Jeder vierte Anbieter hat die Prämien in diesem Jahr bereits erhöht. Tarife steigen um bis zu 15 Prozent. Vegleichen lohnt sich.

Hamburg. Der Ford Fiesta war für die 20 Jahre alte Studentin günstig. Doch richtig teuer wurde es bei der Versicherung des Fahrzeuges. Über 2400 Euro sollte die Fahranfängerin für die Police bezahlen. Wer schon schadenfreie Jahre vorweisen kann, kommt wesentlich günstiger an einen Versicherungsvertrag. Doch auch diese Gruppe muss sich auf höhere Prämien einstellen. "Rund ein Viertel der Versicherer hat seine Tarife im Neugeschäft seit Jahresanfang bereits erhöht", sagt Ivana Höltring, Geschäftsführerin der Nafi-Unternehmensberatung, die Tarife vergleicht. "Mit weiteren Erhöhungen im Jahresverlauf muss gerechnet werden." Die deutschen Autoversicherer wollen höhere Preise durchsetzen, "denn die Prämien liegen auf dem Niveau von vor 20 Jahren", sagt Gerhard Rupprecht, Vorstandsvorsitzender der Allianz Deutschland.

Betroffen sind zunächst nur Kunden, die eine neue Police abschließen. Bisher liegen die Erhöhungen im Durchschnitt bei rund fünf Prozent über alle Bereiche der Kfz-Versicherung. Das geht aus einer Analyse der Nafi-Unternehmensberatung für das Abendblatt hervor. So betragen die bisherigen Preiserhöhungen in der Haftpflichtversicherung 4,8 Prozent. Die Vollkasko wurde um 4,1 Prozent erhöht und die Teilkasko um 4,7 Prozent. In einzelnen Tarifen stiegen die Prämien um bis zu 15 Prozent.

Seit Jahren versuchen die Versicherer, höhere Prämien durchzusetzen. Der scharfe Wettbewerb um die Kunden hat das bisher verhindert. Doch jetzt müssen die Unternehmen handeln. Die Assekuranzen geben mehr aus, als sie an Prämien einnehmen. Die Schaden-Kosten-Quote, die das Verhältnis von Schadenaufwendungen, Verwaltungs- und Vertriebskosten im Vergleich zu den Beitragseinnahmen beschreibt, liegt bei 106 Prozent. Auch Marktführer Allianz gab zehn Prozent mehr für Schäden und Kosten aus, als er an Beiträgen einnahm. Nach Einschätzung der Beratungsgesellschaft Meyerthole Siems Kohlruss (MSK) ist die Kfz-Versicherung im vergangenen Jahr endgültig in die Verlustzone gefahren. Auch die Kapitalerträge, die durch die Anlage der Versicherungsbeiträge erwirtschaftet werden, reichen nicht mehr aus, um die Verluste im Versicherungsgeschäft auszugleichen.

"Die Schäden werden immer teurer", sagt Martina Westholt von den VHV Versicherungen. Die Reparaturen an Neuwagen seien deutlich teurer als an Gebrauchtwagen. Die Gesellschaft erhöhte ihre Tarife um vier bis fünf Prozent. Auch die HUK Coburg dreht an der Preisschraube und verteuerte die Tarife um sieben bis acht Prozent. Der Direktversicherer Hannoversche Direkt erhöhte im Tarif Easy Drive die Prämie um 5,1 Prozent. Bei der Axa stiegen die Tarife bereits Anfang Februar im Durchschnitt um drei Prozent. Zweistellige Erhöhungen von bis zu 15 Prozent hat es bei einzelnen Kaskotarifen gegeben.

Die Zurich-Versicherung wird zum 1. April ihre Tarife um 3,3 Prozent anheben. Die ADAC-Autoversicherung, an der die Zurich zur Hälfte beteiligt ist, wird um bis zu 3,8 Prozent teurer. "Es gibt aber auch eine Reihe von Leistungsverbesserungen", sagt Zurich-Sprecher Bernd O. Engelien. So wird nach einem Totalschaden der Neupreis bis zu zwölf Monate nach dem Kauf erstattet. Bisher waren es sechs. Auch auf den Einwand der groben Fahrlässigkeit bei einem Unfall verzichtet die Versicherung künftig. Prämienerhöhungen hat es auch bei HDI-Gerling und DEVK gegeben. "Das beruht nicht nur auf der Schadenentwicklung, sondern auch auf Leistungsverbesserungen", sagt DEVK-Sprecher Michael Knaup.

Noch folgen nicht alle Versicherer dem neuen Preistrend. "Wir werden erst im Herbst neue Tarife kalkulieren", sagt Christian Weishuber von der Allianz. "Im Moment gibt es keine Preiserhöhungen." "Allsecure, der Direktversicherer der Allianz, hat die Tarife sogar gesenkt", sagt Daniel Friedheim vom unabhängigen Vergleichsportal Check 24.

Ob sich die Preiserhöhungen dauerhaft durchsetzen lassen, wird sich zum Jahresende zeigen. Dann, wenn die meisten Verträge auslaufen, beginnt der Kampf um Kunden. "Wer jetzt die Tarife erhöht hat, besitzt wieder Spielraum, um mit Preissenkungen Kunden zu locken", sagt Friedheim. Noch hofft die Branche darauf, dass keiner der großen Versicherer wie etwa die HUK auf diese Strategie wieder verfällt. "Der ruinöse Preiskampf kann so nicht weitergehen", sagt Engelien von der Zurich. Auch die Axa registriert ein Umdenken in der Branche. "Ob der Preistrend nach oben hält, weiß aber keiner", so Axa-Sprecher Ulrich Bockrath.

Finden Sie jetzt den günstigsten Kfz-Tarif! Mit unserem Vergleichsrechner Kfz-Versicherung vergleichen Sie schnell und einfach alle Anbieter und können viel Geld sparen!