Es geht wieder aufwärts, aber es lauern auch Risiken auf die Anleger. Welche Titel aus der Hansestadt Chancen bieten: die Empfehlungen von Experten - und warum manche Werte enttäuschen.

Hamburg. Parallel zu den Kursgewinnen im Deutschen Aktienindex (DAX) haben die Papiere vieler börsennotierter Hamburger Unternehmen zuletzt wieder deutlich an Wert gewonnen. Misst man am Haspax, dem 25 Titel umfassenden Index von Firmen aus der Metropolregion, dann blieben die Hamburger Aktien zwar über die vergangenen zwölf Monate im Schnitt geringfügig hinter dem DAX zurück. Grund dafür ist aber, dass der deutsche Leitindex mehrere Finanzwerte enthält, die sich zuletzt äußerst kräftig erholen konnten. Im Vergleich zu den mittelgroßen Börsentiteln im MDAX schnitten die Hamburger Aktien dagegen auf Jahressicht etwas besser ab.

Das Abendblatt nahm die Kursentwicklung und die Perspektiven von acht ausgewählten Unternehmen unter die Lupe:

HHLA

Angesichts des Einbruchs im Welthandel und der rapide gesunkenen Umschlagzahlen habe sich die Stimmung für die Aktie der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) sehr eingetrübt, sagte Christian Hamann, Analyst der Haspa. Weil die HHLA zumeist Mehrjahresverträge mit den Kunden - den Reedereien - abschließe und in Neuverträgen nun schlechtere Konditionen hinnehmen müsse, werde sich auch eine Erholung des Welthandels nur mit Verzögerung auswirken. Außerdem müsse man davon ausgehen, dass die Zuwachsraten im Containerverkehr für die nächsten Jahre unter den früher veranschlagten Raten von acht oder neun Prozent pro Jahr liegen. Aktuell lautet das Anlageurteil für das Papier "Halten". Langfristig biete die HHLA-Aktie aber "sehr gutes Potenzial", so Hamann.

Jungheinrich

Aufgrund von "Konjunkturängsten" sei die Aktie des Gabelstapler- und Lagertechnikanbieters Jungheinrich im Jahr 2009 zunächst vergleichsweise schlecht gelaufen, sagte Gordon Schönell, Analyst vom Bankhaus Lampe. Zuletzt aber habe die Risikoneigung der Investoren wieder zugenommen, was Jungheinrich ebenso zugutegekommen sei wie zum Beispiel den Papieren einiger Maschinenbauer. "Gefragt waren Aktien von konjunkturabhängigen Unternehmen, die zuvor besonders gelitten hatten", so Schönell. "Da ist die Börse der Wirtschaftserholung vorausgeeilt." Sollte es zu einem Rückschlag kommen, wäre Jungheinrich unter den überproportional betroffenen Werten. Auf etwas längere Sicht werde Jungheinrich aber von der starken Position in Europa profitieren und zusätzlich bestehe die Fantasie, dass das US-Geschäft künftig besser vorankommt. Für Jungheinrich hat Schönell ein Kursziel von 9,50 Euro gesetzt.

Beiersdorf

Um den Jahreswechsel hatte sich die Aktie des Kosmetikriesen Beiersdorf (Nivea) sehr gut gehalten, weil die Börsianer konjunkturunabhängige Werte bevorzugten, wie Branchenexperte Christoph Schlienkamp vom Bankhaus Lampe sagte. Dann jedoch habe das Papier immer stärker darunter gelitten, dass Handelskonzerne ihre Lagerbestände herunterfuhren, um das gebundene Kapital zu verringern. Dieser Prozess sei noch nicht zum Halten gekommen. Hinzu komme, dass Beiersdorf bei der Tochter Tesa stark von Kunden aus der Automobilindustrie abhängig sei. "Man hat es aber geschafft, selbst hier operativ in den schwarzen Zahlen zu bleiben, und das stimmt zuversichtlich", so Schlienkamp. Er empfiehlt, die Aktie zu halten, und hat das Kursziel auf 36 Euro gesetzt.

