Konzern plant Einsparungen von bis zu 180 Millionen Euro im Jahr. Keine betriebsbedingten Kündigungen.

Hamburg. Die rund 21 000 Beschäftigten des Strom- und Gasversorgers Vattenfall Europe in Deutschland kommen nicht zur Ruhe. Nachdem ihnen bereits 2007 Vergünstigungen wie Dienstalter- oder Kinderzulagen gestrichen wurden, will der Konzern die Personalkosten jetzt nochmals kräftig senken. Mittelfristig, also innerhalb der nächsten drei bis vier Jahre, will das Unternehmen pro Jahr bis zu 180 Millionen Euro einsparen. Das bedeutet ein Wegfall von bis zu 1500 Stellen.

Die Gewerkschaft Ver.di hat die Vattenfall-Beschäftigten wegen der Pläne zu einer Protestaktion aufgerufen. Am Mittwoch findet eine Demonstration in Berlin statt, die vor der schwedischen Botschaft endet. Denn Vattenfall kommt aus dem skandinavischen Land und gehört dem schwedischen Staat. Ver.di rechnet mit 2000 bis 2500 Teilnehmern. In Hamburg plant die IG Metall in der kommenden Woche ebenfalls Protestaktionen.

Was im Detail geplant ist, und inwieweit Hamburg betroffen sein wird, konnte Vattenfall-Sprecher Steffen Herrmann dem Abendblatt noch nicht sagen. "Wir stehen noch am Anfang der Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern", so Herrmann, der allerdings betonte, dass das Unternehmen betriebsbedingte Kündigungen vermeiden will. Stattdessen sollen Vorruhestandsregelungen oder Altersteilzeit mit den betreffenden Beschäftigten vereinbart werden. Hintergrund ist ein Kündigungsschutzabkommen bei Vattenfall, das bis Ende 2012 gilt, und derzeit Entlassungen nahezu unmöglich macht.

Der schwedische Mutterkonzern hat im Jahr 2008 deutlich weniger verdient. Der Nettogewinn schrumpfte um knapp ein Viertel auf umgerechnet rund 1,3 Milliarden Euro. Als Gründe wurden eine geringere Nachfrage und gesunkene Strompreise genannt. Dennoch hat die deutsche Tochter den Löwenanteil zum Konzernüberschuss beigetragen - obwohl die Stillstände der Kernkraftwerke Brunsbüttel und Kümmel die Bilanz belasteten.

Vattenfall will sich laut Herrmann mit seinem Sparprogramm mit dem Namen Move auf Absatzrückgänge und neue Entwicklungen auf den europäischen Energiemärkten reagieren. Vor allem verstärkte staatliche Eingriffe etwa durch Auflagen beim Klimaschutz oder der Blockadehaltung der Kommunen beim Bau neuer, moderner Kraftwerke erhöhen die Kosten der Branche. Hinzu kommt, dass jene Erlöse der Konzerne, die früher durch die Vermietung des Strom- oder Gasnetzes an Wettbewerber erwirtschaftet wurden, auf Druck der Regulierungsbehörde sanken.

So ist es nicht verwunderlich, dass auch die Konkurrenz kräftig an der Kostenschraube dreht. Der Versorger E.on, der mit seiner Tochter E.on Hanse im Norden vertreten ist, will weltweit seine Ausgaben um 1,5 Milliarden Euro im Jahr senken. Der Konzern beschäftigt 90 000 Mitarbeiter, davon 40 000 in Deutschland. Konkurrent RWE will 450 Millionen Euro im Jahr einsparen, die baden-württembergische EnBw hat bereits 2008 ein Sparprogramm gestartet.

Der neue Dreh an der Kostenschraube mithilfe von Stellenabbau ist übrigens nur eine Fortsetzung eines seit Jahren anhaltenden dramatischen Schrumpfungsprozesses in der Branche. Seit der Liberalisierung des Strommarktes 1998 gingen in Deutschland von damals 220 000 Stellen mehr als 60 000 in den Großkonzernen und den Regionalversorgern und Stadtwerken verloren oder wurden ausgelagert. Ein Ende der Einsparrunden in den Unternehmen ist nicht absehbar.