Handelsbranche will im Norden 2010 keine Stellen streichen. Sogar die Kurzarbeit läuft aus. Finanzierung bleibt aber problematisch.

Hamburg. Optimismus im norddeutschen Groß- und Außenhandel. "Wir sind für die Geschäftsentwicklung bis zum Sommer zuversichtlich und halten die Krise für überwunden", sagte Hans Fabian Kruse, der Präsident des AGA Unternehmensverbands, gestern in Hamburg. Nach einem Rückgang um 1700 Stellen 2009, davon 700 in Hamburg, soll es in diesem Jahr keinen weiteren Abbau geben. Der Verband vertritt über 3000 Firmen mit mehr als 150 000 Beschäftigten in Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommmern und Nord-Niedersachsen.

Insgesamt wollen 70 Prozent der Firmen ihre Belegschaften nicht verändern, ergab eine repräsentative Umfrage des AGA, an der sich 500 Unternehmen beteiligt hatten. "Qualifizierte und erfahrene Mitarbeiter sollen in den meisten Firmen gehalten werden", sagte AGA-Vorstandssprecher Volker Tschirch. 16 Prozent werden ihre Belegschaften um durchschnittlich fünf Prozent ausbauen, 14 Prozent planen einen Arbeitsplatzabbau um durchschnittlich sieben Prozent.

Gleichzeitig läuft die Kurzarbeit in der Branche aus. "Hatte im vergangenen Jahr noch jedes zehnte Unternehmen die Maßnahme angemeldet, gibt es dies jetzt nur noch in einzelnen Beratungsfirmen", sagte Tschirch.

Insgesamt haben sich auch die Erträge der Firmen verbessert. 19 Prozent der befragten Firmen bewerten im vierten Quartal 2009 ihre Lage als gut, während es im dritten Quartal nur neun Prozent waren. Die Zahl der Unternehmen mit schwachen Erträgen ging im Quartalsvergleich von 38 auf 27 Prozent zurück. Allerdings lagen die Umsätze im Winter 2009 mit 179 Milliarden Euro im Norden noch um 0,5 Prozent niedriger als im Vorjahr.

Problematisch sieht Kruse weiter die Finanzierung der einzelnen Firmen. "Es gibt immer mehr Forderungsausfälle und die Unsicherheit über die künftige Kreditfinanzierung steigt", sagte der AGA-Präsident. Die Krise zeichne sich deutlich in den Unternehmensbilanzen ab. In der Folge werde die Bonität vieler Firmen von den Banken schlechter bewertet, was Kredite tendenziell teurer macht. "Die Finanzierung des Aufschwungs ist noch nicht gesichert", sagte Kruse. Allerdings sei dem Verband von den Kreditinstituten zugesichert worden, dass die Pläne der Firmen stärker bei der Finanzierung gewichtet würden.

Um den Handel insgesamt nicht zu behindern, forderte Kruse gestern eine rasche Elbvertiefung. "Wenn die großen Pötte nicht mehr kommen, werden wir zu einem wichtigen, aber nur noch mit Zubringerfrachtern versorgtem Provinzhafen." Auch die Verbindung der Autobahnen 7 und 1 (Hafenquerspange) und eine ausgebaute Eisenbahnlinie zwischen Hannover und den Häfen Bremen und Hamburg (Y-Trasse) seien wichtig.

In einer Blitzumfrage des Verbands haben zudem Firmeninhaber und Führungskräfte den Start der Bundesregierung beurteilt (siehe Grafik). Ergebnis: die Gesamtnote 3,9. Fast 34 Prozent der Befragten gaben ein Mangelhaft. "Damit wäre in der Schule die Versetzung gefährdet", so Kruse. Die höchste Kompetenz wird Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) zugesprochen. 69 Prozent der Manager schätzen ihn, Außenminister Guido Westerwelle (FDP) nur zehn Prozent.

"Wir sehen bisher keine Strategie, die Wachstum und Beschäftigung fördert", kritisierte Kruse. Ziel der Steuerreform müssten niedrigere Sätze und weniger Ausnahmen sein. Zum Schuldenabbau sei es nötig, sämtliche Subventionen von 150 Milliarden Euro zu prüfen: "2010 ist die Zeit für Grausamkeiten."