Im Vergleich zum August sinkt die Zahl der Erwerbslosen leicht. Allerdings: Entlassungen werden vorbereitet.

Hamburg. Auch wenn Rolf Steil noch keine Trendwende auf dem Arbeitsmarkt sieht, war der Chef der Hamburger Agentur für Arbeit bei der Vorlage der Statistik für September nicht unzufrieden. "Erfreuliche Zahlen" gebe es für die Hansestadt zu berichten. Die Kernpunkte seiner Botschaft lassen sich wie folgt zusammenfassen: weniger Arbeitslose und mehr Beschäftigte.

Nicht nur in Hamburg ist die Arbeitslosigkeit im September zurückgegangen, auch bundesweit fiel sie. Die Quote sank im Vergleich zum August von 8,3 auf 8,0 Prozent und in der Hansestadt von 8,8 auf 8,6 Prozent. Damit waren in Deutschland noch 3,35 Millionen Menschen ohne Beschäftigung - 125 000 weniger als einen Monat zuvor. Sowohl der Chef der Bundesagentur, Frank-Jürgen Weise, als auch Steil sehen vor allem den saisonal üblichen Aufschwung als Grund für die Entlastung. "Es ist aber ungewöhnlich, dass in einer Wirtschaftskrise eine normale Herbstbelebung stattfindet", sagte Weise in Nürnberg.

Immerhin rechnet er nun nicht mehr damit, dass im Winter die Marke von mehr als vier Millionen Arbeitslosen erreicht wird. Steil geht für diesen Zeitpunkt von 90 000 für Hamburg aus. "Mit Glück werden auch im kommenden Jahr die 100 000 nicht überschritten", sagte der Hamburger Agenturchef. In der Stadt gab es im September ein Minus von 1829 Betroffenen oder 2,3 Prozent auf 78 841. Das sind allerdings immer noch 7506 mehr als im September 2008.

"Es steigt die Zahl der Arbeitssuchenden, die wissen, dass sie in den nächsten drei Monaten ihren Job verlieren. Von den Unternehmen werden Entlassungen vorbereitet", sagte Steil. Auch die offenen Stellen reduzierten sich im Vergleich zum August von 4843 auf 4052.

Doch die Zahl der Beschäftigten an der Elbe steigt. Im Juli lag sie noch um 1,2 Prozent höher als im Vorjahr. Das Plus um 9401 auf nun 807 600 Beschäftigte wird aber von Monat zu Monat geringer. Erneut legten im Juli das Gastgewerbe und die Bereiche Erziehung und Unterricht und Dienstleistungen für die Wirtschaft zu. Hamburg rangiert mit seinem Zuwachs hinter Berlin (plus 2,2 Prozent) bundesweit auf Platz zwei. Zum Vergleich: Die Länder Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen verloren im Vergleich zum Juli 2008 mehr als 90 000 Stellen. So ging bundesweit die Gesamtbeschäftigung im Juli um 0,4 Prozent zurück. "Von Dezember an werden dann auch in Hamburg keine neuen Stellen mehr entstehen", glaubt Steil.

Noch immer mildert die Kurzarbeit die Arbeitslosenzahlen. Nimmt man bei bundesweit 1,4 Millionen Kurzarbeitern eine durchschnittliche Arbeitsverkürzung von 30 Prozent an, so würde sich ohne die Maßnahmen die Zahl der Arbeitslosen rechnerisch um 420 000 erhöhen.

Während jedoch in Deutschland erneut für 100 000 Beschäftigte Kurzarbeit neu angemeldet wurde, steigt in Hamburg die Zahl der Betroffenen nicht mehr. Nur noch knapp 2000 Anmeldungen gab es im August, während die Monatszahlen zuvor bis zu fünfmal so hoch lagen. 25 000 Beschäftigte arbeiten derzeit kürzer. Da teilweise Kurzarbeit ausläuft, ist die Zahl konstant.

Auch in den anderen nördlichen Bundesländern gab es im September Rückgänge bei den Arbeitslosenzahlen. Für Niedersachsen und Bremen sei dabei die Entlastung in "nahezu gewohntem Umfang eingetreten", sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur-Regionaldirektion, Klaus Stietenroth. In Niedersachsen ging die Zahl um 3,2 Prozent, in Bremen um 4,1 Prozent und in Schleswig-Holstein um 4,8 Prozent zurück.

Für Mecklenburg-Vorpommern sank die Zahl der Arbeitslosen um 5600 auf 106 000. Das ist die niedrigste Septemberzahl seit 1991. "Die Saison schlägt die Konjunktur", freute sich Agentur-Regionaldirektionschef Jürgen Goecke. Stabilisierend wirkt auch der demografische Wandel in dem Bundesland. Pro Monat geht die Zahl der Menschen im Erwerbsalter um 1200 zurück.