Zahl der Passagiere steigt kräftig. Fonds locken mit hohen Renditen. Die Kernzielgruppe der Reiseveranstalter sind die über 50-Jährigen.

Hamburg. Die Branche lässt nichts unversucht, um Gäste zu gewinnen. Und Feiern zieht immer. Reiseveranstalter TUI lockt mit einer Partynacht auf eines seiner Flusskreuzfahrer. Während das Schiff Kurs von Düsseldorf auf Köln nimmt, können vom Trubel ermüdete Gäste auch auf Deck entspannen, ein halbtägiger Schnupperkurs für Unentschlossene. Auch längere Touren sind möglich, etwa von Passau nach Wien in drei Tagen oder acht Tage durch das Mittelrheintal.

Andere Veranstalter werben mit ferneren Zielen in Frankreich oder Portugal. So kann man beginnend in der portugiesischen Hafenstadt Porto mit Kathedrale und Bischofspalast durch das Dourotal mit seinen Weinbergen schippern. Allein in Westeuropa sind 224 Flusskreuzfahrtschiffe im Einsatz, entweder auf Rhein, Main und Donau oder auf Seine, Rhône, Douro oder Po. "Die europäischen Sehenswürdigkeiten lassen sich am besten vom Fluss aus erkunden, denn viele touristischen Ziele wie Prag, Amsterdam oder Wien liegen an Flüssen", sagt der Hamburger Kreuzfahrtexperte Helge H. Grammerstorf. "Allein für den deutschen Markt erwarten wir künftig ein jährliches Wachstum von sechs bis acht Prozent bei den Passagieren."

+++ Ab 15.000 Euro können sich Investoren beteiligen +++

+++ Hohe Rendite nicht ohne Risiko +++

Die Anbieter von Flusskreuzfahrten wie TUI FlussGenuss, DerTour, Arosa oder TransOcean konnten ihre Passagierzahlen 2011 um 6,7 Prozent auf rund 462.000 Gäste steigern. "Die Donau gefolgt vom Nil und dem Rhein waren im vergangenen Jahr die beliebtesten Flüsse der Deutschen", sagt Sibylle Zeuch vom Deutschen Reiseverband. Flusskreuzfahrten entwickeln sich zur modernen Form der Städtereisen, denn vom Anleger aus ist man schnell in den historischen Innenstädten. Der Weg zur nächsten Etappe wird von vorbeiziehenden Städten, Dörfern und Weinbergen geprägt. Spätestens in acht Jahren wird sich die Zahl der Flussfahrtpassagiere auf eine Million verdoppelt haben. "Denn immer mehr Passagiere von Hochseekreuzfahrten interessieren sich auch für die Reisen durchs Binnenland", sagt Arosa-Chef Lars M. Clasen.

Doch im Gegensatz zur Hochseekreuzfahrt sind hoher Wellengang und Seekrankheit ausgeschlossen. Die Kernzielgruppe der Reiseveranstalter sind die über 50-Jährigen. "Sie verfügen unabhängig von der konjunkturellen Lage über ein stabiles Einkommen", sagt Markus Lentz von der Rating-Agentur Scope. Aufgrund der demografischen Entwicklung nehme diese Altersgruppe stetig zu. "Innerhalb der nächsten drei Jahre werden 36 Flusskreuzfahrtschiffe als Neubauten auf den Markt kommen", sagt Grammerstorf. Das bietet auch Anlegern Chancen, denn manches Schiff wird über einen geschlossenen Fonds von Privatanlegern finanziert, die mit jährlichen Ausschüttungen von rund acht Prozent rechnen können - meist steuerfrei. Obwohl viele Schiffsfonds in Schieflage oder gar in die Insolvenz geraten sind, gilt der Nischenmarkt Flusskreuzer als Erfolg versprechende Alternative. "Mit der von Konjunktur, Charterraten und Welthandel abhängigen Handelsschifffahrt gibt es keine Gemeinsamkeiten", sagt Grammerstorf. "Selbst in Krisenjahren haben die Kreuzfahrten zugelegt." Experte Lentz verweist darauf, dass die Wachstumsraten bei der Flusskreuzschifffahrt deutlich über denen des Welthandels liegen. Die Folge: Beschäftigungslose Schiffe wie bei den Containerfrachtern oder Massengutfrachtern gibt es nicht.

