Sportgeschäfte rechnen mit Millionenverlusten wegen der milden Temperaturen. Laufschuhe werden mitten im Winter zum Verkaufsschlager.

Hamburg. Was Hausbesitzer, Hausmeister, Städte und Kommunen freut, wird für den Sporthandel zum Ärgernis. Nach zwei harten Wintern mit viel Schnee bleiben jetzt bei Temperaturen deutlich über null Grad neue Skier, Schlitten und Snowboards in den Geschäften stehen. Auch warme Kleidung ist wenig gefragt.

Dagegen mauserten sich die Laufschuhe im Dezember zu den bestverkauften Artikeln in den bundesweit knapp 1500 Läden des größten deutschen Händlerverbundes Intersport. Auch in Hamburg haben die Jogger ihre Touren kaum ausgesetzt und decken sich bereits wieder für die kommende Saison mit neuem Schuhwerk ein.

Durch das schwache Wintergeschäft rechnet der Verbund Intersport, dessen Läden auch in Hamburg vertreten sind, für 2011 jedoch mit einem Umsatzeinbruch um mehr als 200 Millionen auf 2,7 Milliarden Euro, wie Sprecher Roland Scheuermeyer sagt. Allein im Dezember gingen die Erlöse um 28 Prozent zurück. "Wenn das Wetter nicht mitmacht", fasst Werner Haizmann, der Präsident des Verbands Deutscher Sportfachhandel, die Lage zusammen, "leiden wir darunter."

Das spürt auch der Outdoor-Spezialist Globetrotter. "Unsere Lager sind mit Hunderten von Paletten mit Schlitten gefüllt. Dazu kommen Skier, Schuhspikes und Taschenöfen, für die jetzt bei den Kunden kein Bedarf besteht", sagte Andreas Bartmann, Geschäftsführer und Gesellschafter des Hamburger Unternehmens. Alle Produkte könnten nun voraussichtlich erst wieder in der nächsten Saison angeboten werden. "Wir rechnen allein für Hamburg mit einem Umsatzverlust von zwei bis drei Millionen Euro. Bundesweit könnten sich die Einbußen auf einen zweistelligen Millionenbetrag summieren", sagt Bartmann. Sein Trost: Globetrotter habe von den beiden vergangenen kalten Wintern profitiert.

"Wir versuchen jetzt mit wetterunabhängigen Artikeln auszugleichen, was uns bei Skiern und Schlittschuhen verloren geht", sagt Mirco Wiechmann, Abteilungsleiter für den Saisonsportbereich beim größten Hamburger Karstadt Sporthaus am Hauptbahnhof. Karstadt schiebt das Geschäft mit Preisreduzierungen an. "Bei Wintersportbekleidung und Skiern reicht das bis zu 50 Prozent", sagt Wiechmann. Wie viel Umsatz damit noch hereinzuholen ist, bleibe ungewiss. Denn die beste Verkaufszeit für Wintersportgerät und Bekleidung sei bereits gelaufen. "Sie liegt in der Zeit vor Weihnachten", so Intersport-Sprecher Scheuermeyer.

Lachender Dritter bei der von den ungewöhnlich hohen Temperaturen ausgelösten Entwicklung ist der Sportschuhhandel. "Die Nachfrage nach Laufschuhen ist deutlich stärker als im Dezember des Vorjahres, als Eis und Schnee die Straßen bedeckten", sagt Stephan Weinrich, Einkaufschef bei Lunge Lauf- und Sportschuhe. Er rechnet für die drei Hamburger und zwei Läden in Berlin mit einem Umsatz- und Absatzplus von 20 Prozent in den Wochen von Mitte November bis Ende Dezember. Das milde Wetter trage überdies dazu bei, dass viele Menschen ihre zum Jahresende gefassten Vorsätze eher umsetzten und nun damit begännen, mehr Sport zu treiben. "Nach unseren Erfahrungen gibt es dann trotz der Einkäufe im Winter auch im Frühjahr keinen Umsatzeinbruch", sagt Weinrich. Denn die neu eingestiegenen Hobbysportler würden sich später auch Hosen und T-Shirts zusätzlich leisten. Das stimmt den Lunge-Einkaufschef für 2012 optimistisch.

Auch Helge Meise, Inhaber des Fachhändlers Laufwerk in Hoheluft, hält einen einstelligen Umsatzzuwachs gegenüber dem vergangenen Winter für möglich. In Hamburg profitiere das Geschäft derzeit aber auch davon, dass der Hamburg-Marathon wieder Ende April und nicht wie 2011 einen Monat später stattfindet. Damit beginnen die Hamburger auch eher mit ihrem Training. Seinen Zuwachs beim Verkauf der Schuhe sieht Meise jedoch nur mit einem lachenden Auge. "Die warmen Sportjacken bleiben im Laden hängen."

Ob sich daran in diesem Winter noch etwas ändern wird, ist offen. Nach den Prognosen des Deutschen Wetterdienstes könnte aber in den nächsten Wochen zumindest in höheren Lagen Schnee fallen und auch liegen bleiben.