Gute Banker werden in Deutschland wieder händeringend gesucht. Trotz Finanzkrise herrscht weltweit Fachkräftemangel.

Hamburg. Früher lagen die Boni oft weit über den Festgehältern der Bankmitarbeiter. Das verlockte viele Finanzhändler zu hoch verzinsten, zugleich aber auch hoch riskanten Investments. Nun verschärft die deutsche Bankenaufsicht die Regeln für die Bezahlung von Bankmanagern. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) legte am Freitag eine Neufassung der "Mindestanforderungen für das Risikomanagement" vor. Sie wurde gemeinsam mit der Bundesbank entwickelt und enthält auch konkrete Aussagen über Vergütungen. Bonuszahlungen, auch "variable Vergütungen" genannt, haben maßgeblich zur schweren Krise des Finanzmarktes beigetragen.

Die BaFin reagiert darauf in ihrer Vorgabe für die Branche: "Aggressive Vergütungssysteme haben - neben vielen anderen Faktoren - mit zur Finanzkrise beigetragen, indem sie falsche Anreize gesetzt haben. Vergütungen wurden meist auf der Basis kurzfristiger Erfolge bemessen, was Banker dazu anspornte, unvertretbar hohe Risiken einzugehen", heißt es in einer begleitenden Erklärung des Instituts. "Künftig dürfen kurzfristige Renditen bei den variablen Bestandteilen der Vergütung von Geschäftsleitern und von Mitarbeitern, die hohe Risikopositionen begründen können, keine Rolle mehr spielen."

Die BaFin fordert in der Neufassung ihrer Regeln weiter, dass sich Finanzunternehmen bei variablen Vergütungen "am Erfolg der Organisationseinheit und am Gesamterfolg des Instituts orientieren" sollen: "Sollte sich im Nachhinein herausstellen, dass ein Geschäftsabschluss unter Risikogesichtspunkten nicht vertretbar ist, müssen die Verantwortlichen einen Teil oder sogar ihren gesamten Bonus zurückzahlen", heißt es.

Die Finanzaufsicht setzt mit den neuen Regeln politische Beschlüsse des G20-Gipfels vom April um. Die Geldinstitute sollen diese Vorgaben bis zum Jahresende übernehmen. Die BaFin hat damit nun ein Instrument, um Bonuszahlungen zu prüfen und im Zweifel zu sanktionieren. "Bislang hatten wir ein solches Eingriffsrecht nicht", sagte BaFin-Sprecherin Sabine Reimer dem Abendblatt.

Scharfe Kontrollen erscheinen dringend geboten. An den weltweit wichtigsten Finanzplätzen New York und London wird längst wieder in vollen Zügen ausgeschenkt. Britische Banker können in diesem Jahr nach Schätzung von Fachanalysten mit Bonuszahlungen in Höhe von umgerechnet 4,7 Milliarden Euro rechnen. In den USA ist es ein Vielfaches dessen. Die Investmentbank Merrill Lynch, die die Finanzmarktkrise 2008 nur durch die Übernahme durch die Bank of America überlebt hatte, zahlt laut "Financial Times" dieses Jahr höhere Milliardensummen an Boni als selbst in den Boomjahren 2006 und 2007. Dabei geht es nicht nur um Belohungen für aktuelle Geschäfte, sondern auch um Prämien für die Abwerbung begehrter Mitarbeiter von der Konkurrenz - oder um "Halteprämien", um Topleute nicht zu verlieren.

Der Arbeitsmarkt für Banker jedenfalls scheint rund zu laufen. "Wir haben aktuell rund 100 offene Stellen. Im Oktober und November, als die Finanzmarktkrise in vollem Umfang bei den Instituten angekommen war, teilweise noch mehr", sagt Christian Salge, Geschäftsführer von Manpower Specialities in Frankfurt. Dessen Tochterunternehmen Bankpower vermittelt Fachkräfte an Banken: "Trotz der Finanzmarktkrise und der Fusionen gibt es auch am Bankenmarkt einen Fachkräftemangel. Zum Beispiel im Vertrieb oder dem Risikocontrolling", sagt Salge.

Auch in Deutschland werden bereits wieder Sonderzahlungen aller Art verteilt, wenngleich die Summen nicht an die immensen Beträge in den USA oder Großbritannien heranreichen. Das Wort "Boni" wird dabei strikt vermieden. Die Rede ist vielmehr von "Stabilisierungszahlungen", "Integrationsmehraufwendungen" oder "pauschalen Kompensationszahlungen". Die HSH Nordbank, die nur mit Milliarden Euro Steuergeld gerettet werden konnte, zahlt 400 bis 600 Mitarbeitern "Halteprämien" von bis zu 120 000 Euro.

Auch für Topmanager von Banken, die unter dem staatlichen Rettungsschirm stehen, gibt es Schlupflöcher. Zwar dürfen Vorstände solcher Institute nicht mehr als 500 000 Euro im Jahr verdienen, solange sie keine Dividende zahlen können. Aber bei HSH-Nordbank-Chef Dirk Jens Nonnenmacher fand sich für Sondervergütungen von 2,9 Millionen Euro ebenso ein Grund wie für die 500 000 Euro, die Axel Wieandt bekommt, der Chef der Hypo Real Estate. Die Bank musste mit mehr als 100 Milliarden Euro Kapital und Bürgschaften von anderen Instituten und vom Staat vor dem Untergang bewahrt werden.