Politikerin fordert schärfere Regeln für Hedgefonds und Investitionen in Energiewerte. Deutscher Ölverbrauch kann bis 2025 halbiert werden.

Hamburg. Es war eine Fleißarbeit: Der Hamburger Energieexperte Steffen Bukold hat alle Kontrakte der weltgrößten Ölbörse Nymex geprüft, hat ermittelt, ob bei den Wetten auf den künftigen Ölpreis Spekulanten am Werk waren. Oder Unternehmen, die nur den Preis für das Öl, das sie benötigen, für die Zukunft absichern wollen. Das Ergebnis ist aufsehenerregend: Bukold hat herausgefunden, dass Spekulanten und damit Finanzinvestoren den Ölpreis künstlich hochhalten.

35 Prozent des derzeitigen Preisniveaus von rund 85 Dollar pro Barrel (159 Liter) Rohöl gehen laut der Studie, die die Grünen-Fraktion im Bundestag in Auftrag gegeben hatte, auf spekulative Geschäfte zurück. In Deutschland bedeutet dies durch höhere Tarife an den Zapfsäulen einen Kaufkraftverlust von fünf Milliarden Euro, weltweit sogar von jährlich 267 Milliarden oder 733 Millionen Euro pro Tag. Geld, das die Verbraucher nicht in andere Dinge investieren können.

"Erdöl oder auch Lebensmittel sollten für Finanzinvestoren tabu sein. Es kann nicht angehen, dass sich Investmentbanken oder Hedgefonds auf Kosten der Allgemeinheit bereichern", kommentierte Bärbel Höhn, Vizechefin der Bundestagsfraktion der Grünen, das Ergebnis von Bukolds Studie, die dem Abendblatt vorliegt. Höhn fordert schärfere Kontrollen. "Die Bundesregierung muss über die EU Druck aufbauen, damit sich an den maßgeblichen Börsen in New York oder London etwas ändert", sagte sie. In den USA diskutiert die Politik bereits über Vorschriften, nach denen jeder Investor in Zukunft nur noch eine bestimmte Anzahl an Kontrakten besitzen darf.

Allerdings glaubt die Politikerin trotz möglicher neuer Vorschriften nicht an stark sinkende Ölpreise. "Sie werden mit oder ohne Spekulation in den nächsten Jahren dramatisch steigen, weil Öl knapper wird." Das zeige die Studie. "Wichtig ist, dass wir uns möglichst schnell vom Verbrauch entkoppeln. Eine Halbierung des Ölverbrauchs in Deutschland ist in den nächsten 15 Jahren möglich, wenn wir konsequent auf sparsamere Autos, Elektromobilität und weniger Ölheizungen setzen."