es entspricht nicht unserer Philosophie, spezielle Konditionen für Kinder zu bieten", sagt eine Sprecherin der Postbank. "Die überregionalen Banken stellen sich eher darauf ein, dass die Kunden sprunghafter werden, nicht mehr lebenslang bei einer Bank bleiben", sagt Gottschalk. Dann wären Lego-Spielzeug und hohe Zinsen aus Sicht der Geldhäuser falsch investiert.

Sparkassen und Genossenschaftsbanken setzen dagegen noch auf eine feste, dauerhafte Kundenbeziehung, wenn der Grundstein rechtzeitig gelegt wird. Ob die Rechnung aufgeht, steht allerdings noch aus. "Wie viel Kunden wir langfristig gewinnen, können wir noch nicht sagen", sagt Grunert. Denn das Mäuse-Konto gibt es erst seit dem Jahr 2007. Zumindest 60 000 potenzielle Kunden von morgen hat sich die Haspa damit gesichert.