Das Hamburger Emissionshaus Premium Capital (PCE) hat bereits 30 Prozent des Fonds Douro Cruiser bei Anlegern platziert. Das Einsatzgebiet des 10,5 Millionen Euro teuren Flusskreuzers, zu dem die Anleger etwa sechs Millionen Euro Eigenkapital beisteuern sollen, ist der rund 900 Kilometer lange Fluss Douro auf der iberischen Halbinsel. "Das Schiff ist für 2012 fast komplett ausgebucht, die Saison wurde bis November verlängert", sagt Kai-Michael Pappert, Geschäftsführer von PCE. In wenigen Wochen kommt ein weiterer Flusskreuzerfonds des Hamburger Emissionshauses Hamburgische Seehandlung auf den Markt. Die "Isar" für 128 Passagiere soll auf Rhein, Main und Donau fahren. Drei Fonds mit sechs Flusskreuzern hat die Firma bisher aufgelegt. "Alle bisherigen Kreuzfahrtfonds liegen mit den Ausschüttungen im Plan oder darüber", sagt Thomas Ritter, Geschäftsführer der Hamburgischen Seehandlung. Auch bei Premium Capital entwickeln sich die vier bereits platzierten Schiffe besser als ursprünglich im Prospekt ausgewiesen.

Doch nicht immer läuft es so gut. Marktführer Premicon hat bereits zwölf Fonds in diesem Bereich aufgelegt, ein Drittel davon konnte nicht alle im Prospekt zugesagten Ziele in Bezug auf die Ausschüttungen erreichen. Ein neuer Fonds, der vier Flusskreuzer für TUI und DerTour enthält, konnte nicht komplett bei Privatanlegern platziert werden. "Nach einem Jahr haben wir lediglich rund 20 Prozent des Eigenkapitals in Höhe von 44 Millionen Euro einwerben können", sagt Premicon-Vorstand Alexander Nothegger. "Unsere Angebote leiden unter dem schwierigen Schiffsmarkt im Frachtbereich, obwohl sie damit nichts zu tun haben." Jetzt soll das restliche Kapital von institutionellen Investoren geholt werden.

Doch nicht nur die schlechte Stimmung bei Schiffsinvestments kann die Anleger abgehalten haben. Zum Teil sind die Einnahmen des neuen Fonds von der Auslastung der TUI-Schiffe abhängig. "Dies ist für den Anleger die risikoreichste Variante, da die Einkünfte vom Verkaufserfolg des Charterers abhängig sind", sagt Grammerstorf. Schon das nächste Schiff bei Premicon soll wieder eine Bareboat-Charter haben, versichert Nothegger. "Dieses Modell ist mit dem Autoleasing vergleichbar und für den Anleger die risikoärmste Variante", sagt Grammerstorf. "Der Mieter oder Charterer trägt alle wirtschaftlichen Risiken." PCE hat für die "Douro Cruiser" einen solchen Bareboat-Chartervertrag mit DouroAzul, dem größten Kreuzfahrtanbieter in Portugal, vereinbart. Er läuft über knapp elf Jahre. Von der schwachen Konjunktur in Portugal sind die Anleger dabei nicht abhängig, denn die Gäste für portugiesische Flusskreuzfahrten kommen zu je einem Drittel aus Deutschland, den USA und England.

Auch der Verkauf eines Flusskreuzers kann für die Anleger noch zu einem lohnenden Geschäft werden. "Nach 15 oder 20 Jahren werden die Schiffe fast zum ursprünglichen Baupreis veräußert", sagt Grammerstorf. So hat der derzeitige Charterer Vantage Deluxe World Travel 7,2 Millionen Euro für die "River Navigator" an Premicon gezahlt. Der ursprüngliche Kaufpreis des sieben Jahre alten Schiffes betrug 8,6 Millionen Euro. Die Schiffe, die ein Durchschnittsalter von 17 Jahren haben, werden technisch kaum beansprucht. Sie sind weder Salzwasser noch hohen Wellen ausgesetzt und haben nur rund 230 Einsatztage im Jahr.

Zwar sind die Risiken bei den Flusskreuzern überschaubarer als bei den Handelschiffen, eine unternehmerische Beteiligung mit entsprechenden Risiken bleibt es dennoch. Und manches Extra ist möglich. Im Gegensatz zu einem Handelsschiff kann der Anleger das Schiff auch selbst nutzen. Manche Anbieter bieten dafür noch einen Rabatt auf den Reisepreis an.