Fielmann

Die Aktie der Optikterkette Fielmann habe sich nicht zuletzt wegen der neuen Abgeltungssteuer gegen Ende 2008 nach oben von der allgemeinen Börsenentwicklung abgekoppelt, erklärte Haspa-Analyst Christian Hamann: "Investoren, die die Aktie länger halten wollen, haben in diesem Zeitraum gekauft. Das wirkte sich bei einigen MDAX-Werten im Kurs spürbar aus." Zuletzt seien allerdings nicht gerade konjunkturunabhängige Titel wie Fielmann gesucht gewesen. Mittelfristig habe das Unternehmen aber gute Aussichten, weil es sich im niedrigeren Preissegment positioniert habe, was Kunden ansprechen werde, die sparen wollten. Hamann empfiehlt die Aktie zum Kauf. Er sieht das Kursziel bei 52 bis 53 Euro.

Nordex

Ein geringerer Auftragseingang sorge bei Windenergieunternehmen für Risiken in den Jahren 2009 und 2010, meint Patrick Hummel, Branchenanalyst bei der UBS. Auch wenn die Hersteller noch vom Auftragsbestand und von sinkenden Materialkosten profitierten, seien die Erwartungen von Investoren in die Branche noch immer zu hoch. Hummel stuft die Nordex-Aktie mit "Verkaufen" ein, das Kursziel liegt bei 7,50 Euro.

Aurubis

Der Kupferhersteller Aurubis (früher Norddeutsche Affinerie) konnte zuletzt mit guten Quartalszahlen und mit zuversichtlich stimmenden Nachrichten zur Nachfrage für Kursimpulse sorgen, wie Ingo-Martin Schachel, Analyst bei der Commerzbank, erklärte. Wichtige Kunden etwa aus dem Bereich Energieerzeugung und Energieübertragung seien vom Konjunktureinbruch vergleichsweise wenig betroffen. Zudem notiere die Aktie noch immer unter dem Buchwert. Schachel geht davon aus, dass sich der positive Trend des Papiers fortsetzt. Das nächste Kursziel sieht er bei 28 Euro.

Deutsche Euroshop

"Als Ende 2008 die Finanzkrise akut wurde, half es der Deutschen Euroshop, dass Anleger das Unternehmen als sehr solide finanziert ansahen, verglichen mit anderen deutschen Immobilientiteln", sagte Analyst Frank Neumann vom Bankhaus Lampe. Die Aktie hat eine Sonderstellung: Die Deutsche Euroshop ist das einzige Unternehmen in der Bundesrepublik, das ausschließlich in Einkaufscenter-Immobilien investiert. Zuletzt aber habe eine Kapitalerhöhung, mit der die Firma gut 60 Millionen Euro einnahm, den Kurs belastet. "Auf der anderen Seite kann es für neue Fantasie sorgen, wenn die Deutsche Euroshop in den kommenden Monaten die Beteiligung an einem ihrer Center aufstockt oder in ein neues investiert", meint Neumann. Sein Kursziel für die Aktie, die er zum Kauf empfiehlt, liegt bei 26 Euro.

Bijou Brigitte

Die Aktie von Bijou Brigitte, führender Anbieter von Modeschmuck und modischen Accessoires in Europa, ist so etwas wie ein Star unter den Hamburger Titeln: Das Papier entwickelt sich seit Monaten deutlich besser als der Gesamtmarkt. Zwar dürfte das allgemeine Konsumklima zunächst vom Wirtschaftsabschwung belastet bleiben, was sich vor allem auf die Geschäfte in Spanien, Portugal und Frankreich auswirke, meint Frank Laser vom Hamburger Analysehaus SES Research. Trotz der generellen Ungewissheit über das Konsumverhalten geht Laser davon aus, dass Bijou Brigitte den Umsatz auf hohem Niveau stabilisieren kann. Für das Unternehmen spreche auch die außergewöhnlich gute Eigenkapitalausstattung, die die finanzielle Flexibilität für eine weitere Expansion schaffe. Wenn sich dann noch die Umsätze auf den bestehenden Verkaufsflächen erholen, werde sich die Profitabilität weiter verbessern.