Mit immer neuen Rabatten werben Discounter um Kunden. Zuwächse verzeichnen laut Konsumforscher aber nur die Supermärkte.

Hamburg. Der Kampf um den Kunden wird schwieriger, die Angriffe aggressiver. Bereits zum achten Mal in diesem Jahr haben die Discounter eine Rabattrunde eingeläutet und die Preise für viele Produkte gesenkt. Betroffen sind vor allem Tiefkühlfisch, Süßigkeiten und Hundefutter, aber auch Joghurt, Wein sowie Marmelade. Der Nachlass beträgt je nach Produkt zwischen sechs und 40 Cent. Wie so oft legt Marktführer Aldi vor, Konkurrenten wie Lidl, Netto oder Penny ziehen nach.

Schon seit Monaten tobt unter den Billigsupermärkten ein erbitterter Preiskrieg, in dem sie im Kampf um Marktanteile fast jeden Monat erneut zum Rotstift greifen - im vergangenen Jahr zwölfmal. Deutschland ist dabei Discount-Europameister . "Mit einem Marktanteil von 45 Prozent erreichen die Discounter hierzulande mit Abstand den höchsten Wert", sagte GfK-Konsumforscher Wolfgang Adlwarth dem Abendblatt. Die Umsätze allerdings stagnieren seit gut anderthalb Jahren und sorgen für die immer neuen Rabatte. "Durch die Preisreduktionen versuchen die Discounter, die Stagnation zu kompensieren und neue Kunden zu gewinnen", erklärt Adlwarth, "aber aktuell haben sie damit keinen Erfolg." Das liegt nach seiner Einschätzung vor allem an drei Faktoren: Zum einen reagieren die herkömmlichen Supermärkte und setzen bei Markenartikeln den Rotstift an, was offensiv beworben wird. "Die Promotiontätigkeit ist in der Krise gewaltig angestiegen", so Adlwarth. Zum anderen würden die Verbraucher immer mehr auf Markenartikel setzen, besonders in der Wirtschaftskrise.

Händler mit Frischetheken sind bei Kunden besonders gefragt

"Das Vertrauen der Menschen in Marken ist einfach größer als in die Discountprodukte", erklärt der Experte. Wichtigster Punkt sei ein gesteigertes Qualitätsbewusstsein. Und davon profitieren vor allem die Supermärkte. "Wir erleben gegenwärtig eine Renaissance des Nachbarschaftsgedankens", sagt Adlwarth. Kleinere, innerstädtische Läden, die sich auf die Bedürfnisse ihrer Kunden einstellen, seien auf Wachstumspfad. Der Geschäftsführer der Fachverbände des Hamburger Einzelhandels (FHE), Ulf Kalkmann, bestätigte, dass auch in der Hansestadt solche Händler profitieren, die eine Frischetheke oder spezielle Serviceleistungen wie die Warenlieferung nach Hause anbieten würden. "Hier zeichnet sich ein Trend ab, der sich in kleinen Schritten verstärkt. Die kundenorientierten Fachgeschäfte legen zu." Derzeit hätten herkömmliche Supermärkte wie Rewe oder Edeka in Hamburg einen Marktanteil von rund 20 Prozent mit steigender Tendenz. "Es gibt in dieser Sparte eine Renaissance, die sich weiterentwickeln wird. Insbesondere durch den demografischen Wandel", so Kalkmann. Vor allem Senioren würden nicht bis an den Stadtrand fahren wollen, um ihre Einkäufe zu erledigen. Ein Sprecher der Edeka-Zentrale in Hamburg sagte, vor allem bei den innerstädtischen Filialen sei das Sortiment stark auf die Bedürfnisse der Kunden abgestimmt, je nach Lage etwa auf Berufstätige oder eben Senioren. Diese Märkte liefen traditionell gut. Bei den aktuellen Rabattrunden ziehe Edeka trotzdem mit und senkt bei der Handelsmarke "gut und günstig" ebenfalls die Preise.

Bei den Discountern indes wird die Rabattschlacht nach Ansicht von GfK-Experte Adlwarth nicht ewig weitergehen: "In Zeiten steigender Rohstoffpreise wird das auf die Dauer nicht machbar sein." Mittelfristig werde es deshalb zu einer Beruhigung der Situation kommen. So hatten die Discounter im August die Preise für Orangensaft und Butter erstmals wieder erhöht.