Mit 3-D-tauglichen Fernsehern soll das Geschäft angekurbelt werden. Auch die dazu benötigten Shutterbrillen werden vorgestellt.

Hamburg. Einen Supersound und ein Bilderlebnis wie im Kino bei 3-D-Filmen sollen sich die Verbraucher jetzt auch möglichst schnell nach Hause holen. Inspiriert von Kassenschlagern wie "Avatar" oder "Alice im Wunderland" kommt der räumliche TV-Genuss ins Wohnzimmer. Schon die Kinos profitierten von der neuen Technik und steigerten ihren Umsatz im ersten Halbjahr um fünf Prozent. Jetzt hofft auch die Branche für Consumer-Eletronics-Produkte auf glänzende Geschäfte rund um 3-D. Die am kommenden Freitag beginnende Internationale Funkausstellung IFA soll den letzten Schub für die neue Technik bringen.

Verbraucher verstehen 3-D als Erlebnis und nicht als Techniknorm

"Dass 3-D jetzt schon so populär ist, verdanken wir dem Kino", sagt Roland Stehle von der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu). Anders als bei der Einführung der Fernsehnorm HDTV für hochauflösendes Fernsehen wird 3-D nicht als technischer Standard, sondern als Erlebnis wahrgenommen. Das liegt sicherlich auch daran, dass 95 Prozent der Bevölkerung mit dem Begriff etwas anfangen können. Für einen technischen Standard ist das ein ungewöhnlich hoher Wert. Da gerät schnell in Vergessenheit, dass es an 3-D-Inhalten im Fernsehen noch fehlt. Selbst der Fantasystreifen "Avatar" soll erst im November dreidimensional auf Scheibe in den Regalen liegen. Noch ist nur eine Handvoll Blu-Rays mit 3-D-Produktionen im Handel erhältlich. Der Begeisterung tut das keinen Abbruch. 41 Prozent wollen sich in den nächsten drei Jahren ein 3-D-Fernsehgerät kaufen, ergab eine Umfrage der gfu. Ende des Jahres wird bereits eine sechsstellige Zahl an 3-D-tauglichen Geräten in den Wohnzimmern stehen. "Im Moment ist es gar nicht möglich, alle Käuferwünsche zu erfüllen", sagt Willy Fischel, Geschäftsführer des Bundesverbands Technik des Einzelhandels. "Bei den Fernsehern der Premiumklasse wird die 3-D-Tauglichkeit zum Standard gehören", sagt Fischel. "In der Mittelklasse werden bald alle Fernseher mit einem Zusatzgerät 3-D-tauglich sein", erwartet Christoph de Leuw von der Zeitschrift "Audio Video Foto Bild".

Dreidimensionale Bilder nur mit Brille für 140 Euro

Alle wichtigen Hersteller zeigen auf der IFA 3-D-taugliche Fernsehgeräte und die dazu passenden Brillen. Denn nur diese Shutterbrillen zum Stückpreis zwischen 80 und 140 Euro ermöglichen das räumliche Sehen (siehe Grafik). Ohne Brille würde das neue Fernsehen nur von einem bestimmten Betrachtungswinkel aus funktionieren, sagt Sharp-Sprecher Martin Beckmann.

Ein Regelprogramm in der neuen Technik ist auf absehbare Zeit nicht zu erwarten. Der finanzielle Aufwand für zusätzlich benötigte Kameras wäre zu groß. ARD und ZDF etwa haben erst vor Kurzem ihr Programm komplett auf das hochauflösende HDTV umgestellt und damit noch genug zu tun. Wir beobachten die Entwicklung, aber im Moment ist 3-D kein Thema für uns, heißt es bei der ARD.

Die Hersteller locken die Kunden mit einer Ersatzfunktion. "Konventionelle Sendungen können mit den neuen Fernsehern auf 3-D-Effekt hochgerechnet werden", sagt Stehle. "Das ist zwar nicht 100-prozentig, aber es entsteht ein ähnlicher Effekt." Wem es nicht gefällt, kann die Funktion einfach abschalten. Da es noch an Filmen fehlt, setzen die Hersteller auch auf 3-D-Spiele. So bietet Sony bis Ende September den Käufern eines 3-D-Fernsehers kostenlos eine PlayStation 3 an.

Zunächst sind mit der 3-D-Technik vor allem die großen Geräte ab 42 Zoll ausgestattet, was einer Bildschirmdiagonale von mehr 100 Zentimetern entspricht. In diesem Preissegment liegt der Aufpreis für die 3-D-Technik bei 200 bis 300 Euro. Die Branche setzt darauf, dass viele Kunden die Fernseher, die es ab 1100 Euro gibt, kaufen, weil auch andere Geräte das 3-D-Thema aufgreifen. So bringt Panasonic den weltweit ersten 3-D-Camcorder auf den Markt.

Die Filme mit Raumwirkung werden durch eine Vorsatzlinse möglich, die für normale Aufnahmen wieder abgenommen werden kann. Sony bietet mit seinen Kameras der NEX-Serie die Möglichkeit, Panoramafotos in 3-D aufzunehmen. Dazu muss die Kamera horizontal oder vertikal geschwenkt werden. Um solche Filme und Bilder ansehen zu können wird natürlich auch ein 3-D-tauglicher Fernseher benötigt. Die 3-D-Technik hat inzwischen auch die Printmedien erreicht. An diesem Sonnabend erscheint die "Bild" erstmals in 3-D-Optik. Mit einer mitgelieferten Spezialbrille können alle Fotos dreidimensional betrachtet werden.

Schon im ersten Halbjahr freute sich die Unterhaltungs- elektronikbranche über einen Umsatzanstieg um 5,4 Prozent. Noch stehen in deutschen Haushalten 25 Millionen Röhrenfernseher. Grund genug auf ein weiterhin gutes Geschäft zu hoffen.

Insgesamt sollen in diesem Jahr 9,6 Millionen Fernseher verkauft werden. Das sind 16 Prozent mehr als im bisherigen Rekordjahr 2009. "Auch nach der Fußball-WM läuft das Geschäft mit Fernsehern noch glänzend", sagt Fischel.