Finanzierung des Umbaus gescheitert. Drogeriekette flüchtet sich in die Insolvenz. Mehr als 1200 Mitarbeiter im Norden betroffen.

Ehingen/Hamburg. Das Ende war absehbar: Seit Monaten schon häuften sich die Hiobsbotschaften aus Deutschlands zweitgrößter Drogeriekette Schlecker. Von leeren Regalen, Lieferengpässen und immer mehr geschlossenen Filialen war die Rede.

Nun steht das schwäbische Unternehmen vor der Insolvenz. Das Geld reicht nicht mehr für den groß angelegten Firmenumbau, der den seit Jahren defizitären Branchenriesen mit seinen 7000 deutschen Filialen und 30 000 Beschäftigten eigentlich retten sollte. Eine Zwischenfinanzierung für die Sanierung sei gescheitert, teilte das Unternehmen aus Ehingen bei Ulm am Freitag mit.

+++Schlechtes Image trieb Schlecker in die Krise+++

+++Hintergrund: Die Planinsolvenz+++

Schlecker solle nun über einen Insolvenzplan wieder auf die Beine gestellt werden. "Ein entsprechender Antrag wird kurzfristig eingereicht", hieß es. Dadurch könne Schlecker erhalten bleiben - wenn die Gläubiger mitspielen. "Ziel ist der Erhalt eines großen Teils des Filialnetzes und damit auch der Arbeitsplätze", versicherte ein Sprecher der Kette. Der Geschäftsbetrieb laufe "unverändert" weiter.

In Hamburg sind von der bevorstehenden Insolvenz rund 250 Mitarbeiter in mehr als 70 Filialen betroffen. In Schleswig-Holstein geht die Gewerkschaft Ver.di von über 1000 Mitarbeitern in mehr als 200 Geschäften aus. "Die Beschäftigten sind geschockt und sorgen sich um ihre Arbeitsplätze", sagte der Einzelhandelsexperte der Gewerkschaft, Arno Peukes, dem Abendblatt. Er machte unter anderem die schlechten Arbeitsbedingungen bei Schlecker für den Niedergang verantwortlich. Sie hätten zu einem massiven Imageverlust der Kette geführt.

Schlecker schreibt seit 2008 Verluste und hatte in den vergangenen eineinhalb Jahren Hunderte Filialen in Deutschland geschlossen. Zu Jahresbeginn 2012 hieß es, weitere rund 600 unrentable Läden stünden kurz vor der Schließung. Konkurrenten wie dm oder Rossmann hatten den Schwaben mit ihren oft verwinkelten, mit wenig Personal besetzten Filialen immer stärker Konkurrenz gemacht.

Seit Ende 2010 bemühen sich die Kinder des Gründers Anton Schlecker, Lars und Meike, das Unternehmen umzubauen. 230 Millionen Euro wollten sie in die Hand nehmen, um einen Teil der Geschäfte heller, größer und freundlicher zu machen. "Wir wollen ein guter Nachbar sein", erklärten die Geschwister. Doch die Berichte über finanzielle Schwierigkeiten häuften sich.

"Das Konzept von Schlecker, die Gestaltung der Läden und die Unternehmenskultur - das alles ist von der Zeit überrollt und nie erneuert worden", sagte der Chef der Hamburger Drogeriemarktkette Budnikowsky , Cord Wöhlke, dem Abendblatt. In seinem eigenen Unternehmen setzt der Budni-Chef eher auf Qualität als auf Quantität und drosselt das Wachstum. Die beiden ältesten Kinder Wöhlkes steigen jetzt in die Geschäftsführung auf und sollen das Familienunternehmen von 2017 an übernehmen.