“Wir kaufen das Unternehmen nicht, um es zu liquidieren“, heißt es. Mitarbeitern und Vermietern drohen dennoch harte Einschnitte.

Hamburg. Die Spannung blieb bis zuletzt. Nachdem am Freitag die Bieterfrist für die insolvente Warenhauskette Karstadt auslief, meldete sich der erste Interessent erst am frühen Abend bei Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg. Der US-Investor Triton legte eine Übernahmestrategie für Karstadt und die 120 Filialen vor. "Wir kaufen das Unternehmen nicht, um es zu liquidieren", versprach ein Triton-Sprecher. Der Investor sei an der Übernahme von Karstadt als Ganzes interessiert. Zum gebotenen Kaufpreis machte er keine Angaben. Michael Richter, Betriebsratschef von Karstadt in Harburg, zeigte sich erleichtert. "Es ist positiv, dass überhaupt ein Interessent vorhanden ist", sagte Richter dem Abendblatt.

Insolvenzverwalter Görg, der das Karstadt-Schwesterunternehmen Quelle bereits abwickeln musste, bestätigte am Freitagabend das Angebot. "Ziel war und ist es, sobald als möglich einen Kaufvertrag zu unterzeichnen", so Görg. Er dürfte auf mehrere Offerten gehofft haben. Schließlich sprach er immer wieder von sechs Interessenten, die schon in die Bücher von Karstadt geschaut haben.

Schon an diesem Wochenende will sich nun offenbar der Gläubigerausschuss treffen, um über die Offerte zu beraten. Ohne dessen Zustimmung kann Görg Karstadt nicht verkaufen. Doch in dem Gremium gibt es Zweifel, ob Triton der richtige Investor ist. Denn das Unternehmen hat bereits angekündigt, dass die Mieten für die Karstadthäuser weiter sinken müssen. In dem Ausschuss ist aber auch das sogenannte Highstreet-Konsortium vertreten, das etwa zur Hälfte der Investmentbank Goldman Sachs gehört. Der Immobilienfonds hatte 2006 für 3,7 Milliarden Euro den Großteil der Karstadt-Immobilien übernommen. Die damals vereinbarten Mieten sollen über Marktniveau gelegen haben. Goldman hat bei dem Geschäft gut verdient und die Highstreet-Anteile nach dem Kauf schnell an zahlreiche institutionelle Anleger in aller Welt weitergegeben. Und die waren nicht erfreut, als sie wegen der Karstadt-Insolvenz schon vor einem Verkauf auf viele Millionen Mieteinnahmen verzichten mussten.

Weitere Einschnitte will Goldman den Immobilieninvestoren offenbar nicht zumuten. Deshalb prüft die US-Bank, die zudem einer der größten Gläubiger von Karstadt ist, weiterhin ein eigenes Angebot für den Warenhauskonzern vorzulegen. Damit soll der eigene Schaden begrenzt werden. Görg hat den Bieterzeitraum für Goldman inzwischen extra auf Anfang der kommenden Woche verlängert. Bei einer Zerschlagung von Karstadt hätte Goldman viel zu verlieren.

Ob Triton für die Karstadt-Beschäftigten eine gute Lösung ist, muss sich erst noch zeigen. Der Finanzinvestor, der 1999 bereits beim deutschen Fensterbauer Weru eingestiegen ist, hat vorsorglich "weitere Einschnitte" angekündigt. "Damit eine nachhaltige Restrukturierung möglich ist, brauchen wir eine Kooperation auf Basis weiterer Zugeständnisse", so der Sprecher. Damit müssten auch die Mitarbeiter auf mehr Geld verzichten als bisher vereinbart.

Dabei haben die Beschäftigten während der Karstadt-Krise schon viele Federn lassen müssen. So konnte Görg schon im vergangenen Jahr mit der Gewerkschaft Ver.di aushandeln, dass die Beschäftigten bis August 2012 auf Urlaubsgeld, tarifliche Vorsorgeleistungen und Teile des Weihnachtsgelds verzichten und so insgesamt 150 Millionen Euro zur Sanierung beisteuern. Zudem wurden im Zuge des Sanierungsplans bereits 13 unrentable Filialen, darunter auch die im Hamburger Elbe-Einkaufszentrum, geschlossen.

Triton will im Gegenzug auch frisches Kapital mitbringen, das Karstadt dringend braucht. Ob Warenhäuser später geschlossen oder verkauft werden sollen, wollte der Sprecher nicht sagen. "Wir sehen eine Zukunft für Karstadt als eigenständiges Unternehmen. Uns geht es nicht um eine Zerschlagung", betonte er.

Der Harburger Karstadt-Betriebsratschef Richter ist von den angedrohten weiteren Einschnitten zwar nicht begeistert, aber er lässt sich auch nicht vorschnell nervös machen. "Wichtig ist, dass Karstadt einen Investor findet. Über das, was danach kommt, müssen wir natürlich Verhandlungen führen."