Konjunkturumfrage der Handelskammer signalisiert gute Geschäftslage. Internetbranche hat überdurchschnittliche Erwartungen.

Hamburg. Die Hamburger Wirtschaft blickt optimistisch in das neue Jahr. Obwohl sich das Wachstum 2012 bundesweit auf weniger als ein Prozent abschwächen dürfte, ist bei den Hamburger Unternehmen von Krisenangst nichts zu spüren. Der Geschäftsklimaindikator, ein Mittelwert aus aktueller und erwarteter Geschäftslage, erreichte zum Ende des vierten Quartals den Wert von 112,3 Punkten. Das geht aus dem Konjunkturbarometer der Handelskammer Hamburg hervor. "Damit liegen wir deutlich über dem langfristigen Durchschnittswert, der 102 beträgt", sagt der neue Chefvolkswirt der Handelskammer, Dirck Süß, dem Abendblatt. Vier von zehn Firmen bewerten ihre Geschäftslage als gut. Nur jedes achte Unternehmen beschreibt sie als "schlecht".

Das führt auch dazu, dass die Arbeitsplätze in Hamburg weitgehend sicher sind. 19 Prozent der Firmen wollen ihre Beschäftigten noch aufstocken, 70 Prozent das Personal konstant halten. Nur elf Prozent der Firmen erwarten eine abnehmende Beschäftigungsentwicklung. "Hamburg profitiert von der breiten Streuung bei der Branchenaufteilung", sagt Süß. Die Wirtschaft der Hansestadt stehe auf vielen Beinen und unterhalte enge Handelsbeziehungen zu Ländern wie China oder Brasilien, die sich sehr dynamisch entwickeln. Die Schwäche der Euro-Zone wirkt sich deshalb nicht so stark auf die hiesige Wirtschaft aus. Im zehnten Quartal in Folge werden die Exportaussichten der Hamburger Wirtschaft mehrheitlich positiv bewertet. 43 Prozent der befragten Unternehmen rechnen mit einem noch besseren Exportgeschäft.

Drei Branchen sehen nach der Umfrage der Kammer besonders optimistisch in die Zukunft: Einzelhandel, unternehmensnahe Dienstleistungen sowie die Medien und IT-Branche. Mehr als jedes dritte Unternehmen aus diesen Bereichen erwartet, dass sich die Geschäfte verbessern. "Einige Sektoren im Einzelhandel profitieren von der Euro-Krise", sagt Wolfgang Linnekogel, Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbands. Das Geld werde lieber ausgegeben als angelegt, da die Menschen fürchteten, durch Steuererhöhungen oder Inflation zur Finanzierung der Staatsschuldenkrise in Europa herangezogen zu werden. "So spüren der Möbel-, Auto- und Schmuckhandel eine besonders gute Nachfrage. Da werden ganze Wohnzimmer neu eingerichtet."

Gestützt wird der Einzelhandel nach Linnekogels Einschätzung aber auch vom stabilen Arbeitsmarkt. "Das stärkt die Konsumbereitschaft." Außerdem hätten die Verbraucher im Durchschnitt in diesem Jahr durch gesunkene Sozialabgaben 60 Euro mehr in der Tasche. "Insgesamt gesehen ist das für den Handel ein beträchtliches Volumen."

Der Dienstleistungssektor erweist sich für Hamburg als stabilisierendes Element. "Konjunktureinbrüche schlagen sich hier nicht so schnell nieder", sagt Süß. Eine große Rolle spielen auch unternehmensbezogene Dienstleistungen. "Bilanzen und Steuererklärungen müssen jedes Jahr erstellt werden", sagt Süß. "Und das ganz unabhängig von der Konjunkturlage.