Autohersteller locken mit Preisnachlässen von bis zu 38 Prozent beim Neukauf. Flaute nach der Abwrackprämie zwingt viele Händler zu Sonderaktionen.

Hamburg. Die Bremsspuren der Abwrackprämie sind noch immer deutlich im deutschen Automarkt sichtbar. So ist die Zahl der Rabattaktionen in den vergangenen drei Monaten nicht etwa zurückgegangen. Sie ist im Juni laut einer Studie des Branchenexperten Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR-Instituts an der Universität Duisburg-Essen, sogar auf 347 bundesweite Aktionen gestiegen - nur im Juli des Krisenjahres 2009 war es eine mehr.

Auch in Hamburg können sich potenzielle Käufer über Kampfpreise in vielen Autohäusern freuen. Mit einem Rabatt von gut 38 Prozent - bei dem Voraussetzung ist, dass ein Altfahrzeug verschrottet wird - rangiert der Fiat Panda ganz oben auf der Liste. "Diese Aktion ist als eine Verlängerung der Umweltprämie gedacht", sagte Axel Burlage, Leiter der Fiat-Niederlassung Hamburg. Die Marke habe im vergangenen Jahr dank der im September ausgelaufenen staatlichen Verkaufshilfe "sehr viel Erfolg" gehabt. "Wir möchten aber auch für Kunden, die es damals nicht geschafft haben, die Prämie zu nutzen, ein attraktives Angebot bereithalten." Zudem habe Fiat neue Käuferkreise erschließen können: "Das sind Kunden, die wir früher nie erreicht hätten, weil sie immer Gebrauchtwagen fuhren." Abgesehen davon nütze es der Umwelt, wenn "alte Kisten" von der Straße verschwinden.

Es dürfte kein Zufall sein, dass gerade ein Hersteller wie Fiat so hohe Rabatte einräumt: Während die Neuzulassungen im gesamten deutschen Markt zwischen Januar und Mai um knapp 28 Prozent nachgaben, musste die italienische Marke ein Minus von 59 Prozent verbuchen. "Verglichen mit 2008 liegen wir aber leicht im Plus und damit sind wir sehr zufrieden", so Burlage.

Gleich hinter dem Fiat Panda rangiert in der Rangliste der Rabatte der japanische Kleinwagen Nissan Micra. "Die Modelle Micra und Note haben stark von der Abwrackprämie profitiert", erklärte Ben Günther, Geschäftsführer beim Hamburger Autohaus Günther. Nun müsse man sich den Realitäten stellen: "Diese Preispolitik passt in die Zeit. Nissan ist da sehr aktiv." Vielleicht auch deshalb zeigte sich Günther - zumindest gemessen an den düsteren Prognosen für den Automarkt 2010 - mit dem Absatz "durchaus zufrieden".

Eine Reihe der Spitzenrabatte in der Dudenhöffer-Studie bezieht sich auf Leasing-Modelle, womit zum Beispiel ein koreanischer Hyundai i20 auf einen Rabatt von gut 26 Prozent kommt. Beim Autohaus Claas Wehner in Hamburg ist dieses Angebot zwar nicht im Programm, weil man das vom Hersteller erhältliche Kontingent beim Typ i20 bereits mit Tageszulassungen ausgeschöpft habe, sagte Verkaufsleiter Thorsten Heinze. Verglichen mit dem Listenpreis von 10 890 Euro koste der i20 als Tageszulassung 8990 Euro, was einem Rabatt von mehr als 17 Prozent entspricht. Dabei müsse man sich auch an preislichen Marken orientieren, die die Konkurrenz setzt: "Der Markt gibt einen Preis vor", sagte Heinze, "und der sollte sich für einen Kleinwagen heute unter 10 000 Euro bewegen."

Weit unter dieser Grenze rangiert der Chevrolet Matiz, der auch von der Hamburger Dello-Gruppe verkauft wird. Der von Dudenhöffer für dieses Modell genannte Spitzenrabatt von knapp 29 Prozent bezieht sich allerdings auf ein Leasing-Angebot. "Wir arbeiten nicht mit Leasing", sagte Dello-Geschäftsführer Michael Babick, "denn wir streben nicht nach Absatz um jeden Preis." Doch mit einer Tageszulassung bietet Dello den Matiz zu einem Preis von 6990 Euro an, was immerhin einem Rabatt von 27 Prozent auf den entsprechenden Listenpreis entspricht. Wenn man über Verkaufszahlen spreche, dürfe man nicht mit dem Ausnahmejahr 2009 vergleichen, meinte Babick. "Gegenüber 2008 liegen wir bei mehreren Marken, unter anderem bei Chevrolet und Opel, aber leicht im Plus."

Die von Dudenhöffer registrierten sogenannten "offenen Aktionen" sind alle direkt von den Autobauern offiziell beworbene Rabatte wie Sondermodelle, Sonderzinsen oder Eintauschprämien, die bundesweit angeboten werden. Dabei sind die vom einzelnen Händler zusätzlich eingeräumten Nachlässe noch nicht enthalten.

Es fällt auf, dass ausländische Hersteller bei den offiziellen Rabatten besonders aktiv sind, während sich die deutschen Anbieter damit eher zurückhalten. "Man möchte die Preisnachlässe ungern offen ausweisen", sagte Dudenhöffer dem Abendblatt. Allerdings wählen die inländischen Konzerne dafür andere Wege. Sie gewährten eher interne Nachlässe gegenüber den Händlern, die diese nach eigenem Ermessen an Kunden weitergeben können. "Dies zeigen die bei Internetvermittlern erzielbaren Rabatte", so Dudenhöffer. So werde etwa ein Audi A4 mit durchschnittlich 16,9 Prozent Preisnachlass bei diesen Anbietern angeboten, bei Opel und Ford seien es um die 20 Prozent.

Dudenhöffer erwartet, dass sich erst gegen Jahresende wieder allmählich ein "eher vernünftiges Preisniveau" einstellt. Verglichen mit früheren Zeiten vor der Krise werde das Rabattniveau aber hoch bleiben: "Deutschland ist ein gesättigter Automarkt, genau wie die USA."