Der schrittweise Abschied der Glühbirnen geht im September weiter. Verbraucherschützer fordern eine bessere Umweltkennzeichnung.

Hamburg. Die Verbraucherschützer wollen der Energiesparlampe mit besseren Informationen auf der Verpackung zum Durchbruch verhelfen. Denn auch ein Jahr nach dem Verbot von 100-Watt-Glühlampen zeigt sich, dass die Verbraucher den energiesparenden, alternativen Leuchtmitteln eher skeptisch begegnen. So registriert der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) "eine große Verunsicherung bei den Verbrauchern", seit die Glühlampen schrittweise vom europäischen Markt genommen werden.

Um die richtige Lampe zu finden , müssen sich die Verbraucher mit der neuen Produkteigenschaft wie Lumen für Lichtstrom oder Farbtemperatur beschäftigen. "Im Moment kaufen viele Leute unpassende Lampen, die dann im Keller landen oder falsch entsorgt werden", sagt vzbv-Vorstand Gerd Billen. Nach Einschätzung der Verbraucherschützer sind die Energiesparlampen vielfach zu teuer, qualitativ nicht gut genug und zu unklar ausgezeichnet. "Die Hersteller müssen darauf achten, dass die Energiesparlampe nicht zum Ärgerthema wird", warnt Billen.

Denn in wenigen Wochen wird sich das Angebot an Glühlampen weiter verringern. Nachdem bereits im vergangenen September alle matten und 100-Watt-Lampen aus den Regalen verschwunden sind, dürfen vom 1. September 2010 an keine 75-Watt-Birnen mehr in den Handel kommen. Restbestände können noch verkauft werden. Die EU-Kommission hatte das Glühlampenverbot beschlossen. Begründet wurde der Schritt mit dem Energieverbrauch der Glühlampen. Denn nur fünf Prozent des eingesetzten Stroms werden zu Licht, aus dem Rest entsteht Wärme. Energiesparlampen verbrauchen im Vergleich etwa 80 Prozent weniger Strom. Von September 2012 an soll es in der EU gar keine herkömmlichen Glühbirnen mehr zu kaufen geben.

Verbraucherschützer und Umweltbundesamt haben die Hersteller zur Kennzeichnung ihrer Energiesparlampen mit dem Umweltsiegel "Blauer Engel" aufgefordert. Dies sei notwendig, damit sich die Verbraucher beim Kauf von Energiesparlampen besser orientieren könnten. "Nur die besten Produkte am Markt werden das Zeichen bekommen, denn längst nicht alle erfüllen die Kriterien des Blauen Engels", sagt Frauke Rogalla vom vzbv. "Das wirkt wie eine Selektion und hilft den Kunden."

Doch die Hersteller sind davon wenig begeistert. "Eine europäische Verordnung verlangt bereits ab September eine detaillierte Kennzeichnung", sagt Klaus Petri von Philips. Ein rein deutsches Symbol mache auf dem europäischen Markt keinen Sinn. So sind die Hersteller verpflichtet, ab September Angaben zu Lebensdauer, Helligkeit und Lichtfarbe auf der Packung zu verzeichnen. Spezielle Verpackung für den deutschen Markt würden auch die Kosten der Hersteller in die Höhe treiben.

Ein weiteres Problem der Energiesparlampe ist das enthaltene Quecksilber. "Das kann auch Gesundheitsgefahren verursachen", sagt Billen. Die Sparlampen dürfen deshalb nicht im Hausmüll entsorgt werden. Die Verbraucherschützer monieren, dass nicht in allen Geschäften, die die Produkte verkaufen, die ausgedienten Energiesparlampen zurückgegeben werden können. "Es muss ein einheitliches und flächendeckendes Rücknahmesystem eingerichtet werden", fordert Billen. Max Bahr ist hier bereits weiter, so die Sprecherin Simone Naujoks: "Bei uns können alte Energiesparlampen in der Kassenzone entsorgt werden."

Die Baumärkte rechnen in den nächsten Wochen nicht mit einem großen Kundenansturm auf 75-Watt-Glühlampen. "Die Kunden haben sich bereits im Vorjahr mit großen Mengen eingedeckt", sagt Elena Ottaviano von Obi. "75-Watt-Glühlampen sind nur ein schmales Segment in der Nachfrage", sagt Praktiker-Sprecher Harald Günter. Außerdem können Kunden nach dem Verbot leicht auf 60-Watt-Glühlampen umsteigen, die erst im September 2011 verboten werden. Die zu Rewe gehörenden Toom-Baumärkte wollten sich auf Nachfrage nicht äußern.

Da der Handel mit Glühlampen nicht verboten ist, bietet Schrader Lichtservice in Lurup 12 500 verschiedene Modelle an. "Wir haben auch noch matte Glühlampen und dürften das umfangreichste Angebot in Hamburg vorweisen", sagt Inhaber Stefan Schrader. "Die Nachfrage ist groß, denn viele haben im vergangenen Jahr nicht mitbekommen, dass mit einem Schlag alle matten Glühlampen vom Markt verschwinden." Wie lange seine Vorräte noch reichen, kann er nicht abschätzen.

Auch bei Praktiker werden noch am meisten Glühlampen verkauft. "Stark im Kommen sind LED-Lampen", sagt Günter. Die Leuchtdioden lassen sich problemlos dimmen und sind in ihrer Farbwiedergabe einstellbar und genauso sparsam, aber wesentlich teurer als Energiesparlampen. Da LED-Lampen ganz andere Leuchtkonzepte erfordern, lässt sich die Glühlampe nicht einfach durch eine LED ersetzen. Gut nachgefragt werden in den Baumärkten Halogenlampen in Glühbirnenform, die 30 Prozent Energie im Vergleich zur Glühlampe sparen und doppelt so lange halten. "Den Kunden gefällt vor allem die Form", sagt Naujoks. Auch ohne Glühlampe hat die Energiesparlampe noch Konkurrenten.