Die Studie entstand im Auftrag der Grünen- Bundesfraktion. Allein die Hamburger zahlen jährlich 86 Millionen Euro zu viel für Sprit.

Hamburg. Rund fünf Milliarden Euro zahlen die deutschen Autofahrer zu viel für ihren Kraftstoff, weil internationale Finanzinvestoren die Rohölpreise in die Höhe treiben. Das ergab eine Studie, die die Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen bei der Hamburger Analyse-Firma EnergyComment in Auftrag gegeben hatte und die dem Abendblatt vorliegt.

Erstmals gibt es damit konkrete Daten über die Rolle der Spekulanten an den weltweiten Rohölbörsen. Allein in Hamburg summieren sich danach die Mehrkosten für die Autofahrer auf Basis der aktuellen Tankstellenpreise auf 86 Millionen Euro im Jahr - Geld, das die Bürger ansonsten in den Konsum stecken könnten. Nach Berechnung von Michael Bräuninger vom Hamburger Wirtschaftsforschungsinstitut HWWI bedeuten fünf Milliarden Euro Kaufkraftverlust etwa 0,25 Prozent weniger Wirtschaftswachstum.

Dabei ist Rohöl derzeit gar nicht knapp, sagt Energiefachmann Steffen Bukold von EnergyComment. Das bestätigt auch Eugen Weinberg, Analyst der Commerzbank, dem Abendblatt: "Jeden Tag werden rund 1,5 Millionen Barrel mehr gefördert, als der Markt aufnehmen kann." Das Öl werde schon für den nahenden Reisesommer aufbewahrt - offenbar aber auch gehortet, weil weder Förderländer noch Spekulanten wie etwa Hedgefonds, Banken oder Pensionsfonds an sinkenden Preisen interessiert sind. Im Detail enthält der derzeitige Ölpreis von 85 Dollar laut Studie einen Spekulationsanteil von 30 Dollar je Barrel (159 Liter). Auf den deutschen Benzinpreis (ohne Steueranteil) heruntergerechnet sind dies derzeit 14 Cent pro Liter. Bei einer Tankfüllung von 50 Litern kommen so sieben Euro Mehrkosten für die Autofahrer zusammen.

Während Experten wie Weinberg oder der HWWI-Ölfachmann Klaus Mathies vor solchen Hochrechnungen wegen der Gefahr der Ungenauigkeit warnen, verweist Bukold auf die weltgrößte Ölbörse Nymex in New York. "Die Börse weist seit dem vergangenen Herbst bei jeder Transaktion aus, wer dahinter steht. Somit kann genau zugeordnet werden, welcher Anteil auf Spekulanten entfällt und bei welchen Kontrakten es sich um Marktteilnehmer handelt, die tatsächlich in der Zukunft Öl brauchen und jetzt nur den Preis absichern wollen."

Bärbel Höhn, stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion der Grünen, fordert politische Konsequenzen. Sie will schärfere Kontrollen der Spekulationsgeschäfte an den Rohölbörsen. Es sei "unmoralisch, hohe Spekulationsgewinne mit Dingen des täglichen Bedarfs zu machen".