Der romantische Blick auf den Hamburger Hafen trügt. Denn die Weltwirtschaftskrise hat den deutschen Exporteuren und damit auch dem ökonomischen Herzen der Hansestadt stark zugesetzt. Die Folge dieser Entwicklung: Nach übereinstimmenden Berichten der chinesischen Zollbehörden und des "Wall Street Journals" hat Deutschland 2009 seinen Titel Exportweltmeister an China verloren. Auch wenn das Reich der Mitte selbst bei seinen Ausfuhren massive Rückgänge verkraften musste, waren Massenprodukte wie Textilien, Spielzeug und preiswerte Elektronik international sehr viel stärker gefragt als die Erzeugnisse "made in Germany".

Die deutsche Wirtschaft ist dennoch zuversichtlich, dass sich das Exportgeschäft 2010 wieder erholen wird. Nach einer Umfrage des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) wird sich das Minus im Jahr 2009 im Vergleich zum Vorjahr auf rund 18 Prozent belaufen, für 2010 wird mit einem Plus von etwa vier Prozent gerechnet. "Die deutsche Exportindustrie ist auf dem Weg der Besserung, aber der Aufholprozess wird noch lange dauern. Die Exportwirtschaft musste 2009 einen herben Rückschlag hinnehmen", sagte BDI-Präsident Hans-Peter Keitel.

Im Verlauf der Krise seien die Industrieexporte in allen Weltregionen und in allen Industriebranchen eingebrochen. In den Jahren vor der Krise habe die jährliche Wachstumsrate bei acht Prozent gelegen. Das Vorkrisenniveau dürfte erst im Jahr 2014 wieder erreicht werden, so Keitel.

Noch gebe es aber einige Gefahrenquellen für die deutsche Exportwirtschaft. Die expansive Geldpolitik der Zentralbanken könne neue Finanzblasen entstehen lassen, und in den Bilanzen der Banken schlummere nach wie vor ein hoher Abschreibungsbedarf. Zudem liefen in einigen Ländern die Konjunkturprogramme aus. Auch nehme der Protektionismus weltweit zu. Die neue Bundesregierung habe mit dem Koalitionsvertrag die Weichen richtig gestellt. "Jetzt kommt es auf eine schnelle Umsetzung an, um die Exporteure auf den Weltmärkten zügig wieder nach vorne zu bringen", forderte Keitel. Aktuell gehe es vor allem darum, die Vergabe von Exportkrediten und die Instrumente der Exportkreditversicherung zu verbessern.

Der Dachverband BDI ist mit seiner Prognose für 2010 deutlich skeptischer als der Bundesverband Groß- und Außenhandel (BGA). Dessen Präsident Anton Börner erwartet für das gerade begonnene Jahr einen Anstieg der Ausfuhren um bis zu zehn Prozent. Vor allem die starke Nachfrage aus Asien gebe Grund zu Optimismus, erklärte Börner zuletzt.