Handelskammer und Helga-Stödter-Stiftung schreiben Auszeichnung für Unternehmen mit besonders vielen weiblichen Führungskräften aus.

Hamburg. Die Wirtschaft in der Stadt braucht mehr Frauen in den oberen Führungspositionen. Um dies zu erreichen, haben die Handelskammer und die Wentorfer Helga-Stödter-Stiftung den bundesweit ersten Preis für "Mixed Leadership" ausgelobt. Der englische Begriff steht für ein Führungsteam, das aus Frauen und Männern besteht. "Bewerben können sich Firmen, die sich vorbildlich und erfolgreich für ein ausgewogenes Verhältnis der Geschlechter im Topmanagement einsetzen und die das Prinzip des Mixed Leadership bewusst leben", sagte die Handelskammer-Geschäftsführerin Corinna Nienstedt.

+++Ursula von der Leyen: "Die Frauenquote lässt sich nicht aufhalten"+++

Tatsächlich ist in Deutschland in puncto weiblicher Führungskräfte noch einiges nachzuholen. In den 200 größten deutschen Unternehmen waren 2010 laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) nur 3,2 Prozent der Vorstandspositionen mit Frauen besetzt. Zwar haben Konzerne wie die Telekom oder der Pharma- und Chemiekonzern Merck angekündigt, dass sie künftig mehr weibliche Vorstandsmitglieder berufen wollen, aber das Thema kommt immer noch sehr langsam voran.

Bei den Aufsichtsräten waren immerhin 10,6 Prozent weiblich, doch der größte Teil davon wurde von den Gewerkschaften in das Gremium entsandt und nicht von den Anteilseignern.

Mit dem Helga-Stödter-Preis erinnern die Kammer und die Stiftung an eine Persönlichkeit, die sich seit der Nachkriegszeit für Qualifizierung und Gleichberechtigung von Frauen im Berufsleben einsetzte. Damals war Helga Stödters Mission besonders schwierig, weil in Deutschland eine Ehefrau über Jahrzehnte formal nur mit Zustimmung ihres Mannes arbeiten gehen durfte. Erst 1977 wurde dieser Passus im Rahmen einer Reform des Ehe- und Familienrechts gekippt.

+++Frauenquote löst heftigen Streit der Ministerinnen aus+++

"Weibliche Führungskräfte sind ein Kapital, das Deutschland als eine der weltweit führenden Industrienationen bislang nicht ausreichend fördert",sagte Stödter einmal dem Abendblatt. Es sei für sie nicht nachvollziehbar,dass männliche Hochschulabsolventen attraktivere Jobs bekommen, obwohl die weiblichen Absolventen bei denExamen oft besser abschnitten.

Die Wentorfer Juristin und dreifache Mutter Helga Stödter hat deshalb bereits in den 1970er-Jahren Netzwerke für karrierewillige Frauen geknüpft. In diesen können sich Frauen austauschen und gegenseitig Tipps geben.Unter anderem hat Helga Stödter den deutschen Ableger des European Women's Management Development Network (EWMD) mitgegründet, in dem sich "Karrierefrauen", wie die ehrgeizigen, oft jungen Akademikerinnen damals noch betitelt wurden, austauschen konnten. Einige Zeit später gründete sie zudem die Gruppe Frauen im Management (FIM). Beide Organisationen gibt es noch heute und sie unterstützen ebenso wie der Verband Deutscher Unternehmerinnen den Preis derHandelskammer.

Die elegante Hanseatin, die in Wentorf in einem großzügigen Anwesen lebte, setzte sich auch schon sehr früh für Mixed Leadership ein. "Studien beweisen, dass Unternehmen mit einem gemischten Leitungsteam bessere wirtschaftliche Ergebnisse erzielen."

Helga Stödter verstarb vergangenen Mai im Alter von 89 Jahren. IhrLebenswerk führt die Helga-Stödter-Stiftung nun fort. Die Bewerbungsfrist für den Unternehmenspreis endet am 31. Januar. Sämtliche Unternehmen mit Sitz oder einem Firmenbereich in Hamburg können sich bewerben.