Für die Anlagen in Hamburg und Heide gibt es mehrere Bieter. Gelingt der Verkauf nicht, werden die beiden Raffinerien geschlossen.

Hamburg. Sie machten aus einem kleinen Familienunternehmen seit 1969 einen milliardenschweren Konzern mit Aktivitäten im Öl-, Gas-, Stahl- und Telefongeschäft und greifen jetzt nach zwei Raffinerien in Norddeutschland: Die beiden indischen Brüder Ravi und Sashi Ruia, deren Privatvermögen laut der Liste des US-Magazins "Forbes" auf gut vier Milliarden Euro geschätzt wird, haben in den vergangenen Tagen ein Gebot für die beiden zum Verkauf stehenden Shell-Anlagen in Hamburg und Heide abgegeben.

Am Montag lief nach Informationen des Abendblatts die Abgabefrist für Gebote von drei zum Verkauf stehende Shell-Raffinerien (neben Norddeutschland noch eine in Großbritannien) ab. Offenbar gibt es mehrere Bieter, darunter auch der Konzern Essar der Ruia-Brüder.

Das Unternehmen befindet sich inmitten einer Wachstumsoffensive und will in den kommenden vier Jahren 15 Milliarden Dollar (zehn Milliarden Euro) investieren. Erst vor einigen Tagen hat Essar Oil die Hälfte einer kenianischen Raffinerie gekauft.

Indische Firmen haben bereits einige Investments in der Hansestadt, darunter etwa die Hamburger Stahlwerke, die zum Mittal-Konzern gehören, oder den Windkraftanlagenbauer RePower, bei dem die indische Suzlon-Gruppe die Mehrheit hält.

Shell-Sprecherin Cornelia Wolber wollte sich gestern nicht zu den Geboten für die Raffinerien äußern. Aber nach Informationen des Abendblatts hat sich auch der US-Konzern Valero um die Übernahme der Anlagen in Hamburg, Heide und Großbritannien bemüht sowie eine Investmentgesellschaft, die von Mitgliedern der saudischen Königsfamilie kontrolliert wird. Bereits Anfang September könnte es erste Gespräche zwischen dem Mineralölkonzern und den Interessenten geben. Am liebsten würde Shell alle drei Anlagen in einem Paket abgeben. Als Kaufpreis strebt das Unternehmen insgesamt 1,7 Milliarden Euro an.

Shell hatte, wie berichtet, im März bekannt gegeben, dass sich das Unternehmen von den beiden Anlagen in Hamburg und Heide trennen will. Beide Raffinerien beschäftigen jeweils 570 Mitarbeiter und sind laut Shell mit 5,5 Millionen Tonnen Durchsatz in Hamburg und 4,5 Millionen Tonnen pro Jahr in Heide zu klein. Das Unternehmen wolle nur noch in Großanlagen investieren, hieß es damals. Für den Fall, dass sich kein Käufer finden sollte, hatte Shell bereits angekündigt, dass die Anlagen notfalls geschlossen werden müssten.