Gewerkschaft fordert nach Insolvenz finanzielles Engagement des Firmengründers Anton Schlecker. Für viele Filialen wird das Aus erwartet.

Ehingen. Der angeschlagenen Drogeriekette Schlecker droht eine Radikalsanierung. Nach der Ankündigung des Ehinger Unternehmens, sich mithilfe einer geplanten Insolvenz zu retten, sieht die Konkurrenz kaum Überlebenschancen für die meisten Schlecker-Märkte. Die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di fordert derweil von Firmenpatriarch Anton Schlecker den Einsatz seines Privatvermögens zur Sanierung der Kette.

"Er muss sich auf jedem Fall mit seinem eigenen Vermögen beteiligen", sagte eine Ver.di-Sprecherin. Das beläuft sich nach Schätzungen auf rund drei Milliarden Euro. Ein solcher Schritt sei auch ein Signal an potenzielle Geldgeber, sagte die Gewerkschaftssprecherin. Schlecker müsse in der Sache "klar und offen" kommunizieren, forderte sie weiter.

+++ Schlecker pleite: Sorge um 270 Filialen im Norden +++

Schlecker mit deutschlandweit etwa 30 000 Mitarbeitern will Anfang der Woche einen Antrag auf Planinsolvenz einreichen. Dabei wird der Antrag mit einem Sanierungsvorschlag verbunden. Ziel ist der Erhalt eines großen Teils des Filialnetzes und damit auch der Arbeitsplätze. Von allen Wettbewerbern besitzt Schlecker die meisten Läden, hat in den vergangenen Jahren aber an Umsatz gegenüber den Verfolgern dm und Rossmann eingebüßt und schrieb drei Jahre in Folge Verluste. 2010 verkündete die Familie um Anton Schlecker und seine beiden Kinder Lars und Meike einen Umbau mit größeren und schöneren Läden sowie einer besseren Kommunikation. Seither fährt das Unternehmen einen harten Sparkurs und hat Hunderte Filialen geschlossen.

Rossmann-Gründer Dirk Roßmann sagte dem "Focus", er habe Interesse an lediglich 50 bis 80 Märkten des insolventen Konkurrenten Schlecker. Er fügte hinzu: "Ich wage die Prophezeiung, dass der Insolvenzverwalter nicht viele Läden weiterbetreiben wird können." Die allermeisten der noch rund 7000 Märkte bundesweit müssten schließen, weil sie nicht mehr zeitgemäß seien. Geschäfte in guten Lagen befänden sich vor allem in Bahnhöfen, die häufig von der Schlecker-Tochter Ihr Platz betrieben würden. Mit einem durchschnittlichen Monatsumsatz von 20 000 Euro pro Markt wie bei Schlecker könne man auf Dauer kein erfolgreiches Drogeriemarktkonzept betreiben, sagte Roßmann. Seine Kette, aber auch dm, kämen monatlich im Schnitt auf Erlöse von 300 000 Euro.

Nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" hat der Zeitpunkt der Insolvenz des Drogerieimperiums wohl auch mit ungedeckten Rechnungen zu tun. Wie andere Handelsunternehmen wickle Schlecker seine Zahlungen über das Verrechnungskontor Markant ab, das als eine Art Zwischenhändler zwischen Hersteller und Handel fungiere. Von Schlecker sollen dort zu viele unbezahlte Rechnungen aufgelaufen sein, am Freitag soll dem Magazin zufolge eine letzte Zahlungsfrist abgelaufen sein.

Rechtsexperten glauben, dass die Insolvenz auch dazu dienen kann, die teuren Tarifverträge mit der Gewerkschaft Ver.di kündigen zu können.