Kaffeekapseln der Firmentochter Nespresso kommen künftig aus dem Norden. Dreistelliger Millionenbetrag soll investiert werden.

Schwerin. Es wird die größte Investition von Nestlé in Europa in diesem Jahr: Der Schweizer Lebensmittelkonzern baut in Schwerin ein neues Werk. Dem Vernehmen nach fließt ein dreistelliger Millionenbetrag in den Bau der Produktionsstätte. Medienberichten zufolge sollen dort unter anderem Kapseln für Kaffeemaschinen hergestellt werden. Wie Konzernchef Paul Bulcke bei der Vorlage der Jahresbilanz jüngst mitteilte, haben sich im Jahr 2011 Getränke, allen voran die Kaffeesparte Nespresso, als erfolgreichste Nestlé-Produkte erwiesen. Sie bescherten dem Konzern bei einem Plus von 20 Prozent allein einen Umsatz von mehr als drei Milliarden Franken (2,5 Milliarden Euro). Der Markt mit den Kaffeekapseln der Nestlé-Tochter Nespresso wächst seit Jahren.

In Schwerin werde Nestlé "für eine seiner erfolgreichsten Innovationen" Produktionskapazitäten für den europäischen Markt schaffen, hieß es in der am Freitag verbreiteten Mitteilung. Weder Nestlé noch die Stadtverwaltung wollten aber weitere Angaben zu der Großinvestition machen. Sie verwiesen auf eine für den nächsten Freitag geplante Pressekonferenz in Schwerin, auf der das Projekt vorgestellt werden soll. Dazu werden unter anderem Nestlé-Europa-Chef Laurent Freixe, Nestlé-Deutschland-Chef Gerhard Berssenbrügge sowie Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering erwartet.

Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU), der auch teilnehmen wird, begrüßte die Entscheidung aber schon als Werbung für den Investitionsstandort Mecklenburg-Vorpommern. "Es entstehen Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe, sie werden im Land dringend benötigt. Folgeinvestitionen sind bei einer solchen Ansiedlung nicht ausgeschlossen", äußerte sich der Minister hoffnungsvoll. Seiner Einschätzung nach ist die Ernährungsindustrie in Mecklenburg- Vorpommern schon jetzt ein Schwergewicht. Konzerne wie Kühne (Hagenow), Dr. Oetker (Wittenburg) und Pfanni (Stavenhagen) haben bereits Werke im Land.

Das neue Nestlé-Werk wird vor den Toren Schwerins, im 350 Hektar großen Gewerbegebiet Göhrener Tannen, entstehen. Der Industriepark war auf einem früheren Militärareal für rund 6,6 Millionen Euro eingerichtet worden. Ursprünglich sollte BMW für eine Ansiedlung dort gewonnen werden. Die Münchner Autobauer entschieden sich 2001 aber für Leipzig. Der Airbus-Zulieferer FlammAerotec (Aachen) war dann das erste Unternehmen, das im Gewerbegebiet Göhrener Tannen die Produktion aufnahm. Von Nestlé erhofft sich die an Industriebetrieben arme Landeshauptstadt nun mehrere Hundert neue Arbeitsplätze.